Viernheim – Bürgermeister Matthias Baaß: „Diese unnötigen Müllberge müssen nicht sein. Wir steuern dagegen!“ Kampagne „BLEIB DEINEM Becher TREU“ bringt „Coffee-to-go“ und Nachhaltigkeit zusammen
Pro Stunde werden in Deutschland 320.000 Einwegbecher verbraucht, die höchstens 15 Minuten genutzt werden und insgesamt 40.000 Tonnen Müll verursachen. Noch schlimmer: Für 15 Minuten Kaffeegenuss müssen jährlich 43.000 Bäume gefällt werden. Muss das sein? Die Brundtlandstadt Viernheim sagt Nein und hat der zunehmenden Umweltverschmutzung und dem unnötigen Ressourcenverbrauch durch die Verwendung von „Coffee-to-go“-Einwegbechern den Kampf angesagt. Wie? Durch die Einführung eines in Mannheim bereits erfolgreich realisierten Mehrwegbecherkonzepts: „BLEIB DEINEM Becher TREU!“ (BDBT). Dazu Bürgermeister Baaß: „Diese unnötigen Müllberge müssen nicht sein. Wir steuern dagegen!“
Es besteht dringender Handlungsbedarf, denn nach Schätzung des Deutschen Kaffeeverbandes beträgt der Anteil des Coffee-to-go-Kaffees am gesamten Kaffeekonsum mittlerweile 15 Prozent. Die Aktion „BLEIB DEINEM Becher TREU!“ soll mithelfen, die umweltschädigende Entwicklung zu stoppen. Viernheim ist die zweite Stadt im Kreis Bergstraße, die dieses Konzept umsetzt. Schon 35 Geschäfte machen mit!
Simon Klug von der städtischen Wirtschaftsförderung, Projektverantwortlicher für das Mehrwegbechersystem in Viernheim, steht fest: „Angesichts der erkennbaren Umweltbelastung durch Einwegbecher müssen wir deutlich machen, wie richtig und wichtig die Einführung von Mehrwegbechern für To-go-Konsumenten ist. Für mich ist es ein Projekt, das dem aktuellen Verschwenden von wichtigen natürlichen Ressourcen einen Riegel vorschiebt und zum Nachdenken über die eigene Lebensweise anregt. Ich freue mich darüber, dass ich mit dazu beitragen kann, dass die Müllberge aus Einwegbechern nicht mehr ganz so schnell in die Höhe wachsen. Zudem ist es mir wichtig, eine Bewusstseinsänderung voranzutreiben und Geschäftsinhabern weiterzugeben. Mit der Aktion „BLEIB DEINEM Becher TREU“ sind wir allerdings noch lange nicht am Ende unseres Weges in eine nachhaltigere und klimaneutrale Stadtgesellschaft“.
Auch Alexander Schwarz, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, erinnert sich: „Beim großen Viernheimer Putztag im Frühjahr hat mich die hohe Anzahl der am Straßenrand weggeworfenen Einwegbecher so sehr erschüttert, aber gleichzeitig auch motiviert, dieser Negativ-Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Vor allem die Einwegbecher, die schon längere Zeit am Straßenrand gelegen haben, sind zersplittert, und viele Kleinteile des Kunststoffs haben sich verteilt“, betont Schwarz.
Margit Schneider vom Kompass Umweltbüro fügt hinzu: „Gerade in Zeiten, wo Mikroplastik zu den Hauptproblemen verschmutzter Meere gehört, müssen wir alles dafür tun, unsere Umwelt nicht noch weiter zu belasten. Von daher war es für uns ein längst überfälliger Schritt, die Viernheimer Geschäfte mit Mehrwegbechern auszustatten.“ So wird auch indirekt für die Sauberkeit in Viernheim gesorgt, heißt es in einer Pressemitteilung der städtischen Presse- und Informationsstelle.
