Lambrecht – Die Stadtkapelle Lambrecht wurde im Jahr 1973 gegründet. 46 Jahre später, am 11.04.2019 stimmten die Mitglieder auf der zweiten Jahreshauptversammlung für das Ende des traditionsreichen Vereins.
Angelika Hartmann, 1. Vorsitzende der Stadtkapelle, begrüßte die Mitglieder. Die Versammlung wurde nochmals einberufen, da bei der ersten Versammlung am 14.03.19 der Tagesordnungspunkt 6 „Auflösung des Vereins Stadtkapelle Lambrecht“ keine Beschlussfähigkeit vorhanden war. Hierfür sollten 70 Mitglieder (2/3) anwesend sein und davon 53 (3/4) dem Beschluss der Auflösung zustimmen. Anwesend waren nur 31 Mitglieder. Die Versammlung am heutigen Donnerstag, die satzungs- und ordnungsgemäß einberufen war, war beschlussfähig. Es reichte eine einfache Mehrheit, eine bestimmte Anzahl der Mitglieder war nicht erforderlich.
Sie sehe keine Möglichkeit, den Verein weiter bestehen zu lassen, sagte Angelika Hartmann in den Vereinsräumen im Haus der Vereine. Es wurden Anstrengungen unternommen, in Schulen Nachwuchs zu gewinnen. Das Interesse der Schüler war nicht wie erhofft. Auch die Schulsituation mit Leistungsdruck und Ganztagsschulen war nicht förderlich. Trotz guter finanzieller Situation sei es nur eine Frage der Zeit, bis das Vereinsvermögen zusammengeschrumpft ist, da der Musikverein keine Einnahmen, aber viele Ausgaben hat, z.B. Saalmiete, Strom, usw.. Das Vereinsvermögen geht an die Stadt Lambrecht, die es verwaltet, bis sich ein neuer Musikverein oder eine Gruppe mit dem gleichen Vereinszweck gründet.
Überlegungen über Verwendung des Vereinsvermögens
In einer Diskussion wurde angeregt, ob mit dem Vereinsvermögen „irgendwas mit Musikförderung“ gemacht werden könne, bevor das Geld „auf der Bank verrottet“. Dazu wäre eine Satzungsänderung in einer Jahreshauptversammlung nötig, die es nach dieser Veranstaltung nicht mehr geben wird, so Angelika Hartmann.
Nachwuchswerbung als Herausforderung
Bernhard Welsch, Vorsitzender des Kreismusikverbands Deutsche Weinstraße e.V., bestätigte den hohen Druck auf die Schülerinnen und Schüler. In Schulen seien Bläserklassen gegründet worden, z.B. in Deidesheim. Nachwuchswerbung sei das A und O.
In der Grundschule Lambrecht wurde nach der Möglichkeit angefragt, Blockflötenunterricht anzubieten. Dort habe man sich jedoch für Gitarrenunterricht entschieden, so Angelika Hartmann. In der Realschule Plus in Lambrecht wurde eine AG durchgeführt und nach einem Jahr beendet, weil das Interesse nicht besonders groß war.
Mitglieder stimmen für eine Auflösung
Bei der anschließenden Abstimmung über die Auflösung der Stadtkapelle Lambrecht wurde der Antrag einstimmig beschlossen. Angelika Hartmann informierte über die Modalitäten mit einem Sperrjahr und dem Einsetzen der Liquidatoren für die Abwicklung der Geschäfte. Das Vermögen darf der Stadt Lambrecht nicht vor Ablauf eines Jahres nach Bekanntmachung der Auflösung des Vereins übergeben werden. Die Auflösung führt das Ende des Vereins nicht unmittelbar herbei. Der Verein ist erst erloschen, wenn die Abwicklung insgesamt beendet ist. Die Liquidatoren haben die rechtliche Stellung des Vorstandes. Sie vertreten den Verein im Sperrjahr gerichtlich und außergerichtlich.
Angelika Hartmann stellte den Antrag, dass folgende Vorstandsmitglieder der Stadtkapelle Lambrecht die Aufgaben der Liquidatoren übernehmen sollen: Angelika Hartmann (1. Vorsitzende), Günter Kiefer (2. Vorsitzender) und Heiner Hartmann (Schatzmeister). Dem stimmten die stimmberechtigten Mitglieder einstimmig zu. Aufgabe der Liquidatoren ist es unter anderem, das Inventar, z.B. Instrumente, Noten, usw. zu veräußern. Das Geld fließt ins Vereinsvermögen ein.
Die zweite Jahreshauptversammlung endete nach 30 Minuten. Für die Kultur, die Musiker und besonders für die Gründungsmitglieder ist es ein trauriger Tag.