Neustadt: Kriminalitätslage 2018 der Stadt Neustadt und der VG Lambrecht vorgestellt

Polizeidirektion Polizeiinspektion Kriminalinspektion Neustadt (Foto: Holger Knecht)
In der Karl-Helfferich-Straße 11 ist der Sitz der Polizeidirektion Neustadt sowie der Polizeiinspektion und der Kriminalinspektion (Foto: Holger Knecht)

Neustadt an der Weinstraße – Die Polizeiinspektion Neustadt und die Kriminalinspektion Neustadt hatten zur Vorstellung der Kriminalitätslage 2018 für die Stadt Neustadt und der Verbandsgemeinde Lambrecht eingeladen. Wie in den Jahren zuvor ist die Stadt Neustadt die sicherste Stadt in der Vorder- und Südpfalz.

Kriminaliitätsschwerpunkte waren 2018 Wohnungseinbrüche, Betrug durch „Romance Scamming“, Gewalt in engen sozialen Beziehungen, Gewalt gegen Polizeibeamte und Straftaten durch nichtdeutsche Tatverdächtige.

Symbolbild
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Kriminalitätsentwicklung 2018

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) betrachtet das Hellfeld deliktsabhängig (Wohnungseinbruch vs. Beleidigung) sehr unterschiedlich, so Erster Kriminalhauptkommissar (EKHK) Andreas Heintz, Leiter der Kriminalinspektion Neustadt. Die Delikte werden nicht bei Begehung der Tat registriert, sondern zum Zeitpunkt der Abgabe der Staatsanwaltschaft. Wird z.B. im Dezember eine Tat begangen und nach den Ermittlungen im Januar an die Staatsanwaltschaft abgegeben, fließt der Fall erst im kommenden Jahr in die Statistik ein. Weiter wird in der PKS zwischen Tatverdächtigem und Verurteiltem unterschieden.

Die Gesamtzahlen haben in der Stadt Neustadt an der Weinstraße zugenommen (+258 Fälle), in der Verbandsgemeinde Lambrecht sind sie gesunken (-68 Fälle). Aufgeklärt wurden Taten in Neustadt 64,1 %, in der VG Lambrecht 72,8 %.

Im Einzelnen (AQ = Aufklärungsquote):

  • Straftaten gegen das Leben (Tötungsdelikte, auch fahrlässig): 3 (Vorjahr: 7), AQ: 100 %
  • Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: 59 (Vorjahr: 46), davon 51 Fälle aufgeklärt (rd. 86 %)
  • Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit: 823 (Vorjahr: 860), davon 727 aufgeklärt (rd. 88 %)
  • Diebstähle ohne erschwerende Umstände: 729 (Vorjahr: 766), AQ: 36 %
  • Diebstähle unter erschwerenden Umständen: 559 (Vorjahr: 444), AQ: rd. 33 % (Vorjahr: 25,7 %)
  • Vermögens- und Fälschungsdelikte: 962 (Vorjahr: 928), AQ: 79,5 % (Vorjahr: 86,2 %)
  • Sonstige Straftatbestände des StGB: 1.117 (Vorjahr: 1.064), AQ: 59,8 % (Vorjahr: 60,5 %)
  • Strafrechtliche Nebengesetze: 415 (Vorjahr: 362), AQ: 91,3 % (Vorjahr: 92,8 %)
v.l.: Katja Weickert (Leiterin PI Neustadt), Helmut Landwich (stellv. Leiter PI Neustadt) und Andreas Heintz (Leiter Kriminalinspektion) (Foto: Holger Knecht)
v.l.: Katja Weickert (Leiterin PI Neustadt), Helmut Landwich (stellv. Leiter PI Neustadt) und Andreas Heintz (Leiter Kriminalinspektion) (Foto: Holger Knecht)

Wohnungseinbrüche

Die Auflösungsquote bei Wohnungseinbrüchen ist von 2017 zu 2018 von 14,5 % auf 23,4 % gestiegen. Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ist statistisch gestiegen. Einbrüche sind aufgrund der Bandenstrukturen schwer aufzuklären, so EKHK Andreas Heintz. In über 50 % der Fälle blieb es beim Versuch (Stadt Neustadt: 56,1 %). Maßnahmen der Polizei sind z.B. die Aufklärung und ERmittlung der Bandenstrukturen von insb. osteuropäischen Tätergruppen, sicherheitstechnische Beratungen, Prävention durch (Zivil-)Streifen und Betreuung von Einbruchsopfern.

Romance Scamming

Unter „Romance Scamming“ versteht man den Aufbau einer Beziehung eines Täters zu seinem Opfer mit dem Ziel, Geld durch Vorspielung von Liebe zu fordern. Hier gibt es eine hohe Dunkelziffer, so Erster Polizeihauptkommissar (EPHK) Helmut Landwich, stellv. Leiter der Polizeiinspektion Neustadt. Es sei schwierig, die Täter zu übermitteln und viele Opfer schämen sich und zeigen die Taten nicht an. Die Täter schaffen es, über einen teils monatelangen Zeitraum Geld zu bekommen. Als Beispiel wurden mehrfache Geldüberweisungen für Reise, Arzt, Visum, etc. genannt.