Der Anfang ist gemacht. Die städtische Wirtschaftsförderung führt gemeinsam mit dem Verein „Kompass Umweltberatung“ und dem Brundtlandbüro das erfolgreiche Mehrwegbecher-Konzept ein. Sie übernimmt damit eine Idee der Stadt Mannheim (Klimaschutzagentur), bei der sich die Viernheimer Akteure sachkundig gemacht haben. Der Projektstart ist vielversprechend. Bereits heute kann man sich in rund 35 Geschäften die Mehrwegbecher befüllen und tauschen lassen oder kaufen.
Wie funktioniert das Konzept des BDBT?
Ganz einfach: Man verwendet bzw. kauft sich einen stabilen Mehrwegbecher, einen BDBT-Becher oder Kampagnenbecher in bestimmten Geschäften der Innenstadt, lässt diesen in ausgewiesenen Cafés, Bäckereien und Geschäften mit Kaffee befüllen, wirft diesen nach Gebrauch nicht weg, sondern verwendet ihn weiterhin. Das flexible System besteht aus drei Teilnahmestufen, damit jedes teilnehmende Geschäft die Möglichkeit hat, sich individuell an der guten Sache zu beteiligen.
Es gibt drei Teilnahmestufen: 1. befüllen, 2. befüllen und kaufen, 3. befüllen, kaufen und tauschen.
Teilnahmestufe 1: befüllen. Ob mit Kampagnenbecher oder eigenem Mehrwegbecher-, in allen teilnehmenden Geschäften ist das Befüllen mit „Coffee to go“ problemlos möglich.
Teilnahmestufe 2: befüllen und kaufen. In diesen Geschäften ist der Kampagnenbecher einheitlich für 4,00 € käuflich zu erwerben. Dort bekommt man den Mehrwegbecher mit Kaffee gefüllt.
Teilnahmestufe 3: befüllen, kaufen und tauschen: Hier können benutzte Becher abgegeben werden. Wenn man keinen „Coffee to go“ in einem neuen Becher möchte, kann man sich eine Tauschmarke aushändigen lassen, die dem Wert des Bechers entspricht und in einem anderen Geschäft, das bei der Teilnahmestufe 3 mitmacht, gegen einen neuen Becher mit Heißgetränk eintauschen. Bei Geschäften der Teilnahmestufe 3 werden zurückgenommene Becher gereinigt und wieder eingesetzt.
Zusätzlich werden die Becher noch in verschiedenen Geschäften der Innenstadt zum Kauf angeboten, um das breite Angebot für die Bürgerinnen und Bürger komplett abzurunden.
Seinen Anfang nahm das Projekt bei umfangreichen Recherchen zu Mehrwegbechersystemen in ganz Deutschland sowie der Vergleich unterschiedlicher Mehrweg-Systeme, die aktuell angeboten werden. Letztendlich hat sich die städtische Wirtschaftsförderung nach Absprache mit den Projektpartnern „Kompass Umweltberatung“ und Brundtlandbüro nach einem Termin bei der Klimaschutzagentur Mannheim für das Mehrwegbecherkonzept „BLEIB DEINEM Becher TREU“ entschieden, welches in allen Belangen überzeugte. Das System gibt es in Mannheim seit dem 24. März 2018. Aus gutem Grund entschied man sich für ein flexibles System, bestehend aus drei Teilnahmestufen, damit jeder Anbieter die Chance hat, nach eigenen Möglichkeiten mitzumachen.
Das Erkennungszeichen an Eingangstür oder Schaufenster
Das Erkennungszeichen: Überall dort, wo der „BLEIB DEINEM Becher TREU“-Aufkleber an der Eingangstür oder im Schaufenster angebracht ist, können Kunden sich den Becher befüllen lassen, kaufen oder tauschen lassen. Der Aufkleber gibt auf einen Blick Auskunft darüber, mit welcher Teilnahmestufe das Geschäft bei der Kampagne mitmacht.
