Neustadt an der Weinstraße – Das Eh-da-Konzept der Stadt Neustadt nimmt langsam Formen an, auch was das freiwillige Engagement von Bürgern angeht. So gab es heute einen Einweisungstermin mit Martin Meister aus Neustadt. Er hatte sich nach einem Zeitungsartikel über das Eh-da-Flächenkonzept bei der Stadt gemeldet und Interesse an der Mitarbeit bekundet. Gemeinsam wurde die Wiese zwischen Stiftstraße und Landauer Straße ausgewählt. Eva Lawrenz von der Grünflächenabteilung sowie Petra Konrad und Klaus Hünerfauth von der Umweltabteilung hatten die etwa 3000 Quadratmeter große Wiese unterhalb des Krankenhau- ses inspiziert. Ohnehin war hier die Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf eine Mahd im Spätsommer geplant, mit Ausnahme der Randbereiche.
Die Wiese ist bereits artenreich. Rund 40 Pflanzenarten fand Klaus Hünerfauth, darunter sie- ben Grasarten und zahlreiche Individuen von „Magerkeitszeigern“ wie Ferkelkraut, Kleines Habichtskraut, Mittlerer Wegerich, Schafschwingel und Scharfer Mauerpfeffer. Der Standort ist trotz leichter Nordexposition gut besonnt, seit Jahrzehnten nicht gedüngt, der Sandboden entsprechend trocken und die Grasbedeckung ziemlich schütter, gute Voraussetzungen also für die Einsaat weiterer Blühpflanzen.
Wenn nur noch einmal im Jahr gemäht wird, werden die niederwüchsigen Kräuter wie Ehrenpreis, Gänseblümchen, Gundermann und Löwenzahn allmählich verschwinden. An ihre Stelle werden höherwüchsige Arten treten. Um diesen Prozess zu beschleunigen, sollen in denjenigen Bereichen der Wiese mit lückiger Pflanzendecke nun standorttypische einheimische Blühpflanzen nachgesät werden. Ausgewählt wurden unter anderem Acker-Glockenblume, Akelei, Ästige Graslilie, Duftveilchen, Echtes Labkraut, Heidenelke, Karthäusernelke, Knäuel-Glockenblume, Margerite, Rote Lichtnelke, Wiesen-Salbei und Wiesen-Witwenblume. Die Samen werden zur besseren Ausbringung mit einer Magerrasen-Saatmischung vermengt. Diese weist weitere 20 Blühkräuter auf.
Martin Meister wird die schütteren Stellen der Wiese mit einem Rechen leicht aufritzen, den von der Stadt gestellten Samen dünn einbringen, das Ganze festtreten und bei Bedarf wässern. Verstreut in der Wiese stehende Exemplare des Jakobs-Kreuzkrautes und der Acker-Kratzdistel wird er wegen ihrer reichen Samenproduktion aushacken. Die Wiese wird wesent- lich artenreicher sein, nicht nur was die Pflanzenarten angeht, sondern auch die von diesen profitierenden Insekten- und Vogelarten. Höhere Vegetation hätte auch weitere Vorteile: Die Wiese wäre nicht mehr so attraktiv als Hundetoilette und als Lagerplatz für Zeitgenossen, die vorzugsweise an den Gebüschrändern ihre Notdurft und leeren Alkoholikaflaschen hinterlassen. Und nicht zuletzt ist eine blühende Wiese auch etwas für das Auge. Geplant ist im Anschluss der Bepflanzung, die Aufstellung zweier Schilder, die darüber aufklären sollen, warum die Wiese künftig „unordentlicher“ aussehen wird als bisher gewohnt.
Bis dahin, müssen die Bürger noch etwas Geduld haben. Denn einige der eingesäten Arten werden erst im nächsten Jahr blühen. Optimal wäre es, wenn die Wiese nach der Samenreife im Spätsommer nicht gemulcht werden müsste, sondern wenn sich jemand fände, der das Gras ernten und frisch oder als Heu verwenden würde. Diesbezüglich wenden wir uns hiermit an Kleintierhalter aus der Stadt Neustadt an der Weinstraße, die sich bei Bedarf gerne melden können. Dann fände zusätzlich ein Nährstoff- und Biomasse-Entzug statt, was die konkurrenzschwachen Blühpflanzen gegenüber den dominanten Gräsern weiter fördern und die Biodiversität nochmals erhöhen würde.