Luftaufnahme der Selz
Der neue Verlauf der Selz bei Friesenheim aus der Luft. Das alte Flussbett bleibt als Biotop erhalten, das Wasser darin kommt künftig von oben oder aus dem Grundwasser. Foto: Kreisverwaltung / Ingenieurbüro Frank und Knittel

Friesenheim – Die Renaturierung der Selz nahe Friesenheim ist erfolgreich abgeschlossen: Auf rund einem Kilometer Länge schlängelt sich das ehemals begradigte Flüsschen wieder in seinem alten Bett.

Die neue Gewässerstruktur dient zum einen dem Hochwasserschutz: Denn der gewundene, anhand alter Luftbildaufnahmen rekonstruierte Lauf der Selz verringert deren Fließgeschwindigkeit und nimmt beispielsweise bei Starkregen mehr Wasser auf. Außerdem wurden zwei Retentionsbecken angelegt, die bei Bedarf weitere 18 Millionen Liter fassen, ehe diese auf Grundstücke und Nutzflächen schwappen können. Zudem dient das Projekt der Verbesserung des ökologischen wie chemischen Zustandes des Gewässers , um das ein neues Biotop zum Leben erwacht: Diverse Insekten- und Vogelarten, darunter beispielsweise der Kiebitz, dessen natürliche Lebensräume selten wurden und der daher als Beleg einer erfolgreichen Renaturierung gilt, haben sich bereits angesiedelt.

Viele der Erdarbeiten, die der Selzverband als gemeinsamer Zweckverband der Landkreise Mainz-Bingen und Alzey-Worms seit Herbst vergangenen Jahres erledigen ließ, setzten eine trockene Witterung voraus und erstreckten sich dadurch über mehrere Monate. Zudem wurde bereits bei den Bauarbeiten darauf geachtet, im Einklang mit der Umwelt zu agieren – so wurde beispielsweise ausgehobene Erde in enger Kooperation mit den ansässigen Landwirten auf umliegende Äcker gebracht, um lange Transportwege zu vermeiden. Insgesamt entstanden durch das Bündel an Aufgaben, zu dem auch der Abbruch eines alten Wehrs gehörte, Kosten von rund 600.000 Euro, von denen das Land 250.000 Euro im Rahmen der Aktion Blau Plus übernahm.

Als nächstes will sich der Selz-Verband eines Selzabschnitts bei Gau-Odernheim annehmen: Die Genehmigungsunterlagen sind bereits beim Land eingereicht. Ebenso wie bei Friesenheim sollen ein Teil des Bachbetts verlegt und Feuchtbiotope wie Stillwasser- und Überflutungsflächen so angelegt werden, dass sich nicht nur Flora und Fauna, sondern auch Anwohner wie Ausflügler freuen. Weitere gelungene und bereits abgeschlossene Renaturierungsprojekte befinden sich bei Sörgenloch und Nieder-Olm.