Heidelberg – Die Geschäftsführung der Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum GmbH hat am 12. September 2018 beim Amtsgericht Heidelberg einen Antrag auf Insolvenzverfahren zur Sanierung in Eigenverwaltung gestellt. Diesem wurde am 12. September 2018 vorläufig stattgegeben, als Sachwalter wurde der renommierte Rechtsanwalt Tobias Wahl bestellt. Ursächlich für diesen Schritt sind die Kostensituation und eine geringe Auslastung der Marburger Anlage, so dass ein wirtschaftliches Betreiben nicht möglich ist.
In Marburg wurde 2009 von der Firma Siemens in der Verantwortung der Rhön-Klinikum AG eine Synchrotron-Anlage zur Strahlentherapie von Krebspatienten mit beschleunigten Teilchen gebaut. Vorbild war das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum. Nachdem die Schließung der Anlage drohte, wurde das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) gebeten, seine Expertise einzubringen und die Versorgung der Region rund um Gießen-Marburg mit moderner Ionenstrahl-Therapie zu sichern.
Der klinische Betrieb für die Region Gießen-Marburg wurde seit 2015 gemeinsam von Universitätsklinikum Heidelberg und Universitätsklinikum Gießen Marburg sichergestellt. Das Betriebskonzept, zugeschnitten auf die Region Gießen-Marburg, erwies sich trotz vieler Bemühungen als wirtschaftlich nicht tragfähig. Es ist nicht gelungen, mehr Patienten der Region zu behandeln und Erträge an Forschungsvorhaben auf der Anlage zu realisieren. Die negativen Betriebsergebnisse wurden stetig den Gesellschaftern – UKHD und Rhön-Klinikum AG – berichtet, die auch in die laufenden Versuche der Verbesserung eingebunden waren.
Seit Herbst 2015 wurden 641 Patienten am Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum mit sehr guten Ergebnissen behandelt, davon wurde rund ein Drittel überregional überwiesen. Die Sicherung einer nahtlosen Fortführung der aktuellen Patiententherapien ist entscheidend für alle Beteiligten, denn die Geschäftsführung und die behandelnden Ärzte sind weiterhin von der Richtigkeit und Wichtigkeit dieser Behandlung bei bestimmten Krebsformen überzeugt. Alle Patienten können sowohl am Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum als auch am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum ihre Therapie fortsetzen.
Die Mitarbeiter wurden über die aktuelle Entwicklung in einer Mitarbeiterversammlung, die am 14. September um 12 Uhr in Marburg stattgefunden hat, informiert. Eine Übernahme der Mitarbeiter durch das Universitätsklinikum Heidelberg wird ermöglicht, die Zahlung der Gehälter ist vorerst sichergestellt.
Die Gesellschafter bemühen sich derzeit um die Betriebsfortführung und entwickeln ein Sanierungskonzept zur Fortsetzung des Marburger Betriebs, um den Standort zur Versorgung der Bevölkerung in der Region zu erhalten. Hierzu werden aktuell neue Betriebskonzepte unter anderer Trägerschaft analysiert beziehungsweise Gespräche mit Investoren durchgeführt.