Bad Kreuznach / Idar-Oberstein – Motoren und Rotoren starten, Instrumente werden geprüft, Fluggenehmigung erbeten und schon kann es los gehen. Am Himmel ertönt lautes Getöse – ein Hubschrauber der langsam über die Wiesen und Felder des Netzgebiets des Regionalzentrums Rhein-Nahe-Hunsrück entlang einer Stromleitung fliegt. Was ist da los? Aktuell kontrolliert Westnetz hier die Leitungstrassen. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und etwaige Schäden an den Leitungen festzustellen, werden die Leitungen der Westnetz alle zwei Jahre beflogen. An Bord sind Pilot Benjamin Reichmann und Westnetz-Mitarbeiter Mark Kollmann. Beide haben nur eines im Blick: die Hochspannungstrassen des Verteilnetzbetreibers.
Aus der Luft sieht Kollmann, ob alle Bauteile, wie Masten, Leiterseile und Isolatoren, in Ordnung sind. Sein fliegender Arbeitsplatz wird dazu von dem geschulten Piloten dicht entlang der Leitungen manövriert. Die Hochspannungstrassen führen zu Umspannanlagen, die in jedem größeren Ort die Stromversorgung gewährleisten. Der Hubschrauber überfliegt die Leitungen im Netzgebiet des Regionalzentrums Rhein-Nahe-Hunsrück. Nach dem Start tastet sich der Hubschrauber schrittweise entlang der Leitung vor. Dabei ist Kollmann hochkonzentriert, sein Blick immer auf die Anlagenteile gerichtet. „Die Flüge sind ein wichtiger Teil unserer routinemäßigen Kontrollen. Durch unseren geschulten Blick entdecken wir schnell, wo etwas nicht in Ordnung ist. Einmal hingen beispielsweise Turnschuhe mit den Schnürsenkeln aneinandergebunden an der Leitung. So etwas sieht man aber eher selten und natürlich schaffen wir dann im Sinne der Versorgungssicherheit direkt Abhilfe“, erzählt der Westnetz-Mitarbeiter.
Der Verteilnetzbetreiber kontrolliert das gesamte Hochspannungsnetz einmal im Jahr – jährlich wechselnd zwischen der Befliegung und der Begehung der Leitungen. So können etwa Schäden durch Blitzschlag am Erdseil festgestellt werden. Dieses verläuft von Mastspitze zu Mastspitze und dient auch als Blitzschutzseil. Notiert werden aber auch Vogelnester, die im Gestänge über den Stromkreisen angelegt sind. Nach der Brutsaison werden sie entfernt. So wird verhindert, dass die Nester, wenn sie auseinanderfallen, Erdschlüsse verursachen können. Auch der Abstand von Bäumen zu den Leitungen wird ins Visier genommen. Im Herbst werden sie dann geschnitten. Kollmann erläutert: „Alle Schäden dokumentieren wir sorgfältig. Sie werden dann bei nächster Gelegenheit behoben.“ Pro Tag werden etwa 80 bis 100 Kilometer Stromleitung kontrolliert. Ähnlich wie bei der Befliegung werden auch bei der Begehung einer Leitungstrasse die Stromkreiskomponenten begutachtet und dokumentiert.
Nach getaner Arbeit fliegen die beiden Männer mit dem Hubschrauber zurück nach Koblenz. Von dort kann am Folgetag die nächste Befliegung in Richtung Trier in Angriff genommen werden.