Bad Dürkheim – Zwei Jahre Bauzeit, vier Stockwerke, 46 Arbeitsplätze: Auf der Rückseite des Kreishauses in Bad Dürkheim ist eine neue Heimat für den Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) entstanden. Großzügig, hell, modern und energieeffizient ist sie geworden. Am 18. Januar 2019 konnte das neue Bürogebäude feierlich eingeweiht werden. Das Haus bietet nicht nur Platz für die 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AWB: Auch Kolleginnen und Kollegen der restlichen Kreisverwaltung ziehen um. Eine Entlastung für das Kreishaus.
Die Raumsituation im Kreishaus war in den letzten Jahren angespannt: Anfang der 1980er Jahre wurde es für 230 Mitarbeiter konzipiert, heute arbeiten 285 im Haus. Besprechungsräume wurden zu Büros umgebaut, kleine Räume mit mehreren Personen besetzt. Etwa 50 weitere Mitarbeiter der Verwaltung arbeiten in Bad Dürkheim in Außenstellen. Doch es blieb eng. Der Neubau des AWB verschafft dem Haupthaus Luft: Das neue Gebäude bietet mit seinen vier Büro-Geschossen, verteilt auf Erd- und drei Obergeschosse (Nutzfläche rund 1100 Quadratmeter), und dem Keller nicht nur Platz für den AWB. Auch die Abteilung „Rechtsangelegenheiten, Schulen und Kultur“, das Regionalbüro Mittelhaardt & Südpfalz der Energieagentur Rheinland-Pfalz und der Informationssicherheitsbeauftragte finden ein neues Domizil. Insgesamt sind 46 Arbeitsplätze und ein teilbarer Besprechungsraum für 20 Personen entstanden. Über einen Gang in die Tiefgarage ist der Neubau unterirdisch mit dem Bestandsgebäude der Kreisverwaltung verbunden. Durch den Umzug werden rund 500 Quadratmeter im Kreishaus frei.
„Wir sind sehr dankbar, dass diese Lösung gefunden wurde. Danke auch an den Werkausschuss, der stets hinter dem Projekt stand. Es ist ein großer Gewinn für den AWB und die gesamte Kreisverwaltung“, befindet Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld.
„Wir freuen uns richtig auf den Umzug“, gibt Werkleiter Klaus Pabst die Stimmung in seinem Team wieder. Die Telefone und Computer stehen bereit, die meisten Akten sind umgezogen – bis 22. Januar möchten auch die Mitarbeiter an ihren neuen Plätzen sitzen. Der Kundenservice des AWB zieht am 21. Januar komplett um. Der Archivraum im Keller wurde in den letzten Wochen bereits gefüllt: „Wie bei einem privaten Umzug haben wir die Gelegenheit genutzt und aussortiert. Nicht mehr benötigte Akten wurden entsorgt“, sagt Pabst. Das Archiv bietet auch Platz für Teile des Kreisarchivs.
Rund vier Jahre von Idee bis Einweihung
2015 kam die Idee auf, das ehemalige Hausmeisterhaus abzureißen und ein eigenes Gebäude für den AWB zu errichten. Das Gelände mit bis dahin ungenutzter Grünfläche befindet sich in der Prof.-Otto-Dill-Straße, hinter dem Kreishaus und grenzt an den Mitarbeiterparkplatz an. Das Grundstück gehörte dem Kreis, der AWB hat es übernommen. Im Juli 2016 wurde die Baugenehmigung erteilt, im Dezember wurde das Hausmeisterhaus abgerissen. Bodenproben ergaben jedoch, dass der Untergrund, ein Tonboden, instabil war. Weitergehende Baugrunduntersuchungen, schließlich ein spezielles Fundament und eine Absicherung in Richtung Prof.-Otto-Dill-Straße waren notwendig. Dies verzögerte den Baubeginn. Anfang März 2017 konnte die Baugrube ausgehoben werden, Mitte Mai 2017 begannen die Rohbauarbeiten für das neue Haus. Am 27. Oktober 2017 wurde Richtfest gefeiert: Der Rohbau war fertig. Folgte noch rund ein Jahr – von November 2017 bis November 2018 – für den Innenausbau. Im Dezember stand dann nur noch die Lieferung der flexiblen Innenwände und der Möbel an, im Januar 2019 die Anbindung der EDV an das System im Haupthaus.
