Kirchheim an der Weinstraße – Nach dem Weltklassebratschisten Antoine Tamestit gastiert beim Kirchheimer Konzertwinter in der Prot.Kirche in Kirchheim/Weinstr. erneut ein Ausnahmekünstler, und zwar der japanische Geiger Shunske Sato, der trotz seiner jungen Jahre bereits Konzertmeister der Niederländischen Bachgesellschaft wie auch des Ensembles Concerto Köln ist.
„Ihm ist alles zuzutrauen!“ äußern sich seine Fans begeistert. Sein atemberaubend virtuoses Violinspiel verbindet höchste Musikalität mit maximaler Expressivität und einer überragenden Technik. Die eigene Musizierkunst beschreibt der Künstler so: „Daran arbeite ich sehr hartnäckig und versuche, alle vorhandenen Mittel auszureizen, um die Musik zum Leben zu bringen: von extremen Tempi oder „unschönem“ Kratzen über wechselnde Klangfarben bis hin zum Schönklang.“(KN-online, 6.1.2015)
So wundert es nicht, dass er bereits mit 12 Jahren 1997 in den USA den ersten Preis des Young Concert Artists gewann. Drei Jahre später wurde in New York sein Rezitaldebüt wegen seiner herausragenden Qualität als „Hammerkonzert“ bezeichnet. 2001 war er der jüngste Künstler, der Beethovens Violinkonzert beim Beethovenfest in Bonn aufführte. 2005 erhielt er den Idemitsu Music Award und 2010 beim 17. Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Preis in Leipzig den zweiten Preis wie auch den Publikumspreis. Die Reihe der Auszeichnungen ließe sich fortführen. Zwischenzeitlich spielte er als Solist mit renommierten Orchestern und Dirigenten in den USA, in Europa und Asien und erwarb sich einen ausgezeichneten Ruf.
Sato spielt u.a. eine Barockgeige – Giovanni Grancino, Mailand um 1695 – als Leihgabe der Jumpstart Jr.Foundation in Amsterdam.
Für sein Solorezital in Kirchheim hat der Künstler ein wahres Feuerwerk an Stücken ausgewählt und wird dabei seine meisterhaften Fähigkeiten sowohl auf der Barock- als auch auf der modernen Geige demonstrieren. Eröffnen wird er den Abend mit der Bachschen Ciaconna aus der Partita Nr. 2 d-moll (BWV 1004) für Violine solo, die als die bekannteste ihrer Art gilt. Sie ist ein großes Virtuosenstück mit Doppel-, Tripel- und sogar Quadrupelgriffen. Yehudi Menuhin nannte die Ciaconna „die größte Struktur für Solo-Violine, die es gibt“. Johannes Brahms hat eine Klavierfassung für die linke Hand erstellt und bemerkte ehrfürchtig in einem Brief an Clara Schumann: Bach „…schuf einen ganzen Kosmos tiefster Gedanken und stärkster Gefühle…“. Darauf folgt aus Bartóks Solo-Violinsonate ein Satz in Form einer Ciaconna, quasi ein modernes Pendant zum Bachschen Monument. Im Zentrum des Programms steht eine Hommage: Der große Geiger Nathan Milstein verneigte sich vor dem größten Geiger der Musikgeschichte, Niccólo Paganini, mit einer Collage der virtuosesten Stellen aus den Capricen und Konzerten des Teufelsgeigers und nannte sie Paganiniana. Wieder zurück in die barocke Affektensprache geht es mit der Bachschen Partita Nr.3 in E-Dur (BWV 1006), die ganz klassisch in Form einer französischen Tanzsuite komponiert ist. Die strahlende Tonart und der überschwenglich-freudige Charakter kontrastieren stark mit der überwiegend düsteren Moll-Tonalität der Schwesterwerke. Der belgische Geiger Eugène Ysaÿe widmete seine 2. Solo-Sonate op.27, die den Beinamen „Obsession“ trägt, seinem berühmten Kollegen, dem französischen Meistergeiger Jacques Thibaud. Sie beginnt mit einem Zitat aus dem Preludio der E-Dur-Partita von Bach, um dann aber schnell eigenständig fortzufahren. Am Ende ertönt fast schockartig aus der Totenmesse die uralte Sequenz des dies irae.
Der Eintritt zu dem außergewöhnlichen Konzert ist frei – am Ausgang wird um Spenden gebeten.
Über die Konzertreihe:
Der Kirchheimer Konzertwinter wird vom Freundeskreis für Kirchenmusik in Kirchheim/Weinstraße e.V. in Zusammenarbeit mit der Protestantischen Kirchengemeinde veranstaltet. Alte Musik steht regelmäßig im Mittelpunkt der 1990 gegründeten Konzertreihe in der Protestantischen Kirche St. Andreas. Der Themenschwerpunkt in der Saison 2018/2019 lautet: „FACETTEN“. Künstlerischer Leiter ist der Bassbariton und Bachpreisträger Dominik Wörner.