Oschersleben – Nach dem Qualifying waren Jubel und Erleichterung groß – nach dem anschließenden Rennen platzten die Emotionen aus Timo Glock förmlich heraus. Mit geballten Fäusten und lauten Freudenschreien überquerte er als Sieger die Ziellinie in der Motorsport Arena Oschersleben.
Glock hatte seine Pole-Position optimal genutzt, erwischte einen guten Start und ließ sich von keinem seiner Konkurrenten bedrängen. Nach 28 Runden feierte der BMW-Pilot den zweiten DTM-Sieg seiner Karriere.
Glock: „Das ist einfach großartig. Ich hatte einen super Speed und konnte so auf und davon fahren. Ich danke besonders meiner Familie. Die hat mir in den vergangenen schwierigen Wochen sehr viel Halt gegeben. Es ist einfach ein fantastisches Ergebnis. Es freut mich auch unheimlich für mein MTEK-Team.“
Das durfte an diesem Tag gleich doppelt feiern, denn hinter Glock fuhr sein Teamkollege Bruno Spengler auf den zweiten Rang und darf neue Hoffnung im Kampf um den DTM-Titel schöpfen. Für einen perfekten Tag seines Herstellers sorgte zudem António Félix da Costa, der als Dritter BMW-Fahrer das Podium komplettierte und einen weiteren M4 DTM, den von Augusto Farfus, auf den vierten Rang verwies. So blieb es Pascal Wehrlein überlassen, als einziger Nicht-BMW für Schlagzeilen zu sorgen. Der Mercedes-Benz-Pilot ergatterte den fünften Platz und damit die erneute Führung in der Gesamtwertung. Die schien jedoch zur Mitte des Rennens in Gefahr zu geraten.
14-mal hatte das Fahrerfeld die Strecke in der Magdeburger Börde umrundet, als der auf Position 13 liegende Gary Paffett in seinem Mercedes-AMG C63 DTM plötzlich langsam wurde und seinen Wagen an der Box abstellen musste.
„Ich hatte Schwierigkeiten mit der Lenkung und konnte kaum noch steuern“, erläuterte der Brite sein technisches Problem, das kurz nach seinem Aus auch das Fahrzeug von Wehrlein ereilte. „Zunächst ist die Servolenkung immer nur in einigen Kurven ausgefallen. Nach 16 Runden hat sie sich dann völlig verabschiedet“, schildert Wehrlein seine Probleme, die er jedoch in den verbleibenden Runden meistern konnte. „Ich musste hart kämpfen, um meine Position zu verteidigen. Aber, ich habe ja auch ein großes Ziel vor Augen.“
Diesem ist der 20-Jährige nun wieder einen Schritt nähergekommen. Er behauptet sich gegen Vorjahreschampion Marco Wittmann im Kampf um den fünften Rang, sammelte zehn Punkte und übernimmt damit – wie an den vergangenen zwei Rennsamstagen auch – die Führung in der Gesamtwertung vor Mattias Ekström. Für den Schweden und seine Audi-Kollegen gab es in Oschersleben bisher kaum Grund zur Freude. Ekström fuhr nach seinem 23. Startplatz nicht in die Punkte und beendete das Rennen auf dem 14. Platz. Bester Markenkollege wurde Miguel Molina, der mit dem neunten Rang als einziger Fahrer Punkte für Audi einfuhr. Mike Rockenfeller, Jamie Green und Nico Müller ereilte sogar das Aus.
Glock erwischte einen guten Start und hielt sich in der engen Schikane nach Start-Ziel aus allen Zweikämpfen heraus. Hinter ihm rappelte es jedoch teils heftig. Der von Platz zwei ins Rennen gegangene Augusto Farfus leistete sich einen satten Verbremser, der auch dem von Platz drei gestarteten BMW-Rookie Tom Blomqvist mächtig Probleme bereitete. Während der junge Brite auf die achte Position zurückfiel, manövrierte sich Spengler mit seiner ganzen Erfahrung und einer Portion Glück durch das Getümmel – von Platz fünf ging es vor auf drei. In der Mitte des Fahrerfeldes gingen zur gleichen Zeit Robert Wickens und Mike Rockenfeller etwas zu optimistisch zur Sache, sorgten für Dreher bei Green und Nico Müller und damit für den ersten Einsatz des Safetycars, welches das Feld aufgrund von Fahrzeugteilen in der ersten Kurve durch die Boxengasse führte. Beim Restart am Ende der vierten Runde überholte Spengler Félix da Costa für Platz zwei, ehe es zum erneuten Einsatz des Safetycars kam. Der Mercedes-Benz von Wickens war nach den Kollisionen in der ersten Kurve so stark beschädigt, dass sich in der fünften Runde die Motorhaube und weitere Teile lösten und von der Strecke entfernt werden mussten. So verbrachte das Feld zwölf der insgesamt 40 Minuten hinter dem Safetycar, ehe das Rennen richtig Fahrt aufnehmen konnte. Es wurde zu einer BMW-Triumphfahrt. Mit Ausnahme von Wehrleins fünften Rang gingen die ersten acht Plätze an die Münchner. Dass Glock die blau-weiße Phalanx als Sieger anführte, ist auch der sportlichen Einstellung seines Herstellers zu verdanken. BMW verzichtet auf eine Stallorder zugunsten des in der Fahrerwertung bestplatzierten Spengler.
„Bei mir lief es heute wieder sehr gut. Timo war aber heute nicht einzuholen. Es freut mich sehr für ihn“, sagte der Kanadier nach dem Rennen.
Spengler ist in der Gesamtwertung zwar weiterhin Fünfter, hat den Abstand zur Spitze jedoch erheblich verkürzt. Mit 103 Punkten hat er nun genau so viel auf dem Konto wie Jamie Green. Edoardo Mortara ist mit 110 Zählern Dritter, Mattias Ekström bleibt nach dem verkorksten Samstag bei 126 Punkten und hat nun vier Punkte Rückstand auf den neuen Führenden Pascal Wehrlein. Ob der Schwede, wie beim vergangenen Rennwochenende in Russland am Sonntag zurückschlagen kann, wird sich morgen nach dem Qualifying (ab 11:35 Uhr) und dem Rennen (ab 15:15 Uhr) zeigen.