Bürgermeister Matthias Baaß von Einfachheit des Systems überzeugt
Vom Funktionieren des Systems überzeugt ist Bürgermeister Matthias Baaß. „Die Einfachheit des Systems und die Auswahl zwischen den Teilnahmestufen sind überzeugende Argumente für die Geschäftsinhaber. Mit der Verwendung von Mehrwegbechern können wir die Zahl der weggeworfenen Bechern einfach reduzieren. Zudem zeigt sich hier überregionales Engagement und interkommunale Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg am besten.“ Baaß betont die Notwendigkeit, dass alle Akteure in der Metropolregion Rhein Neckar an einem Strang ziehen. „Ein einheitliches Mehrwegbechersystem im gesamten Ballungsgebiet der Metropolregion von Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu etablieren und damit der Umwelt auch gleichzeitig etwas Gutes tun, das ist erstrebenswert.“ Baaß ist neben seiner Funktion als Bürgermeister der Brundtlandstadt auch Vorstandsmitglied des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar.
Brundtlandstadt Viernheim setzt sich für Nachhaltigkeit, Energiesparen, Umwelt- und Klimaschutz ein
Philipp Granzow vom Brundtlandbüro der Stadt Viernheim zeigt sich sehr erfreut über das geplante Mehrwegbecherkonzept: „Der Mehrwegbecher repräsentiert das, wofür Viernheim als Brundtlandstadt steht: Nachhaltigkeit, Energiesparen, Umwelt- und Klimaschutz. Der Becher erfüllt alle Standards, ist frei von allen Schadstoffen (kein BPA), zudem liegen sämtliche Konformitätserklärungen vor und können zur Verfügung gestellt werden. Außerdem wird der Mehrwegbecher zu 100% in Deutschland hergestellt.“
BDBT-Becher ist umweltfreundlich, wiederverwertbar und geschmacksneutral
Der Becher mit einer Füllmenge von 400 ml ist umweltfreundlich, wiederverwertbar, lebensmittelecht und geschmacksneutral. Zudem mikrowellengeeignet und spülmaschinenfest, geeignet für drei unterschiedliche Füllmengen. (200 ml, 300 ml, 400 ml).
Bei folgenden Geschäften kann man den Becher befüllen lassen (Teilnahmestufe 1):
Bäckerei und Konditorei Axel Krämer, Burger King, Café Konditorei Pfützer, Coyote Café, Eis Limonciello, Metzgerei Doll, Metzgerei Gerald Kühner, Metzgerei Heckmann, Metzgerei Kempf, Restaurant McDonald´s, Starbucks (RNZ), Tchibo (RNZ), Total Tankstelle Jan Brinckmann und Vernemer Treffpunkt.
Hier kann man einen Becher kaufen und befüllen lassen
(Teilnahmestufe 2):
Café am Eck, Café Rall, Coffee-Bike (Susanne Megrelishvili (auf Spezialitätenmarkt immer donnerstags auf dem Apostelplatz)) , Eis Limonciello, Eiscafé / Bistro Da Franco, Grimminger (Rathausstraße, Ladenburger Straße), Konditorei und Café Kempf, Lotto und mehr, Mike´s Café und Zorn (RNZ, August-Bebel-Straße, Nibelungenstraße).
Geschäfte, wo man Becher befüllen, kaufen und tauschen kann
(Teilnahmestufe 3):
Backparadies Hug, Birgits Bäckerladen und Weltladen.
Hier können Sie einen Becher kaufen:
ARTee – Der Teeladen, Buchhandlung Schwarz auf Weiß, Christine B. Mode und mehr, Küchen mit Biss und Obst und Gemüsegarten Aslaner.
Projektverantwortlicher Simon Klug rührt kräftig die Werbetrommel: „Der Becher hat ein einheitliches Design, das die Metropolregion mit seinen größten Städten zeigt. „Auch jetzt, nach Kampagnenstart, können sich interessierte Geschäfte bei mir melden und an der Aktion teilnehmen. Wir freuen uns über jeden, der sich der guten Sache anschließt. Die Homepage www.bleibdeinembechertreu.de ist sehr informativ und versorgt jeden Interessierten mit allen wichtigen Informationen sowie einer interaktiven Karte, wo alle teilnehmenden Geschäfte in der Metropolregion verzeichnet sind“.