Neustadt an der Weinstraße – Nie zuvor – und auch nie danach(!) – hat es in Deutschland eine gewaltigere Absatzaktion für die heimischen Winzer gegeben: Unter der eingängigen Parole „Wein ist Volksgetränk!“ entfaltete das NS-Regime in den Friedensjahren des „Dritten Reiches“ eine groß angelegte Weinpropaganda, die das Trinken deutschen Rebensaftes als geradezu nationale Tat beschwor, was vom Volksmund sogleich in die Parole „Saufen für den Führer!“ verballhornt wurde.
Und mehr noch: Von 1935 bis 1937 übernahmen annähernd 1.000 Städte vom Rheinland bis nach Ostpreußen besondere „Weinpatenschaften“ für einzelne Winzerorte, wobei im Rahmen eines im ganzen Reich stattfindenden „Festes der deutschen Traube und des Weines“ vom Parteiapparat der NSDAP allerorten volkstümliche Weinfeste und Umzüge organisiert worden waren.
Bei dieser parteiamtlichen Patenschaftslotterie ging im Herbst 1935 auch Neustadt als „Perle der Pfalz“ keineswegs leer aus – als Patenstädte wurden Nürnberg und Rosenheim zugeteilt.
„Neustadt und seine Weinpatenschaften im Dritten Reich“, so lautet folgerichtig das Thema eines Vortrages, in dem der Traben-Trarbacher Museumsleiter Dr. Christof Krieger an dieses ungewöhnliche Ereignis vor achtzig Jahren erinnern möchte. Der Historiker, der sich in seiner – zwischenzeitlich auch als Buch erschienenen – Doktorarbeit an der Universität Trier mit der nationalsozialistischen Weinpropaganda beschäftigte, gibt anhand zumeist unveröffentlichter Quellen überraschende Einblicke in ein weithin unbekanntes Kapitel der pfälzischen Lokalgeschichte.
Zum Vortrag ergeht herzliche Einladung.
Mittwoch, 27.03.19, 19:15 Uhr, Casimirianum Neustadt an der Weinstraße (Ludwigstraße)