Landau – Claus Peymann ist Theaterregisseur, Selbstdarsteller, Kritiker, Denker und Provokateur in einer Person. Peymann wird übernimmt die 12. Poetik-Dozentur „Mord und Totschlag – kann Theater die Welt verbessern?“ der Universität in Landau. Karten für den öffentlichen Vortrag am 7. November 2018 gibt es ab sofort bei der Buchhandlung Thalia in Landau und per E-Mail an halloherrpeymann@gmx.de.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert hat der Regisseur Claus Peymann das deutsche, ja das europäische Theater mitgestaltet und geprägt. Der Dramatiker Peter Handke bezeichnete ihn als „Kunstwerk des Provozierens“ – ein unerbittlicher Narr, der meint, das Theater sei zuständig für Utopien, für die Verbesserung der Welt, für größere Gerechtigkeit.
In seinem öffentlichen Poetik Vortrag am Mittwoch, 7. November, um 20 Uhr in der Jugendstil Festhalle Landau, setzt sich Claus Peymann mit dem Theater als staatlich subventionierte Opposition auseinander. Ist das Theater noch der letzte Zufluchtsort für Utopie und Gerechtigkeit? Hat diese Kunstform überhaupt noch eine Zukunft? Schafft sie sich selbst ab oder gebärt sie sich gerade neu? Ist sie noch erwünscht? Mit durchaus umstrittenen und provokativen Aussagen und Gedanken befeuert und erzwingt Peymann die Diskussion über unser aktuelles Kulturverständnis im Bilde des vergangenen Jahrhunderts und im Angesicht einer ungewissen Zukunft.
Nach den dunklen Jahren der Nazizeit entwickelte sich ein neuer Begriff einer auch politisch eingreifenden Theaterkunst. Dieser Aufbruch war bei Claus Peymann eng verbunden mit den bedeutendstenDramatikern jener Zeit: von der Uraufführung von Peter Handkes „Publikumbeschimpfung“ im Jahre 1966 in Frankfurt bis zur Uraufführung von Thomas Bernhards „Heldenplatz“ 1988 in Wien, die ganz Österreich entzweite. Aber auch die neuen Stücke von Peter Turrini, Elfriede Jelinek, Thomas Brasch und nicht zuletzt Botho Strauß waren wichtige Momente seiner Arbeit. Von der Neugründung der Berliner Schaubühne bis zu seiner Direktion am Berliner Ensemble (nach Stationen am Frankfurter TAT, am Staatsschauspiel Stuttgart, am Schauspielhaus Bochum und am Burgtheater) hat er zudem immer wieder versucht, neue Strukturen in den „verkrusteten“ Theaterbetrieben auszuprobieren – auch durch den Abbau falscher Autorität und Einführung von Mitbestimmung in vielfacher Form. Hat diese lebenslange Auseinandersetzung etwas bewirkt? Oder war diese Theaterarbeit ein lebenslanges Scheingefecht? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Poetik-Dozentur von Claus Peymann.
Die Veranstaltungsreihe
Die Poetik-Dozentur gibt es an der Universität Koblenz-Landau am Campus Landau seit dem Sommersemester 2010. Sie dient als Forum der kulturellen Begegnung und hat das Ziel, Kultur und im Besonderem Literatur lebendig und erlebbar werden zu lassen. Einmal im Jahr kommen namhafte Literaten und Künstler, die sich ganz besonders für Literatur im kulturwissenschaftlichen Sinne einsetzen, nach Landau. Die Poetik-Dozentur gibt den Studierenden und der literarisch interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit, literarische Werke und Werkfragen nicht nur aus der akademischen Perspektive der Literatur- bzw. Kulturwissenschaft, sondern aus der Sicht des über sein kreatives Wirken reflektierenden Künstlers zu sehen und zu verstehen.
Bisherige Inhaber waren u.a. Büchnerpreisträgerin Sibylle Lewitscharoff, Bestsellerautor Daniel Kehlmann, Rafik Schami, Theresia Walser und FC Delius. Die Poetik-Dozentur ist eine Kooperation mit dem SWR 2 und dem Künstlerhaus Edenkoben und wird gefördert von der Fix-Stiftung.
Die Veranstaltung auf einen Blick:
Claus Peymann: Vortrag „Mord und Totschlag – kann Theater die Welt verbessern?“
Mittwoch, 7.11.2018, 20 Uhr (Einlass 19 Uhr)
Jugendstil Festhalle Landau
Eintritt 15 Euro
VVK: Thalia Landau und per E-Mail unter: halloherrpeymann@gmx.de