Karlsruhe. Sporttreiben kurbelt bekanntlich die Glückshormone an und sorgt für den gesunden Ausgleich im Alltag. Je einfacher die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen, umso einfacher der Weg zum Bewegungsglück. Dass auch Menschen mit geistiger Behinderung an diesen sportlich-aktiven Glücksmomenten teilhaben können, ist nicht wirklich einfach, barrierefreie Angebote für sie sind im Sportalltag wenig vertreten.
Special Olympics, die internationale Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, dieser Zielgruppe eine umfassende Teilhabe am Sport mit einem möglichst breitgefächerten Angebot zu ermöglichen. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur der Wettbewerbssport im Rahmen von regionalen Wettbewerben, Landesspielen oder nationalen wie internationalen Spielen, sondern vor allem auch das wettbewerbsfreie Angebot. „Dabei sein ist alles“ ist auch das Grundmotto der vom Special Olympics Landesverband Baden-Württemberg (SOBW) veranstalteten Landes-Winterspiele, die vom 10. bis 12. März 2016 in Todtnauberg stattfinden.
„Endlich kann gerodelt werden!“,
freuen sich die Athletinnen und Athleten dieser Winterspiele. Denn bisher hieß es nicht „Ski und Rodel gut“, sondern nur „Ski, Schneeschuh und Snowboard gut!“ Einem einzelnen behinderten Athleten aus Baden-Württemberg, dem SOBW-Athletensprecher Wolfgang Ortstein, ist es zu verdanken, das Rodeln nun erstmals als wettbewerbsfreies Angebot bei den Winterspielen mit auf dem Programm stehen wird. Bereits bei den Landes-Winterspielen 2014 in Todtnauberg hatte er sich lautstark für eine weitere Wintersportart eingesetzt, dies auch vor seinem persönlichen Hintergrund, aufgrund seiner Mehrfachbehinderung nicht an den bisher angebotenen Disziplinen der Landes-Winterspiele teilnehmen zu können. Er wünschte sich eine Sportart, die es endlich auch ihm ermöglichen sollte, seinen Traum vom Wintersport perfekt zu machen.
In vielen Runden diskutierten die Verantwortlichen von SOBW seither über eine innovative Wintersportart für Jedermann. Die Wahl fiel auf das Rodeln, das nun in das wettbewerbsfreie Angebot der diesjährigen Landes-Winterspiele eingebunden wird. Das bedeutet, dass wirklich jeder auf einem Schlitten oder schlittenartigen Konstrukt die Piste herunter sausen kann. Tanja Schragl, Referentin Bildung bei SOBW, sieht hier besonders für die Athletinnen und Athleten mit einer Mehrfachbehinderung große Vorteile:
„Wir glauben, dass nun eine große Zahl von mehrfach behinderten Athleten jetzt auch eine Möglichkeit hat, am Wintersport teilzunehmen. Denn anders wie in den restlichen Wintersport-Disziplinen kann das Rodeln sowohl liegend als auch sitzend ausgeübt werden.“
Das innovative Projekt, hat die Chance, sich in den nächsten Jahren zu etablieren. Die SOBW-Verantwortlichen nutzen die ersten Gehversuche des Rodelns, um es weiterzuentwickeln und laut Schragl
„an die Wünsche, Bedürfnisse und Anregungen der Athleten anzupassen“.
Nur so kann langfristig eine sinnvolle Inklusion aller Athleten erfolgen.
Mitmachen kann bei diesem Rodelauftakt in Todtnauberg jeder, der Lust dazu hat – nicht nur Menschen mit Behinderung. Auch das ist möglich: Ganz im inklusiven Sinne der Idee von Special Olympics können Rodelfans mit und ohne Behinderung gemeinsam auf einem Schlitten die Piste erobern. Die Rodelschlitten stehen vor Ort zum Ausprobieren bereit. Geschulte Helfer lernen Interessierte gerne ein und geben wichtige Hilfestellungen. Das Profil des Hangs ist für jede Könnerstufe präpariert und bietet maximale Sicherheit. Neben dem Rodeln gibt es im Rahmen des wettbewerbsfreien Angebots weitere Stationen mit sportmotorischem Hintergrund, die ohne Anmeldung besucht und ausprobiert werden können. Der Zugang zum Rodelhang in Todtnauberg ist simpel. Er befindet sich neben der Langlauf- und Schneeschuhanlage und lässt sich mühelos zu Fuß erreichen. Mit dem Auto kann unweit davon auf einem Parkplatz geparkt werden.