Gewalt in engen sozialen Beziehungen

Die Straftaten gegen die physische und psychische Integrität des derzeitigen oder früheren (Lebens-)Partners steigt, z.B. Einschüchterungen, körperliche und seelische Gewalt sowie zugefügte Verletzungen. Im Jahr 2018 wurden 189 Taten von der Polizei aufgenommen. Auch hier ist die Dunkelziffer groß.

Sofortmaßnahmen der Polizei sind Gefährderansprachen, Auferlegung von Kontaktverboten, Wohnungsverweis inkl. Sicherstellung des Wohnungsschlüssels, Aufenthaltsverbote an Schulen und Arbeitsstellen des Opfers. Die Polizei vermittelt den Kontakt zu Interventionsstellen und Opferhilfeorganisationen.

„Intensivtäter“ („High-Risk“) werden identifiziert und das gemeinsame Vorgehen der Polizei mit der Staatsanwaltschaft, Jugendamt und dem Frauenhaus beschlossen. Das Ziel ist die Unterbrechung des Gewaltzirkels und die Reduzierung von Rückfällen.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Stetig ist ein Ansteigen der Gewalt gegen Polizeibeamte, aber auch gegen Sanitäter und die Feuerwehr zu verzeichnen. Neben Beleidigungen werden Polizeibeamte immer öfter verletzt, z.B. Kratz-, Schürf- und Bisswunden, Prellungen sowie Kopfstöße. Im Jahr 2018 wurde ein Polizist der Polizeiinspektion Neustadt so schwer an der Schulter verletzt, dass er dauerhaft krankgeschrieben ist. In fünf Fällen kamen Spuckschutzhauben zum Einsatz, die die Polizisten vor dem spuckenden Täter schützen sollen.

Die überwiegend deutschen Täter waren zwischen 14 und 81 Jahre alt. 39 Tatverdächtige waren männlich, 13 weiblich. Oft standen sie unter Alkohol- und/oder Drogeneinfluss.

Als Beispiel wurde ein randalierender 14-Jähriger genannt, der unter Drogen-/Alkoholeinfluss stand (1,4 Promille). Im Funkstreifenwagen schlug er fixiert mit dem Kopf an die Scheibe. Eine Spuckschutzhaube kam zur Anwendung, beim Anlegen biss er einer Polizistin in die Hand. Er beleidigte die Polizeibeamten und rief, dass „sie es im Ägyptenpfad den Polizisten so richtig gezeigt haben“. Der (deutsche) Jugendliche wurde in die Psychiatrie transportiert.

Kriminalität durch nichtdeutsche Bevölkerung

Die PKS unterscheidet unter „Nichtdeutsche“ und „Zuwanderer“.

  • Nichtdeutsche: Ausländische Staatsangehörigkeit, Staatenlose und Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit,
  • Zuwanderer: Personen, die mit den Aufenthaltsstatus „Asylbewerber“, „Duldung“, „Kontigentflüchtling / Bürgerkriegsflüchtling“ und „unerlaubter Aufenthalt“ registriert sind.
  • Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft zählen statistisch als Deutsche.

Von 3.045 geklärten Fällen wurden 860 von nichtdeutschen Tatverdächtigen begangen (28,2 %) Von 2.167 ermittelten Tatverdächtigen waren 610 nichtdeutsch (28,1 %), davon 299 Zuwanderer (13,8 %) und 311 sonstige nichtdeutsche Tatverdächtige (14,3 %).

Zuwanderer unterliegen kriminalitätsbegünstigen Einflussfaktoren. Nahezu die Hälfte der Zuwanderer ist männlich und zwischen 16 und 30 Jahre alt.

Die angegebenen Zahlen für Zuwanderer sind auf die Gesamtheit der Fälle (links) bezogen.
Die angegebenen Zahlen für Zuwanderer sind auf die Gesamtheit der Fälle (links) bezogen.

Statistisch gesehen kommen die nichtdeutschen Tatverdächtigen aus der Türkei (82), Rumänien (65), Polen (51), Syrien (47), Afghanistan (35), Georgien (23), Italien (18), Somalia (13) Kosovo (11), Mazedonien (10), Russ. Förderation (9), Griechenland (9), u.a.

Fazit

Die Gesamtzahl der Straftaten ist leicht gestiegen. Die Aufklärungsquote ist über Landesschnitt. Wohnungseinbrüche bleiben insgesamt auf niedrigen Niveau. Knapp 1/3 der Körperverletzungen ereignen sich in (ehemaligen) Partnerschaften. Gewalttaten gegen Polizeibeamte nehmen weiter zu. Neustadt an der Weinstraße ist die sicherste Stadt im Bereich des PP Rheinpfalz.