Frankfurt am Main – Am Mittwoch, 5. September 2018 findet im Historischen Museum Frankfurt eine szenische Lesung statt. Der Schauspieler, Autor und Erzähler Jürgen Flügge formte ein Einpersonenstück aus den Geschichten, Anekdoten und der Korrespondenz aus dem Koffer seiner Mutter Minna.
Minnas Sohn findet einen alten Koffer auf dem Speicher. Er ist voller Briefe und Postkarten aus der Zeit von 1934 bis in die fünfziger Jahre und beinhaltet auch Fotos in alten Briefumschlägen, deren Briefmarken die Konterfeis von Hitler und Heuss zeigen. Angeregt vom Kofferinhalt beginnt er sich zu erinnern: an die Mutter und ihre Jugend in einem Dorf im südhessischen Ried, das auch seine eigene Jugend prägte. Erinnerungen an die Freundschaft zu Edith und ihrer jüdischen Familie kommen auf, bei der Minna als Dienstmädchen in Stockstadt arbeitete. Er erinnert sich an den brutal gestörten Alltag der jüdischen Familie durch die Machtergreifung der Nazis, aufgrund dessen Ediths Familie in die USA floh. Er erinnert sich aber auch an die tiefe Freundschaft zwischen Edith und Minna.
All das belegen die originalen Dokumente aus Minnas Koffer. Geschichten und Anekdoten verweben sich zu einem Stück über eine Freundschaft, die für zwei Mädchen eine Insel über den Atlantik hinweg und inmitten des nationalsozialistischen Alltags wurde.
Das Stück wurde im November 2015 im Hof-Theater-Tromm uraufgeführt.
Die szenische Lesung findet im Rahmen der Ausstellung „Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933-1945“ statt, in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut.