Karlsruhe – Seit September 2014 turnt die 12-jährige Angelina Forkina in der Abteilung Rhythmische Sportgymnastik beim SSC Karlsruhe – in die Region kam die junge Usbekin weil ihr Vater, Turner Anton Forkin beim KTV Straubenhardt unter Vertrag steht und verständlicherweise seine Familie um sich haben wollte.
Für die Usbekische Meisterin war der Umzug nach Deutschland eine riesige Umstellung – eine neue Sprache, eine neue Schule und natürlich auch ein komplett neues Trainingsumfeld.
Deutsch hat das ehrgeizige junge Mädchen schon richtig gut gelernt und auch Englisch spricht sie gerne.
„Ich gehe zur Zeit auf die Hauptschule in Straubenhardt, meine Lieblingsfächer dort sind Sport und Englisch“,
erzählt sie. Dass die Rhythmische Sportgymnastik in Deutschland einen anderen Stellenwert hat als in Usbekistan hat sie schnell zu spüren bekommen.
„Bei uns machen sehr viele Mädchen Rhythmische Sportgymnastik“,
erzählt sie. In Deutschland jedoch zählt die Rhythmische Sportgymnastik eher zu den Randsportarten, was natürlich auch die Trainingsbedingungen nicht ganz einfach macht. Deshalb ist Angelina froh, den SSC für sich entdeckt zu haben. Hier trainiert sie viermal pro Woche für drei Stunden – immer noch kein Vergleich zu ihrem Trainingspensum in Usbekistan, wo sie sechs Tage die Woche für sechs Stunden auf der Matte stand.
„Aber die Bedingungen hier sind gut für mich. Die anderen Mädchen sind nett und die Trainer nehmen sich viel Zeit für mich“.
Auch SSC-Trainerin Eva Zimmermann freut sich über den Neuzugang.
„Natürlich mussten wir bei uns im Training einiges umstellen, Angelinas Pensum ist schon eine Herausforderung für uns – weil sie sich natürlich auf einem ganz anderen Niveau bewegt als unsere Mädchen. Aber das ist ja auch ein Ansporn für uns alle.“
Man sei froh, die Infrastruktur des Vereins nutzen zu können – so kann Angelina hier Ballettunterricht nehmen und bekommt zusätzliches Krafttraining.
In ihrem ersten großen Wettkampf für den SSC trug dieser Aufwand auch schon Früchte: Bei den Deutschen Meisterschaften Anfang Juni in Lahr konnte sie schon drei vierte Plätze (Vierkampf, ohne Gerät und Reifen) und zwei sechste Plätze (Keulen und Band) erreichen. Noch ist die Zwölfjährige unsicher und ein wenig schüchtern auf deutschem Boden.
Das gesamte Umfeld ist neu und die Umstellung groß, aber wenn sich das alles eingespielt hat, da ist sich Eva Zimmermann sicher, ist der Weg – auch nach ganz oben – offen für die junge Usbekin, die schon jetzt von Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen träumt.
Dabei war ihr Weg auch in Usbekistan alles andere als vorgezeichnet, stammt sie doch aus einer echten Turner-Familie. Auch sie selbst habe zuerst wie Vater, Mutter und Bruder geturnt, erzählt Angelina, habe dann aber beim Training die Mädchen von der Rhythmischen Sportgymnastik beobachtet und zuhause gebettelt, bis sie selbst mit dieser Sportart anfangen durfte. Mittlerweile bereut vermutlich niemand mehr Angelinas Wechsel vom Turnen zur Rhythmischen Sportgymnastik – ihre Erfolge, ihre Freude und ihr großer Ehrgeiz sprechen für sich.
„Und mein Papa jetzt ist sehr stolz auf mich“,
erzählt sie mit strahlenden Augen.