Kurhaus in Wiesbaden (Foto: Pixabay)
Kurhaus in Wiesbaden (Foto: Pixabay)

Stationäre Spielbanken müssen sich immer mehr der Konkurrenz aus dem Internet erwehren. Wer heute Lust auf ein paar Spielchen am Roulette-Tisch hat, muss sich nicht mehr schick anziehen und sich auf den Weg in eine Spielbank machen. Das Angebot im Internet ist groß und erfordert nicht mehr das Verlassen des Hauses.

Zudem muss auch kein Eintritt bezahlt werden, der Personalausweis wird nicht kontrolliert und Rauchverbot herrscht in den eigenen vier Wänden auch nach eigenem Geschmack.

30 Prozent Umsatzverluste der Spielbank Wiesbaden seit 2003

Der Umsatzverlust der deutschen Spielbanken geht einher mit dem Wachstum der Online Casinos. 1994 ging das erste Online Casino an den Start. Es war der Startschuss für eine Wachstumsentwicklung, wie sie nur selten in der Wirtschaft vorkommt. Anfang der 2000er Jahre erreichte die Anzahl der Online Casinos bereits den dreistelligen Bereich. Zu dieser Zeit konnte sich die Spielbank Wiesbaden noch immer über Brutto-Spielerträge von mehr als 40 Millionen Euro pro Jahr freuen. Doch es ging unaufhaltsam abwärts. Als es nur noch knapp über 20 Millionen Euro waren, mussten sich die Verantwortlichen dringend etwas überlegen.

Online Technologie wurde immer ausgereifter

Die Online Gaming Industrie hat sehr viel Geld investiert, um das Online Spielerlebnis so authentisch wie möglich erscheinen zu lassen. Herausgekommen sind die Live Casinos, in denen Übertragungen per Videostream in Studios oder echte landbasierte Casinos erfolgen und die Spieler am Spiel teilnehmen können.

Technisch war das eine große Herausforderung. Wer einmal im Sunmaker Casino live spielen sollte, wird sich über die ziemlich authentische Casino Atmosphäre wundern. Es kann mit den Croupiers und anderen Mitspielern in mehreren Sprachen kommuniziert und in verschiedenen Währungen gespielt werden.

Umsätze hessischer Spielbanken halbierte sich

Im Jahr 2014 veröffentlichte das hessische Innenministerium Zahlen, wonach der Brutto-Spielertrag im Jahr 2013 rund 46 Millionen Euro weniger betrug als noch acht Jahre zuvor. Der Brutto-Spielertrag bildet die Grundlage für die Spielbankabgabe, die in der Regel bei 80 Prozent, in Ausnahmefällen sogar bis zu 90 Prozent betragen kann. Demnach erzielten die hessischen Spielbanken Wiesbaden, Kassel, Bad Wildungen, Bad Homburg und das Frankfurter Airport Casino (Ende 2014 geschlossen) 2006 noch Erlöse von rund 103 Millionen Euro. 2013 waren es nur noch 56 Millionen Euro. Auch die Spielbank Wiesbaden hatte unter massiven Umsatzeinbrüchen aufgrund der Konkurrenz aus dem Internet zu leiden:

Tabelle: Entwicklung der Brutto-Spielerträge in der Spielbank Wiesbaden:

JahrBrutto-Spielertrag
200139,9 Mio. €
200242,4 Mio. €
200343,7 Mio. €
201528,6 Mio. €
201631,0 Mio. €

 

Spielbanken setzen neben dem Glücksspiel auf Entertainment

Dass die Entwicklung in den letzten Jahren wieder leicht positiv ist, hat mit der Ausrichtung der Casinos hin zu einem vielfältigen Programm aus Glücksspiel und Unterhaltung zu tun. Neben dem Glücksspiel setzen die Spielbanken jetzt vermehrt auf Entertainment in Form von Shows, Lesungen und diversen Sonderveranstaltungen. Dazu gehören vor allem Poker-Turniere, die sehr gut beim Publikum ankommen. Die Besucherzahlen steigen wieder, auch wenn die Einsätze heute längst nicht mehr so hoch sind, wie noch zu Beginn des Jahrtausends.

Geringere Tronc-Einnahmen belasten die Bilanz

In den deutschen Spielbanken werden die Gehälter der Casino Angestellten oft ausschließlich aus dem Tronc bezahlt. Dabei handelt es sich um die Trinkgelder, die von den Spielern bei einem Gewinn am Roulette-Tisch bezahlt werden. Allerdings ist der Begriff Trinkgeld in diesem Zusammenhang falsch, da er suggeriert, dass die von gewinnenden Gästen überlassenen Beträge eine zusätzliche Einnahme für die Angestellten neben deren festen Gehalt sind. In den meisten deutschen Spielbanken waren die Einnahmen durch den Tronc früher die einzigen Einkünfte des Personals. Diese Finanzierungsform ist heute kaum noch zu leisten.

Kamen Croupiers in den 1980er und 1990er Jahren so noch locker auf Gehälter von 8.000 DM brutto, reichen die Tronc-Einnahmen heute kaum noch aus, um alle Angestellten entsprechend zu entlohnen. Unterschreiten sie die tariflichen Mindestlöhne, sind die Spielbanken verpflichtet, den Tronc bis in Höhe des Betrags aufzufüllen, der allen Angestellten zumindest die tariflichen Mindestlöhne garantiert. Das belastet die Bilanzen zusätzlich und führte in einigen Spielbanken dazu, dass nur noch das Automatenspiel angeboten wird und das Mitarbeiter-intensive klassische Spiel abgeschafft wurde.