Frankfurt am Main – Der Landessportbund Hessen e.V. (lsb h), mit knapp 2,1 Millionen Mitgliedern die größte Personenvereinigung des Landes, setzt auf Kontinuität. Auf dem XXVIII. Sportbundtag, dem höchsten Souverän des organisierten Sports, wählten Delegierte aus ganz Hessen am Samstag Dr. Rolf Müller erneut einstimmig zu ihrem Präsidenten. Der 70-jährige Gelnhäuser, ehemaliger Staatssekretär und hessischer Landtagsabgeordnete i.R., steht seit 1997 an der Spitze des lsb h-Präsidiums.
Wiedergewählt wurden auf der Tagung in Frankfurt auch die Vizepräsidenten Lutz Arndt (Leistungssport, Frankfurt), Ralf-Rainer Klatt (Sportentwicklung, Griesheim bei Darmstadt), Dr. Susanne Lapp (Kommunikation und Marketing, Frankfurt), Helmut Meister (Finanzmanagement, Schlüchtern) sowie Prof. Dr. Heinz Zielinski (Schule, Bildung und Personalentwicklung, Linden). Neu im Präsidium und künftig als Vizepräsident für die Bereiche Vereinsmanagement und Sportinfrastruktur verantwortlich ist Dr. Frank Weller (Hohenahr). Der 59-jährige Rechtsanwalt war gegen den langjährigen Amtsinhaber, Rolf Hocke (Wabern) angetreten und hatte die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt. Hocke wurde von den Delegierten im Anschluss zum Ehrenmitglied des Präsidiums ernannt. Juliane Kuhlmann, Vorsitzende der Sportjugend Hessen, wurde qua Amt als Präsidiumsmitglied und Vizepräsidentin Kinder- und Jugendsport bestätigt.
Der Sportbundtag als solcher stand unter dem Motto „Landessportbund Hessen – verlässlich in Zeiten des Wandels“. Ein Motto, das Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, neben Innen-und Sportminister Peter Beuth prominentester politischer Gast des Sportbundtages, unterstrich. „Der Wandel und die damit einhergehende Schnelllebigkeit überfordern viele Menschen. Der Sport setzt dem Orientierung und Werte entgegen. Deshalb braucht unsere Gesellschaft einen engagierten, starken und auch fordernden Sport“. Aus Sicht der Politik sei der Sport „die wichtigste gesellschaftliche Ressource, die wir haben“, so Bouffier. Er führte als Beispiele das nicht zu ersetzende Engagement der Vereine, Verbände, Sportkreise und natürlich des Landessportbundes beispielsweise in den Bereichen Integration, Bildung und Inklusion an.
Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, brach mit Sicht auf Begriffe wie Ethik, Moral und Compliance eine Lanze für die 90.000 in Deutschland und die 7.700 in Hessen beheimateten Sportvereine. Hörmann: „Wenn internationale Verbände so geführt würden wie unsere Sportvereine, wäre die Welt ein Stück weit mehr in Ordnung.“
Einschätzungen, die der alte und neue lsb h-Präsident Dr. Rolf Müller natürlich gerne hörte, stimmen sie doch mit den Realitäten des Vereinsalltags überein. „Vereine sind keine Auslaufmodelle“, sagte Müller. Im Gegenteil. „Vereine sind solide Bausteine unseres Gemeinwohls, sie sind ein unbezahlbarer Gewinn für unsere Gesellschaft und ehrenamtliche Arbeit ist zudem ein Bollwerk gegen Egoismus, gegen Ich-Bezogenheit, unsoziales Verhalten und Selbstsucht“, so der Präsident. In einem Satz: „Vereine sind die sozialen Tankstellen, die den Sprit liefern, um die Motoren der Gesellschaft am Laufen zu halten.“
Grundlage für die Arbeit des Landessportbundes für seine Vereine und ist ein Haushalt, der sorgfältig, umsichtig und effizient geführt wird. 2018 schloss der Haushalt in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen mit 32,3 Millionen Euro ab. Der Planansatz für 2019, dem die Delegierten ebenfalls zustimmten, sieht Mittel in Höhe von knapp 33,1 Millionen Euro vor. Als wichtigste Einnahmepositionen nannte Helmut Meister, Vizepräsident Vereinsmanagement, 20,1 Millionen Euro als seit 2013 festgeschriebene Summe aus Wetteinnahmen und fünf Millionen Euro aus Mitgliedsbeiträgen. Mit Blick auf die stetig steigenden Aufgaben und die damit verbundenen Ausgaben der Organisation müsse man aber spätestens 2020/21 mit dem Land über eine Anpassung der 20,1 Millionen Euro reden.
Die Aufgaben des Landessportbundes, das liegt auf der Hand, müssen in vielen Bereichen originär fortgeführt, in anderen möglicherweise aber auf den Prüfstand gestellt werden. Das führte Ralf-Rainer Klatt, Vizepräsident Sportentwicklung, an. So gelte es beispielsweise das Selbstverständnis, das Leitbild oder die Aufnahmekriterien für neue Verbände kritisch zu betrachten. Das beste Beispiel dafür liefere der stetig wachsende e-Sport. Hier wird innerhalb des Landessportbundes derzeit die Frage diskutiert, inwieweit Sport bezogene Computerspiele tatsächlich als Sport zu bewerten sind.
Bei all dem stehen hinter dem Sport, hinter den Vereinen und Verbänden Menschen. Die müssen in ihrem Handeln Werte beachten und erhalten und Transparenz, Integrität und Partizipation als Prinzipien einer guten Verbandsführung einsetzen, wollen sie glaubwürdig bleiben. Einen Leitfaden dazu hat der Sportbundtag jetzt in einem Papier zum Thema Good Governance festgeschrieben. Das von Prof. Dr. Heinz Zielinski gemeinsam mit einer Arbeitsgemeinschaft entworfene Leitbild wurde von den Delegierten verabschiedet und soll kontinuierlich weiterentwickelt werden. Als Good Governance-Beauftragte werden künftig die ehemalige Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries und der ehemalige Generalbevollmächtigte der Fraport AG, Volker Zintel, tätig sein.