Großer Bahnhof für Doppelweltmeisterin Miriam Welte im Haus des Sports in Mainz: Der Landessportbund Rheinland-Pfalz (LSB) empfing am Mittwochmorgen die Bahnradsprinterin aus dem pfälzischen Otterbach, die sich mit ihrer kongenialen Partnerin Kristina Vogel aus Erfurt im kolumbianischen Cali ihren dritten WM-Titel in Folge im Teamsprint geschnappt und erstmals auch Gold im nichtolympischen 500-Meter-Zeitfahren holte – der erste WM-Einzeltitel ihrer Laufbahn.
"Es ist einfach genial, dass es wieder geklappt hat", kommentierte die rheinland-pfälzische Sportlerin des Jahres, die erst am späten Dienstagabend gegen 23.30 Uhr im heimischen Otterberg angekommen war. "Wir scheinen irgendetwas richtig gut zu machen." Daran gibt es keinen Zweifel, wie auch die zahlreichen hochrangigen Gratulanten befanden, die ins Haus des Landessportbundes gekommen waren. Roger Lewentz, rheinland-pfälzischer Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur, hatte sogar eigen einen Termin mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer verkürzt, um Welte persönlich seine Anerkennung aussprechen zu können. "Die Frau Ministerpräsidentin hat gesagt, die beiden WM-Goldmedaillen von Miriam Welte seien die schönste Botschaft über das Fastnachtswochenende gewesen", so Lewentz. Am Donnerstag gehe es für Welte dann weiter mit ihrer Hospitanz bei der Kriminalpolizei. "Wir sind wirklich sehr stolz, dass wir so eine vorzügliche Mitarbeiterin haben, die für uns ein Werbefaktor par exzellence ist", sagte Lewentz. "Wenn wir bei der Polizei mal Nachwuchsprobleme haben, würden wir Frau Welte gerne als werbende Person rausschicken." Was die 27-Jährige in ihrem Sport leiste, davor könne man nur den Hut ziehen.
Hellauf begeistert von Weltes Darbietungen im kolumbianischen Hochland zeigte sich auch LSB-Präsidentin Karin Augustin. "Wir haben alle mitgefiebert", sagte Augustin, die mit Blick auf den Wechsel der Weltklasse-Athletin zum 1. FC Kaiserslautern augenzwinkernd anmerkte: "Wenn der FCK fußballerisch nicht so ganz überzeugen kann, müssen wir Frauen es wieder richten." Werner Schröter, LSB-Vizepräsident Leistungssport, fand Weltes Doppel-Gold und ihre Erfolge der vergangenen einfach nur "ganz ganz großartig". "Miriam ist auch aus Werbegründen zum FCK gewechselt, sie verspricht sich etwas davon", sagte Schröter. "Aber ich glaube, der FCK könnte sich von Miriam Welte etwas abgucken: Er will in die Bundesliga. Miriam Welte ist schon längst in der Champions League und dort auf dem ersten Platz." Dass der LSB mit Weltes Ausbildung bei der Polizei ihre Duale Karriere ermögliche, sei toll. "Ich glaube, so können wir beruhigt nach Rio sehen." Bei den Olympischen Spielen 2016 würden Welte und ihr Trainer Frank Ziegler, der mit seiner Stieftochter nach Mainz gekommen war, "mit Sicherheit auch sehr erfolgreich sein und uns gut vertreten". Die Glückwünsche von Lotto Rheinland-Pfalz überbrachte Lotto-Geschäftsführer Hans-Peter Schössler, der auch die "grandiose Arbeit" von Ziegler herausstellte.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte vom Teamsprint-Triumph durch Welte/Vogel im Velodrom Alcides Nieto Patiño als einer "Demonstration der Dominanz" gesprochen. Die Olympiasiegerinnen, die als Favoritinnen ins Rennen gegangen waren, setzten sich bei tropischen Temperaturen in der 1.070 Meter hoch gelegenen Millionen-Metropole klar durch. Im Finale verwies das deutsche Duo in der Zeit von 32,440 Sekunden die Chinesinnen Lin Junhong/Zhong Tianshi (33,239) auf Rang zwei. Laut FAZ "ein kleiner Fingerzeig bereits für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016". Dort werden die klimatischen Verhältnisse denen in Cali ähneln. In der Hauptstadt der Provinz Valle de Cauca war es noch in den Abendstunden schwülheiß. "Gut, dass wir schon zwei Wochen vorher da waren, so haben wir uns gut an die hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnen können", sagte Welte, die sich im 500-Meter-Zeitfahren in 33,451 Sekunden vor der zehnfachen Weltmeisterin und Weltrekordlerin Anna Meares (Australien/33,548) und Anastasia Woinowa (Russland/33,789) durchgesetzt hatte. Nach Bronze und zweimal Silber gelang Welte damit der ersehnte erste Einzeltitelgewinn. "Es hat sich ein Traum für mich erfüllt. Ich wollte unbedingt gewinnen. Ich bin so froh, dass es geklappt hat", freute sich Welte. "Der Lauf hat gezeigt, was möglich ist, wenn sie mit Selbstvertrauen an den Start geht. Das war ganz stark", lobte Bundestrainer Detlef Uibel.
Als Lohn für ihre herausragenden Leistungen bei der WM wird Miriam Welte als erster deutscher Bahnradsprinterin noch eine besondere Ehre zuteil: Auf Einladung des japanischen Radsportverbandes fährt sie ins Mutterland des Keirin und wird dort sechs Wochen lang intensiv im Sprintduell Frau gegen Frau geschult.