Kaiserslautern – Schuldezernent Joachim Färber hat das Engagement von fünf Schülerinnen und Schülern des Hohenstaufen-Gymnasiums (HSG) für die Aufarbeitung der Geschichte der ersten weiblichen Kaiserslauterer Stadtratsmitglieder gewürdigt.
Im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung „Frauen und die Revolution von 1918 in Kaiserslautern“ im Rathausfoyer bedankte sich der Beigeordnete bei Lena Kreis, Jule Schürmann, Julia Weinberg, Niklas Stoeck und Moritz Sattler. Unter Leitung ihres Geschichtslehrers Christian Könne haben die Fünf in mühevoller Recherchearbeit die Biografien von Elsa Braun, Elise Hertel, Emma Kafitz, Lydia Keßler und Katharina Lang erarbeitet und in einer Ausstellung skizziert.
Die Ausstellung decke, so Färber, gleich zwei wichtige und bis heute aktuelle Themen ab, nämlich den Beginn der Demokratie in Deutschland und die Gleichstellung von Mann und Frau.
„Das Ende des ersten Weltkriegs ging als Zäsur in die Geschichte ein“,
erklärt der Beigeordnete. „Das Ende von vier Jahren Krieg, aber auch das Ende der Monarchie.“ Dies habe viele Veränderungen mit sich gebracht, politisch wie sozial.
„Vieles, was für uns heute selbstverständlich ist, nahm damals seinen Anfang“,
so Färber weiter. Dazu zähle auch das Frauenwahlrecht.
„Dass damals auch in Kaiserslautern fünf mutige Frauen zur ersten Stadtratswahl antraten, ist eine heute leider nahezu vergessene Episode der Stadtgeschichte. Ich freue mich daher sehr, dass sich der Leistungskurs Geschichte am Hohenstaufen-Gymnasiums dieses wichtigen Themas angenommen hat“,
so der Beigeordnete.
„Sie haben hier etwas Großartiges und geschichtlich sehr Wertvolles erarbeitet“,
bedankte sich der Schuldezernent für das große Engagement der Schülerinnen und Schüler. Auch HSG-Schulleiter Roland Frölich würdigte deren Arbeit:
„Mit dieser Ausstellung ziehen die ersten Stadträtinnen unserer Stadt Kaiserslautern sozusagen erneut in das Rathaus ihrer Stadt ein und erhalten damit genau die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt.“
Die Novemberrevolution von 1918 brachte auch für die Frauen in Kaiserslautern wesentliche Veränderungen. Die Einführung des Wahlrechts war in politischer Hinsicht wohl die bedeutsamste. Dadurch waren sie fortan Wählerinnen wie Kandidatinnen für politische Ämter. Die zeitgenössische Presse nahm sie aber nur sehr zögerlich zur Kenntnis, obwohl in Kaiserslautern die Frauen im Vergleich zu den Männern zunächst die größere Gruppe der Wahlberechtigen bildete. Von den fünf Frauen, die 1920 zu den Stadtratswahlen antraten, wurden vier gewählt. Sie hatten neben der Not der Nachkriegsjahre auch die Mehrfachbelastung aus Arbeit, Familie und Politik zu bewältigen.
Das Presseecho ihrer Arbeit blieb gering und missgünstig, dennoch traten bei der nächsten Wahl vier Jahre später schon insgesamt 14 Kandidatinnen an, von denen allerdings nur zwei gewählt wurden. Mehrere Stadträtinnen bzw. deren Familien wurden speziell wegen ihres politischen Engagements Opfer der NS-Diktatur. Nur eine der fünf Stadträtinnen der Weimarer Republik wurde nach ihrem Tod seitens der Stadtverwaltung Kaiserslautern gedacht. Inzwischen wurden die Namen der Stadträtinnen in die Liste derjenigen Personen aufgenommen, nach denen künftig eine Straße benannt werden kann.
Die Ausstellung ist noch bis 10. Februar 2019 zu den üblichen Öffnungszeiten im Rathausfoyer zu sehen.