Wiesbaden – Die videobasierten und installativen Interventionen von Sara Nabil (*1994, Kabul) verhandeln Mechanismen hinter Macht- und Gewaltstrukturen und deren mögliche Folgen. In No Objection Possible, ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung, okkupieren ihre Arbeiten als Reaktion auf das daraus resultierende gesellschaftliche Ungleichgewicht die Ausstellungsräume.
Sara Nabil verbindet in ihren Arbeiten Erinnerungen an ihre Kindheit in Afghanistan mit persönlichen Beobachtungen zum aktuellen Zeitgeschehen. In der Ausstellung No Objection Possible nimmt die Künstlerin mit der Zivilgesellschaft diejenigen in den Fokus, die die Auswirkungen wichtiger politischer Entscheidungen zu spüren bekommen, und verweist indirekt auf die hinter diesen Entscheidungen stehenden, teilweise auch wirtschaftlichen, Interessen. Die gleichnamige Installation, die speziell für die Ausstellung entstanden ist, kombiniert Videos mit skulpturalen Elementen. Das Zentrum der Arbeit bildet dabei ein überdimensionierter Tisch, der über den Köpfen zu schweben scheint. Verhandlungstische, die als architektonisches Element in politischen Interieurs weltweit in Verwendung sind, dienen Sara Nabil dabei als Sinnbild für Machtstrukturen und politische Handlungen.
„Als ich das erste Mal diese Tische sah, war ich sechs Jahre alt. Meine Familie und ich lebten unter dem Taliban-Regime, das Musik und Fernsehgeräte verboten hatte, aber wir hatten Satellitenfernsehen zu Hause. Auf einem Kanal sah ich Nachrichten über den Angriff der USA auf Afghanistan. Der Präsident der USA kündigte von einem solchen Tisch aus an, Afghanistan anzugreifen. Auch auf der anderen Seite versammelten sich Menschen um einen solchen Tisch und verhandelten das Schicksal von Millionen“, erinnert Sara Nabil.
Wie wirkt sich das Votum der Mächtigen an einem Tisch auf das Leben von Millionen Menschen aus? Welche Spuren hinterlassen diese Entscheidungen in individuellen Lebensgeschichten? Und nicht zuletzt: Ist Widerspruch möglich?
Über die Künstlerin
Sara Nabil (*1994, Kabul) studierte von 2013 bis 2015 Politikwissenschaften an der Karwan University in Kabul, seit 2016 ist sie in der Klasse Heiner Blum für experimentelle Raumkonzepte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. 2018 gewann sie dort den Rundgangspreis der Frankfurter Künstlerhilfe. Bereits im Alter von 14 Jahren zeigte sie in der Gruppenausstellung Make Art. Not War (2008) erstmals Arbeiten im deutschsprachigen Raum (Leipzig/Bonn/ Berlin). Anschließend waren Arbeiten in Afghanistan, Österreich, Spanien, Italien, Indien, Nepal, Norwegen und in den USA zu sehen. 2016 nahm Sara Nabil an der Gruppenausstellung Curriculum Vitae (C.V.) – Intellektuelle Freihandelszone im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden teil. 2017 wurde eine Arbeit der Künstlerin von der Artothek des Deutschen Bundestages angekauft. 2018 war sie für den ars viva–Preis nominiert. Sara Nabil lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden wird institutionell gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Die Nassauische Sparkasse Wiesbaden fördert die Ausstellung Sara Nabil /
No Objection Possible im Rahmen ihrer Reihe PERSPEKTIVEN DER ZUKUNFT und möchte damit einen Anstoß zur kritischen und ungewöhnlichen Auseinandersetzung mit Zukunftsvisionen und gesellschaftlichen Entwicklungen geben.