Neuwirtheim – 26 Jahre nach einem brutalen Raubüberfall auf ein wehrloses älteres Ehepaar in Neuwirtheim ist einer der mutmaßlichen Täter jetzt gefasst worden. Die Staatsanwaltschaft Hanau hatte wegen versuchten Mordes nach dem heute 49 Jahre alten Beschuldigten mit einem internationalen Haftbefehl gefahndet. Er wurde Ende Juni dieses Jahres festgenommen, als er von Serbien nach Montenegro ausreisen wollte.
Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand soll der Beschuldigte am Abend des 3. Juni 1991 mit zwei weiteren Komplizen ein damals 78 und 80 Jahre altes Ehepaar in dessen eigener Wohnung in der Wächtersbacher Straße überfallen und schwerste Verletzungen zugefügt haben. Dabei ging es dem Trio offensichtlich nur um Schmuck und Bargeld.
Die 78-jährige Frau war gegen 23 Uhr durch Geräusche im Haus aufgeschreckt. Als sie nach unten ins Erdgeschoss ging, um nachzuschauen, traf sie dort auf die drei Männer. Einer der Täter schlug sie mit einem Holzknüppel sofort nieder, woraufhin sie das Bewusstsein verlor. Ihren 80 Jahre alten Ehemann, der aufgrund eines Schlaganfalles behindert und teilweise bettlägerig war, griffen die Täter im Schlafzimmer an. Sie schlugen so heftig auf den im Bett liegenden Mann ein, bis auch er bewusstlos wurde. Das Ehepaar wurde am nächsten Morgen schwer verletzt von einer Gemeindeschwester aufgefunden, die umgehend die Polizei und Rettungsdienste verständigte. Die Eheleute mussten mehrere Wochen in einem Krankenhaus behandelt werden. Während die Ehefrau neun Jahre später verstarb, überlebte ihr Mann den Überfall nur um wenige Monate. Die Beute des Trios bestand neben einigen Silberschalen, Ringen und Halsketten noch aus 2.000 DM Bargeld.
Die Ermittler der damaligen Kriminalstation Bad Orb konnten am Tatort zahlreiche Spuren sichern, darunter auch einen Fingerabdruck, der sich anfangs allerdings keiner Person zuordnen ließ. In den Wochen nach dem Überfall wurden zwar zahlreiche Verdächtige überprüft und zudem ein Phantombild veröffentlicht, alles jedoch ohne Erfolg. Erst Jahre später kam es im Zuge einer sogenannten “Altfallrecherche” zu einem daktyloskopischen Treffer. Nun stand fest, dass der am Tatort gesicherte Fingerabdruck eindeutig von dem Beschuldigten stammt. Dieser hatte Mitte der 90er Jahre wegen einem ähnlichen Delikt eine mehrjährige Haftstrafe in Bayern verbüßt. Da ihm der Raubüberfall in Biebergemünd zunächst nicht zugerechnet werden konnte, schoben ihn die Behörden nach der Haft in sein Heimatland Serbien ab. Dort war er für die deutschen Ermittlungsbehörden nicht mehr auffindbar.
Erst jetzt wurde der 49-Jährige an einem Grenzposten zu Montenegro gestoppt und Gewahrsam genommen. Zielfahnder des Hessischen Landeskriminalamtes brachten den Mann Anfang September zurück in die Bundesrepublik, wo er nach seiner Vorführung beim Amtsgericht Gelnhausen wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes in Untersuchungshaft genommen wurde.