Kaiserslautern – Seien es Kunden- und Patientendaten oder Aktienkurse und Gewinnprognosen von Unternehmen – Wissen ist zu einer Handelsware geworden. Wer etwas weiß, hat einen Wettbewerbsvorteil, den er etwa nutzen kann, um neue Produkte oder Techniken zu entwickeln.
Um solche Innovationen voranzubringen, sind Netzwerke wichtig. Bislang spielen sie hier aber eine eher untergeordnete Rolle. Mit der Frage, wie sich solche Netzwerke am besten steuern lassen, damit alle Beteiligten davon profitieren, hat sich Dr. Markus Kowalski in seiner Doktorarbeit befasst. Für seine Arbeit ist er mit dem 2.000 Euro dotierten Kommunalwissenschaftlichen Preis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung ausgezeichnet worden.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, wird der Erwerb von Wissen immer bedeutsamer. Das gilt nicht nur für Unternehmen, sondern zum Beispiel auch für Verwaltungseinrichtungen, Forschungsinstitute und andere Organisationen.
„Eine einzelne Organisation alleine kann nur bedingt innovationsfähig sein“,
sagt Dr. Markus Kowalski, der bei Professor Dr. Gordon Müller-Seitz im Lehrgebiet Strategie, Innovation und Kooperation an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) promoviert hat. „Netzwerke sind daher umso wichtiger.“ Auf diese Weise lassen sich unter anderem Ressourcen austauschen, aber auch Kosten und Risiken reduzieren sowie Prozesse effizienter und effektiver gestalten. In der Forschung sind zum Beispiel sogenannte Open-Innovation-Netzwerke von Bedeutung, bei denen sich Akteure bei einem Projekt zusammenschließen, um ihre Erkenntnisse zusammenzutragen und Wissen auszutauschen.
Trotzdem spielen sie in der wissenschaftlichen Diskussion bisweilen kaum eine Rolle.
„Studien haben zum Beispiel den Nutzen einer einzelnen Organisationseinheit in der Interaktion mit einem Netzwerk tiefgreifender untersucht, seltener wird aber Fragen der Steuerung des Netzwerkes als Ganzes nachgegangen“,
so der Wirtschaftswissenschaftler weiter.
In seiner Promotion hat sich Kowalski mit dieser Thematik befasst. Er hat untersucht, wie sich solche Open-Innovation-Netzwerke am sinnvollsten steuern lassen. Dabei hat er auch verschiedene Einflussfaktoren wie etwa das Zusammenwirken der Akteure im Netzwerk, kollektive Werte sowie den Netzwerktypus überprüft.
Er ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich etablierte Führungs- und Steuerungsstrukturen in Netzwerken bewährt haben – Experten sprechen in diesem Zusammenhang zum Beispiel von Lead Organization, Shared Governance und Network Administrative Organization. Zugleich schlägt er vor, dass die Steuerungseinheiten um eine weitere Form ergänzt werden sollten, die er „Impartial Organization“ genannt hat (zu Deutsch: unparteiische Organisation / neutraler Kümmerer). „Auf diese Weise kann die Steuerung informell und gesamtnutzenmaximierend für alle Akteure erfolgen“, resümiert er.
Auch hat der Wirtschaftswissenschaftler gezeigt, dass ausgewählte Merkmale struktureller, prozessualer und kultureller Dimensionen einen interorganisationalen Wissensaustausch fördern und damit erwirken können, dass Innovationen entstehen.
Für seine Dissertation mit dem Titel „Management von Open-Innovation-Netzwerken“ ist Kowalski kürzlich mit dem Goerdeler-Preis ausgezeichnet worden. Dieser Kommunalwissenschaftliche Preis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung richtet sich an besondere Leistungen für die Entwicklung von Städten in Anerkennung des kommunalwissenschaftlichen Wertes von Dissertationen und ist mit 2.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung unterstützt junge Nachwuchsakademiker aus den Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Volkswirtschaft, Philosophie und Rechtswissenschaften für Arbeiten im Bereich der Kommunalwissenschaft und Verwaltung. Die Verleihung fand am 4. Februar im Neuen Rathaus in Leipzig statt.
Dr. Kowalski arbeitet mittlerweile beim Automobilhersteller „e.GO Mobile AG“ in Aachen und beschäftigt sich dort schwerpunktmäßig mit dem Technologie- und Innovationsmanagement sowie der Steuerung von urbanen Innovationsnetzwerken.