Uelversheim – Familie Dau(er)nheim(er), vertreten durch Birgit, Gerd, Kurt,und Marcos Eugenio. Sie kommen aus Deutschland und Kanada, Brasilien und China, Polen, Schweden, England. Ihnen allen gemeinsam aber ist der Nachname: Dauernheim – oder, je nach Land auch Dauernheimer oder Dau(e)nheimer geschrieben.
Eine etwa dreißigköpfige internationale Gruppe von Familien mit dem Nachnamen Dauernheim in seinen unterschiedlichen Varianten war jetzt, Ende September 2018, in das Dorf zurückgekehrt, von dem die Auswanderung in die Welt begann: Uelversheim. Grund genug für die Gruppe, an einer Ortsführung mit Rita Krämer und Edgar Bucher teilzunehmen.
Herzlich begrüßt durch Herrn Ortsbürgermeister Rudi Baumgarten, begab sich die Gruppe von dem Parkplatz des Friedhofs aus auf eine etwa zweistündige Tour durch den Ortskern mit den historischen Kellern, dem ehemaligen Leiningischen Schloss, dem Rathaus und der neu renovierten achteckigen Kirche.
Pfarrerin Anne-Dore Schäfer berichtete voller Stolz über die Historie und Renovierung der Kirche in der historische Bausubstanz und aktuelle Technologie harmonisch im Einklang stehen.
Jarrod Daunheimer (15 Jahre alt) durfte noch eine kurze Kostprobe seines Könnens auf der Orgel zu Gehör bringen.
Den Abschluss bildete dann das Treffen aller Teilnehmer in dem Räumen des Weingutes Strauß.
In angenehmer Atmosphäre, bei wohlschmeckender, bekömmlicher Verköstigung und optimalen technischen Bedingungen wurden dort Informationen von und zur Familie ausgetauscht.
Frau Birgit Mäleke aus Thüringen und Herrn Gerd Dauernheim aus der Pfalz, Frau Nair Dauernheimer aus Brasilien, Herr Kurt Daunheimer aus Kanada hielten jeweils kurzweilige Vorträge zu ihren jeweiligen Familien Linien.
Schon vor Beginn der offiziellen Führung waren Mitglieder der Gruppe, die ihren Aufenthalt in Deutschland teilweise um mehrere Tage verlängerten, durch den Ort und die Region gestreift und hatten viele reizvolle Motive mit der Kamera eingefangen.
Unterwegs mit Rita Krämer und Edgar Bucher gab es nicht nur Interessantes aus Uelversheims Historie zu erfahren, sondern auch über die spannende und inzwischen weltweite Vernetzung der „Familie Dauernheim“, wie sich deren Angehörige inzwischen nennen.
„Angefangen hat alles damit, dass mich an einem Abend des Jahres 2012, vollkommen überraschend, ein mir unbekannter Mann namens Kurt Daunheimer aus Kanada anrief“,
berichtet Gerd Dauernheim aus Haßloch/Pfalz, der gemeinsam mit der Thüringerin Birgit Mäleke aus Leinefelde-Worbis das jetzige Treffen organisiert hat.
„Heute weiß ich längst, das Kurt Daunheimer ein weitläufig mit mir verwandter Cousin ist“, fährt Gerd Dauernheim fort.
„Damals berichtete er mir in exzellentem Deutsch, dass er Familien- und Ahnenforschung in Deutschland betreibe – und er wollte wissen, ob ich dies merkwürdig fände.“
Das Gegenteil war der Fall: Kurt Daunheimer rannte bei dem historisch interessierten Gerd Dauernheim quasi offene Türen ein und infizierte ihn zugleich mit dem „Dauernheim-Familien-Virus“.
Dank diesem Anstoß und tatkräftiger Forschungsarbeit von Dauernheimern in aller Welt ist inzwischen längst weitgehend geklärt, wie die einzelnen Abstammungsstränge verlaufen.
Wertvolle und akribisch recherchierte Beiträge hierzu haben neben Kurt Daunheimer und Gerd Dauernheim, Birgit Maeleke – deren Mutter eine geborene Daunheimer ist – und viele Verwandte aus dem Bereich der ehemaligen DDR recherchieren konnte, geleistet.
Dieter Alt vom Arbeitskreis Dorfgeschichte Nieder-Florstadt, dessen Großmutter noch den Namen „Dauernheim“ trug leiste ebenfalls wertvolle Basisarbeit.
