Als wir es zuerst hörten trauten wir unseren Ohren kaum. Schüler der IGS Ludwigshafen Edigheim werden noch im September die Alpen mit dem Mountainbike überqueren. Kein Witz! Begleitet von Eltern und Helfern ist das für alle Teilnehmer die persönliche Herausforderung 2014. Was sich so harmlos anhört, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als extreme, sportliche Bike-Tour bei der insgesamt 350km und 5760 Höhenmeter bezwungen werden. Und nicht zu vergessen: Die jungen Sportlerinnen und Sportler sind nicht einmal volljährig. Diese Sache verdient unser aller Respekt.
Die Idee
Auf die ursprüngliche Idee angesprochen erklärt Matthias Gulde, verantwortlicher Lehrer und Jugendbetreuer beim Deutschen Alpenverein Sektion Frankenthal:
Inspiriert von der „Vorzeigeschule“ Winterhude in Hamburg und ihrem Projekt „Herausforderungen meistern“ werden wir an unserer Schule 2014 das Projekt Herausforderung Alpencross anbieten. 10 unserer Schüler im Alter zwischen 12 und 14 planen eine Alpenüberquerung mit dem Mountainbike – und das weitgehend selbst.
Und tatsächlich stellt sich im Gespräch heraus, dass die Schüler lediglich eine rudimentäre Unterstützung bekommen. Die Planung und Organisation liegt weitgehend in deren Händen so Gulde weiter. Die Schüler bringen sich bei der Planung in allen notwendigen Bereichen selbst ein:
Dies umfasst die Streckenplanung, Unterkünfte, Know-How, Logistik, Finanzierung, Sponsorensuche und vor allem hartes Training. Gerade im letzten Punkt haben Einige, so wie wir erfahren haben, das Training etwas zu locker gesehen. Jedenfalls aus Sicht des verantwortlichen Lehrer und Betreuers.
Trotzallem ist unser Eindruck, dass die jungen Leute ihre Hausaufgaben in fast allen Dingen erledigt haben. Die Tour wird am 18. September beginnen.
Das hochgesteckte Ziel
Das Ziel auf das die Schüler seit Monaten hinarbeiten ist es, die Alpen mit dem Mountainbike und vor allen Dingen aus eigener Kraft zu überqueren und sprichwörtlich zu bezwingen. Und eines ist allen Teilnehmern bewusst:
Das wird keine Vergnügungsfahrt in der Komfortzone, sondern eine Herausforderung an der Schmerzgrenze. Ein Kampf mit dem eigenen Körper mit Disziplin und Durchsetzungswillen.
Die genaue Tour steht am Ende dieses Artikels
Der Gedanke dahinter
Welcher tiefere Sinn hinter der Sache steht, wird in der offiziellen Sponsorenbroschüre deutlich gemacht.
Hinter den Projekten der Winterhuder Gesamtschule steckt der Gedanke, dass viele junge Menschen nicht wissen, dass viel mehr in ihnen steckt, als sie sich selbst zutrauen. Gerade in der Selbstfindungsphase ist das Selbstbild der Jugendlichen oft instabil oder negativ. Unser Projekt „Alpencross“ soll dem entgegenwirken, den Schülern zeigen, was in ihnen steckt und dass sie Großartiges bewegen können. Wir sind davon überzeugt, etwas zu bieten, an dem die Kinder charakterlich wachsen können. Darüber hinaus werden viele weitere Aspekte, wie beispielsweise Entwicklung der Teamfähigkeit, Umwelterziehung und Durchhaltevermögen der Schüler gefördert. Auch die Rückführung zur Natur ist für unser „Stadtkinderklientel“ sehr wichtig.
Das harte Training
Im Vorfeld mussten die Schüler, die an dem Alpencross teilnehmen werden entsprechende Qualifikationen absolvieren. Hier wurde auf die Fitness und die sportliche Einstellung besonderen Wert gelegt. Denn nur mit konsequentem Training ist diese Extrem-Tour zu schaffen. Dennoch wird erst kurz vor Tourstart am 18.09.2014 feststehen wer fahren darf.
Die Qualifikationen
Am 21.07.2014 war die letzte Qualifikation angesetzt. Der Tenor war klar und unmissverständlich: Wer die Qualifikation nicht schafft, der bleibt in der Schule.
Zuerst ging es ins ins Neustädtertal und von dort aus zum Ziel: Die Kalmit über die Totenkopfhütte. Die Unterschiede im Fitnesslevel waren deutlich zu sehen. Diejenigen, welche die Trainingszeiten nicht so ernst nahmen, bekamen einen ersten Eindruck von dem was da in den Alpen auf sie wartet. Weiter ging es zur Hohe Loog und den Quellentrail hinab ins Kaltenbrunnertal, dann Mittagspause und an der Kaltenbrunnerhütte wieder bergauf zur Hellerhütte und Kaisergarten. In Lambrecht ging es meist im Windschatten des Vordermannes zurück zum Ausgangspunkt. Am Ende hatten es alle geschafft. Doch die Unterschiede in den Fitnessleveln waren nicht zu übersehen. Wie die schlussendliche Aufstellung sein wird, erfahren wir erst kurz vor Tourbeginn.
