Kaiserslautern – „100 Jahre Endes des ersten Weltkrieges“: in diesem Zeichen stand der Besuch einer kleinen Delegation unter der Leitung des Beigeordneten Alexis Grandin der Partnerstadt Saint-Quentin in Kaiserslautern am vergangenen Wochenende.
Die Gruppe besuchte unter anderem die Finissage der Ausstellung „Dem Frieden entgegen, Kaiserslautern nach dem ersten Weltkrieg“ sowie die Eröffnung der Ausstellung „Frauen und die Revolution von 1918 in Kaiserslautern. Die Stadträtinnen der Weimarer Republik und ihre Geschichte“. Letztere wurde von Schülerinnen und Schülern des Hohenstaufen-Gymnasiums (HSG) gestaltet und ist ab sofort kostenlos im Rathausfoyer zu sehen. Sie stellt eindrucksvoll das Leben und das bedeutende Wirken der ersten Stadträtinnen Kaiserslauterns dar.
Die Ausstellung wurde genau 100 Jahre nach der Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung vom 19. Januar 1919 eröffnet – der ersten Wahl in Deutschland, an der Frauen als Wählerinnen und Kandidatinnen teilnahmen. Auch in Kaiserslautern traten fünf Frauen zur Stadtratswahl an. Vier von ihnen wurden gewählt. Die Arbeitsgruppe des Leistungskurses Geschichte des Hohenstaufen-Gymnasiums hat seit 2016 deren Geschichte zusammen mit ihrem Kursleiter Christian Könne erforscht. Das Projekt fand inzwischen landes- und bundesweite Anerkennung, beispielsweise bei der Kommission für die Geschichte des Parlamentarismus, den politischen Parteien in Berlin oder bei der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Die Stadtverwaltung Kaiserslautern hat die Namen der Stadträtinnen in die Liste derjenigen Personen aufgenommen, nach denen künftig eine Straße benannt werden kann.
Die Schrecken des Krieges und die Errungenschaften und Entwicklungen, die sich in Deutschland und Frankreich in der Zwischenkriegszeit der 1920er und zu Beginn der 1930er Jahre Bahn brachen, wurden auch bei der Finissage zur Ausstellung „Dem Frieden entgegen, Kaiserslautern nach dem ersten Weltkrieg“ im Stadtmuseum am Sonntag thematisiert. In diesem Kontext rückten Christoph Dammann, Leiter des Referates Kultur, und Bernd Klesmann, Leiter des Stadtmuseums, die Bereiche der Baukunst und der städtebaulichen Entwicklung der beiden Städte in den Fokus ihrer Redebeiträge. Charakteristisch für das Stadtbild Kaiserslauterns sind seit dieser Zeit die Bauten, die unter der Regie Herrmann Hussongs entstanden, während das Stadtbild Saint-Quentins, im ersten Weltkrieg massiven Zerstörungen ausgesetzt, durch den innovativen Baustil des Art Déco ab den 1920er Jahren eine ebenfalls bis heute andauernde Prägung erfuhr.
Der Besuch der Delegation aus Saint-Quentin war der Gegenbesuch zu den Feierlichkeiten am Tag des Waffenstillstands am 11. November 2018, bei denen eine Gruppe aus Kaiserslautern unter Leitung des Beigeordneten Peter Kiefer in Saint-Quentin zu Gast war. Mit der Mission, gemeinsam der Sinnlosigkeit von Kriegen zu gedenken, das Bewusstsein für Demokratie, Freiheit und Frieden in einem vereinten Europa weiterhin zu stärken und mit konkreten gemeinsamen Projekten auf die aktuellen geo- und europapolitischen Herausforderungen adäquat zu reagieren, wurden zukünftige Austauschaktivitäten thematisiert. In diesem Kontext wurden bei einem Besuch des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) verschiedene Kooperationsmöglichkeiten diskutiert.