Johannes Dauernheim (geb. 1618) aus Nieder-Florstadt und den weiteren Weg, der dessen Enkel Wilhelm Dauernheim (1697 bis 1761) nach Uelversheim bei Oppenheim am Rhein führte.
Von ihm und über seinen Sohn Jacob Dauernheimer aus erster Ehe (1731 bis 1781) und dessen Ur Enkel Andreas Dauernheimer (geboren 1803 in Uelversheim) stammt die brasilianische Linie der Familie ab.
Von seinen Söhnen aus zweiter Ehe – Matheus Dauenheimer (geb. 1735) und Johannes Dauenheimer (geb. 1740) – ging die galizische Linie aus.
Das heute polnisch-ukrainische Galizien, wo die beiden Dauenheimer auch mutmaßlich verstarben, gehörte damals zum Kaiserreich Österreich und war ein mögliches Auswanderungsziel für deutsche Familien.
Die historischen Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit Europas mit deren politischen und gesellschaftlichen Veränderungen führten dazu, dass der überwiegende Teil der Dauernheim-Familien die Wahlheimat Galizien verlassen musste und im heutigen Staatsgebiet Deutschlands lebt.
Nordamerika, Kanada und China, speziell Peking und Shanghai, wurden erst in späteren Jahrhunderten zur potenziellen neuen Heimat für Deutsche, darunter auch Menschen mit dem Nachnamen Dauernheim.
„Mein Großvater kam 1904 aus Galizien nach Kanada“, berichtet der kanadische Familienforscher Kurt Daunheimer, im Gespräch.
In der damals aufblühenden Stadt Regina, heute Hauptstadt der kanadischen Provinz Saskatchewan, fand der Urahn eine neue Heimat.
„Doch für meinen Großvater war es echte Pionierarbeit, hier anzukommen“, sagt Daunheimer, der in Regina eine deutschsprachige Schule besucht hat und dessen Sohn großes Interesse an den historischen Bauwerken in Dauernheim sowie am Mittelalter generell zeigt.
Vater und Sohn unternahmen im Anschluss an die Dauernheimer Führung noch einen Abstecher zu einem Familienzweig in der Nähe von Hannover.
„Er ist jung verstorben, hinterließ meine Großmutter mit vier kleinen Söhnen“, weiß Kurt Daunheimer, der durch die deutsch-polnisch-sprachige Geburtsurkunde seines Großvaters zu seinen Nachforschungen inspiriert wurde und in einem Online-Telefonbuch auf den Haßlocher Gerd Dauernheim stieß.
Das harte Leben der Ahnen wünschte sich niemand in der historisch interessierten Runde herbei – doch die Reise zurück zu den Wurzeln faszinierte sie alle.
„Die aktuellen digitalen Möglichkeiten der Vernetzung erleichtern uns natürlich den wechselseitigen Kontakt und das Weiterforschen“, betont der Pfälzer Gerd Dauernheim.
So war es für ihn eine große Überraschung, mit Marcos Eugenio Dauernheimer in Porto Alegre, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Sul in Kontakt zu kommen.
„Als wir uns via Skype zum ersten Mal ins Gesicht blickten, glaubten wir wechselseitig, einen Zwillingsbruder vor uns zu haben.“
Das gemeinsame Erbe wirkt, wie es scheint, weltweit und über die Jahrhunderte fort.
So unterstreicht Marcos Eugenio Dauernheimer via E-Mail die intensiven Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien, die sich in deutschen Sprachinseln im Land sowie in der Brauchtumspflege mit „Kirchmessen“ (Kirchweih/Kirb) und lokalen „Octoberfesten“ darstellen.
Zudem übermittelt er eine Urkunde, die seinen Urahnen Germano (Herrmann) Dauernheimer im Rahmen einer Ausstellung von 1924 als Sättler/Sattler erwähnt.
„Dessen Vorfahre wiederum, Karl Dauernheimer, war 1822 aus Portugal nach Rio Grande do Sul übergesiedelt und half als Sattler dort, eine weltweit renommierte Schuh- und Leserindustrie aufzubauen“, berichtet Marcos Eugenio Dauernheimer schriftlich.
Akribisch arbeitet er weiter daran die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Dauernheimer in Brasilien zu vervollständigen.