„Hier sind noch Wackelkandidaten dabei“, so der leitende Verantwortliche Matthias Gulde.
Die richtige Ernährung
Der härteste Wille ist sinnlos, wenn der Körper nicht mitmacht. So mussten sich die Jungathleten mit dem Thema gesunder Ernährung beschäftigen. Welche Stoffe dürfen oder müssen in den Körper und welche besser draussen bleiben. Hier wussten die jungen Leute sehr genau Bescheid, wie sie uns im Gespräch bestätigten. Im Grunde alles dass was normale Menschen auch beachten sollten. Der richtige Mix aus guten Kohlehydraten und pflanzlichem Eiweiss.
Die Teilnehmer
Andrea Di Martino, Selina Völpel, Faysal Kourdaci, Luka Wilbrandt, Sebastian, Stolz, Sven Pöllath, Max Kühn, Domenik Gönnheimer, Leonardo Conrad, Tyrie Seaberry,
Die Betreuer
Marvin Weiler (ehem. Schüler/Betreuer) ,Michael Weiler (Betreuer), Matthias Gulde (Betreuer).
Die fertige Aufstellung der Teilnehmer geben wir kurz vor Tourstart bekannt. Änderungen sind derzeitig noch möglich.
Die Ausrüstung
Der Rucksack, den jeder Teilnehmer zusätzlich tragen muss, wird ein Endgewicht von ca. 8 kg haben. So wurde die Ausrüstungsliste auf ein möglichstes Minimum begrenzt und das Gewicht niedrig zu halten.
- Rucksack 30–40 l. Perfekt: Transalp von Deuter, Escapist 30 von Osprey
- 2 Trinkflaschen mind. 0,6l, geschmacksneutral!
- Kleine, leichte Stirnlampe (Baumarkt 10€)
- Hüttenschlafsack (kann evtl. geliehen werden)
- 2x Plastiktüte für trockene Füße
- Geld, Ausweis, Kopie Krankenkarte
Am Körper tragen die Jungsportler:
- Helm (Bell, Giro, Uvex, MET, …)
- Brille / Wechselscheiben
- Funktionsunterhemd
- Trikot
- Bike-Hose (Pearl Izumi, Gonso, Sugoi, Gore, Decathlon)
- Lange, dünne Bike-Handschuhe
- Socken (keine Baumwolle)
- Schuhe (festes Schuhwerk. Ideal: Mittelding aus Leichtwanderschuh und Sportschuh)
- Dies alleine wiegt bereits ca. 2,5 kg.
Im Rucksack verstauen alle:
- 2 x Unterhosen
- Ersatzradhose
- 1 x Socken
- 2 x T-Shirts (eines davon zum Schlafen)
- 1 x Trikot
- Beinlinge
- Armlinge
- Regen- / Windjacke (so leicht und klein wie möglich)
- Kurze Regenhose (Decathlon)
- Leichten Pulli (Fleece) (Decathlon)
- wasserdichter Helmüberzug
- leichte Outdoor-Hose, evtl. Zip-Off-Hosenbeine (Decathlon)
- Mütze
Das Werkzeug wird auf die gesamte Gruppe verteilt
- Ersatzbremsbeläge
- 2 Ersatzspeichen
- 2 Ersatzschläuche
- 2 Kettennietstifte
- Minitool mit Kettennietendrücker
- Kettenöl
- Gerbertool / Leatherman
- Luftpumpe
- Dämpferpumpe
- Flickzeug
- Klebeband
- Kabelbinder
- 2 Schalt-/Bremszüge
- Toilettenartikel
- Papiertaschentücher
- Ohropax (gegen Schnarcher)
- Dusch/Haarshampoo (abgefüllt in kleine Flaschen!)
- Zahnbürste
- Mini-Zahnpasta
- Outdoor-Handtuch Kunstfaser
- Sonnencreme
- Sitzcreme (Gruppe)
Verpflegung
- Müsli-/Energieriegel
- 2 Power-Gels
- Mineraltabletten
- Tagesverpflegung (individuell)
Am Ende war uns klar, dass es sich hier nicht um ein Projekt handelt, das die jungen Mountainbiker mal so eben auf die Schnelle konzipiert haben und dann weitersehen. Seit Frühjahr haben die Sportlerinnen und Sportler konsequent auf dieses Ziel hingearbeitet. Am 18. September ist es nun soweit. Die grosse Tour Ludwigshafener Schüler startet. Und nicht nur die Schule darf stolz sein. Auch die Stadt Ludwigshafen darf sich über die aktiven Sportler und Botschafter freuen.
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Wir drücken allen Teilnehmern die Daumen und sind natürlich sehr stolz auf unsere Mountainbiker aus Ludwigshafen Edigheim. Jungs und Mädels – Ihr schafft das – Wir stehen hinter Euch.