Entstanden ist ein funktionaler Zweckbau in konventioneller Bauweise. „Wir wollten ein Gebäude, das modern ist, aber kein Fremdkörper. Es sollte noch zur benachbarten Senffabrik passen“, sagt Pabst schmunzelnd. Man wollte aber auch die Region sichtbar machen und so ist das Motto außen: Pfälzerwald. Holz, warme Farben dominieren. Das Aluminiumdach und die Holzfassade haben außerdem den Vorteil, dass sie wartungsarm sind.
Die Raumaufteilung innen kann dank variabler Wandgestaltung immer wieder den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden. „Es war von Anfang an unser Ziel, dass wir innen offen und frei planen und hier auch schnell Veränderungen vornehmen können“, sagt Ihlenfeld. Die Innenwände im Bürobereich sind daher versetzbare Glaselemente. Wichtig ist dem Landrat, dass bei den Büroplanungen in enger Abstimmung mit den Mitarbeitern entschieden wurde. „Sie wurden von Anfang an einbezogen, sie konnten ihre Anregungen für ihren idealen Arbeitsablauf äußern.“ Im Ergebnis, so hofft er, schafft das ein hohes Maß an Identifikation. „Das ist der große Vorteil, wenn man ein neues Gebäude plant“, sagt Klaus Pabst. „Man kann auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter bei der Raumgestaltung eingehen. Wir haben uns gemeinsam verschiedene Bürokonzepte angeschaut. Wir wollen, dass die Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen.“ Entstanden ist ein offenes und transparentes Konzept, dass Offenheit für die Bürger zeigen soll. Die hellen Räume bieten aber auch Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten oder vertrauliche Gespräche. Einzelbüros gibt es nur wenige, in den Mehrpersonenbüros wurde wert gelegt auf eine gute Akustik: Verschiedene Schall-Absorber sorgen für geringen Lärm. Als farbliche Akzente dominieren Grüntöne – die Farbe des Landkreises und des AWB.
Energieeffizienzhaus mit Photovoltaik
Hervorzuheben ist die Energieeffizienz: Durch eine kompakte und wirtschaftliche Planung sowie eine gute Wärmedämmung der Gebäudehülle wird nur wenig Energie für das neue Bürogebäude benötigt. Das Projekt wird gemäß Energieeinsparverordnung als KfW Effizienzhaus 70 eingestuft und erreicht damit Kennzahlen, die beim Energiebedarf um circa 30 Prozent unter der Norm bleiben und beim Wärmeverlust mehr als circa 40 Prozent niedriger sind. Die Gebäudeheizung mit Heizkörpern wurde an die bestehende Heizzentrale der Kreisverwaltung angeschlossen. Eine Lüftungsanlage sorgt für den erforderlichen Luftwechsel. Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage mit 39 KW installiert, die etwa 37.000 KWh pro Jahr produzieren wird. Davon werden ca. 23.200 KWh im neuen Gebäude und im Kreishaus verbraucht, das ist ein Anteil von 63 Prozent. Die übrigen 13.800 KWh werden in das Netz der Stadtwerke Bad Dürkheim eingespeist. Durch die PV-Anlage werden pro Jahr 22 Tonnen CO2 vermieden.
Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf rund 3,8 Millionen Euro – rund 500.000 Euro mehr als geschätzt. Dies erklärt sich unter anderem mit den Mehrkosten für die Gründung: Zur Standsicherheit waren biegesteife Streifenfundamente und ein Berliner Verbau notwendig. Außerdem ist die EDV-Ausstattung letztlich besser als in der Planung vorgesehen. Ein Mini Data Center wurde als Redundanz zur Datensicherung eingerichtet, hier werden die Daten der gesamten Kreisverwaltung ein zweites Mal gesichert. „Berücksichtigt man noch die in den letzten Jahren teilweise erheblich gestiegenen Kosten für die Bauleistungen sind wir mit dem Gesamtergebnis sehr zufrieden“, zeigt sich der Landrat dennoch erfreut.