Darmstadt – Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar, die Industrievereinigung Odenwald sowie mehrere Bürgermeister, Bundes- und Landtagsabgeordnete und Landräte haben ein parteiübergreifendes Positionspapier unterzeichnet. In diesem wird deutlich, dass der Odenwald trotz seiner Bedeutung als Wirtschafts- und Industriestandort bei Investitionen in Infrastrukturprojekte zu kurz kommt. Die Beteiligten sehen die Wettbewerbsfähigkeit des Odenwalds in Gefahr und fordern das Land Hessen auf, zu handeln.
Der Odenwald ist kein ländlicher Raum im klassischen Sinne. Er beherbergt zahlreiche Industrieunternehmen, die teils internationale Strahlkraft besitzen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten entwickelt sich besser als im hessischen Landesdurchschnitt. Im Gegensatz dazu belegen Michelstadt und Erbach im Mittelzentrenranking der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar im Punkt „Erreichbarkeit“ mit großem Abstand die beiden letzten Plätze. Die Verkehrsnetze sind überlastet – eine gefährliche Entwicklung für den Wirtschaftsstandort und die Region.
Dabei stellt der Bundesverkehrswegeplan bis 2030 eigentlich ausreichend Mittel für Infrastrukturprojekte im Odenwald bereit, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Von den hier genannten Vorhaben profitieren neben dem Odenwaldkreis auch unmittelbar die Landkreise Darmstadt-Dieburg und Bergstraße. Das Land Hessen erstellt eine Prioritätenliste, die sich auf Investitionen in Brücken und Autobahnen konzentriert. Aufgrund des erheblichen Nachholbedarfs sicher wichtig, doch für den Odenwald, den einzigen Landkreis in Hessen ohne Autobahn, ist das ein großes Problem. Auf Initiative der IHK Darmstadt haben sich die Industrievereinigung Odenwald sowie mehrere Bürgermeister, Bundes- und Landtagsabgeordnete und Landräte gemeinsam an einem Runden Tisch zusammengefunden und ein parteiübergreifendes Positionspapier verabschiedet. Darin machen sie konkrete Vorschläge, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes als wichtigen Teil von Frankfurt-Rhein-Main auch in Zukunft zu sichern.
Die Probleme sind bekannt und das Geld ist da, um sie anzugehen
Die Beteiligten denken dabei keineswegs nur an den Odenwald: Eine Entzerrung der hochverdichteten Ballungskerne in einer stark wachsenden Region wird nur gelingen, wenn die regionale Verflechtung zunimmt. Der Schlüssel dazu sind massive Verbesserungen der Mobilität. Um die Herausforderungen anzugehen, hat der Odenwald selbst bereits innovative Ideen auf den Weg gebracht. Hierzu zählen beispielsweise das Pilotprojekt „garantiert mobil“, eine intelligente Erweiterung des öffentlichen Nahverkehrs, sowie der Ausbau der Odenwaldbahn.
Doch innovative Mobilitätskonzepte und attraktive Bahnverbindungen allein können die Verkehrsprobleme im Odenwald nicht lösen. Konkret fordert das Positionspapier daher neben einer weiteren Kapazitätserhöhung der Odenwaldbahn den punktuellen Ausbau der als „Odenwaldautobahnen“ bekannten Bundesstraßen 38 und 45. Auf der B 45 muss der Abschnitt zwischen Dieburg und Groß-Umstadt sowie das Semder Kreuz aus- und umgebaut werden. Auf der B 38 braucht es zur Entlastung der Menschen und Verkehrswege Ortsumgehungen für Groß-Bieberau, Mörlenbach, Rimbach/Lörzenbauch und Fürth.
Mit dem Positionspapier werden die Beteiligten nun den konstruktiven Dialog in Wiesbaden bei der Landespolitik suchen: Alle genannten Infrastrukturprojekte sind bereits im Bundesverkehrswegeplan beschrieben. Soll der Odenwald als lebenswerte Region und attraktiver Wirtschaftsraum Schritt halten, müssen diese vom Land Hessen in die Priorisierungsliste aufgenommen werden. Andernfalls, da sind sich die Partner einig, wird die wirtschaftliche Entwicklung der Region um Jahrzehnte zurückgeworfen.