Kaiserslautern – Am 29. Juni 2019 findet nun schon zum achtzehnten Mal die „Lange Nacht der Kultur“ statt. Dieses große Festival mit über 30 Spielorten in der Innenstadt, über
130 Programmpunkten und hunderten von Mitwirkenden hat sich längst überregional etabliert und zieht viele tausende von Besuchern an.
Es beteiligen sich alle großen Kultureinrichtungen, vom Pfalztheater über die Kammgarn, die Fruchthalle, das Museum Pfalzgalerie, das Studio des SWR, den Japanischen Garten gemeinsam mit vielen weiteren Einrichtungen und Akteuren, vor allem auch der Freien Kulturszene. Besonderes Merkmal ist dabei eine große und experimentierfreudige Vielfalt des Angebotes sowie das Miteinander von gestandenen Profis und engagierten Amateuren auf Augenhöhe. Alle Kunstsparten sind vertreten, Performance, Musik, Tanz, Bildende Kunst, Film, Fotografie, Literatur bis hin zu Projekten, die sich mit neuen Technologien und Medien beschäftigen. Besonders freut uns, dass es auch diesmal wieder neue Kooperationspartner gibt, die Handwerkskammer, das St.-Franziskus-Gymnasium und -Realschule, der JazzClub Luther, das Albert-Schweizer-Gymnasium und das Atelier Ina Bartenschlager. In 2019 wird es erneut sehr vielfältig zugehen, dabei wird das inspirierende Motto des Kultursommers „Heimat(en)“ in verschiedenen Programmen beleuchtet.
Als besonderer Gast wird die bekannte Sängerin Katharina Franck mit der Band „Club der toten Dichter“ aus Berlin in der Fruchthalle neue Lieder interpretieren. Katharina Franck ist sicher eine der markantesten deutschen Popstimmen der letzten dreißig Jahre. Sie war Frontfrau und Gründerin der Band „Rainbirds“, deren Single „Blueprint“ zum internationalen Hit wurde. Seitdem erschienen viele Alben, auch solo und mit Partnern wie FM Einheit oder auch Ulrike Haage. Sie wuchs in Portugal auf und lebte zwischendurch auch drei Jahre in der brasilianischen Großstadt Sao Paulo. 2018 erschien ihr neues Soloalbum „Musik! Musik!“. Für die „Lange Nacht der Kultur“ bereitet sie allerdings ein neues Projekt vor, das auch starken Bezug zu ihrer jetzigen brandenburgischen Heimat hat, indem es Texte des vor 200 Jahren geborenen Dichters Theodor Fontane aufgreift und neu interpretiert.
Hinzu kommen Programme wie „Lieder der Heimat“ von Mitgliedern des Musiktheaterensembles des Pfalztheaters aus verschiedenen Ländern. Die geographische Spannweite der Herkunftsländer der Sängerinnen und Sänger umfasst mehr als den halben Globus von Mexiko bis Russland und Südkorea mit Deutschland, Österreich, Ungarn und Polen mittendrin. Jedes Land hat natürlich eine eigene Musiktradition, in der sich nicht zuletzt das Heimatgefühl ausdrückt, wie es uns etwa aus dem deutschen Kunstlied sehr präsent ist.
Die beiden professionellen Musiker des Duo ICstrings, Caroline Busser und Ivan Knezevic, haben eine Auszeit von ihren Stellen in Orchestern genommen, um mit dem Wohnmobil Europa zu entdecken und zu zeigen, dass Musik verbindet und keine Grenzen kennt. Mit Videos und bunten Klängen aus vielen Ländern unternehmen ICstrings eine musikalische Reise durch die Heimaten in Europa.
Die Kaiserslauterer Band „Shaian“ vereint seit Anfang 2016 Musiker aus Afghanistan, Eritrea, Iran, Syrien, Indonesien, Tunesien und Deutschland. Es sind alte und neue Pfälzer, Studenten und Flüchtlinge, Frauen und Männer. Alle verbindet die Leidenschaft zur Musik. Dagmar Kern und Michael Halberstadt starteten das Projekt Ende 2015 mit der Idee, in Flüchtlingsunterkünften in Kaiserslautern Musiker für eine gemeinsame Band zu suchen. Behilflich bei der Suche war das zehnjährige Mädchen Shaian, gleichzeitig Namensgeberin (kurdisch: die Würdige) und Maskottchen der Band. Es fand sich eine Gruppe, die sich regelmäßig trifft und gemeinsam musiziert. Zusammen mit Oud- und Dambora-Spielern, Bassisten, Rappern, Perkussionisten sowie Sängern und Gitarristen spielen sie gemeinsam ihre jeweiligen Lieblingslieder aus ihren Heimatländern. Die Musiker sind Christen, Baha’i und Muslime und fühlen sich zu Hause in ihrer Musik. Sie bringen dabei ihre eigene Kultur, ihre Spiel- und Interpretationsweise ein. Dadurch entsteht ein unverwechselbarer multikultureller Sound. Das musikalische Repertoire spannt sich von traditioneller Musik der verschiedenen Kulturen bis zu eigenen Interpretationen moderner Songs aus den Charts.
Zwei heimatverbundene Pfälzer zogen einst aus, um in der Ferne Musik zu studieren. Esther Mertel widmete sich den schwindelnden Höhen des klassischen Gesangs, Roland von Schneckenhausen alias Roland Vanecek den Untiefen der Tuba. Beide kommen nun mit ihrem Rucksäckchen voller musikalischer Erfahrungen zurück in die Heimat und stellen sich bei der „Langen Nacht der Kultur“ gegenseitig die Frage nach dem „Sound of Heimat“. Und noch eines verbindet die beiden: Sie möchten die Musikkultur ihrer pfälzischen Heimat bereichern. Die Wandermusikanten um Roland von Schneckenhausen sind mittlerweile über die Grenzen der Westpfalz bekannt. Esther Mertel gründete 2015 mit großem Erfolg das Musiktheaterfestival „Sommer Nacht Oper“.
Der erwachsen gewordene Kinderchor „WWW – Wir waren Weinkehlchen“ singt am späten Abend Lieder zum Träumen, Schlummern und Ausruhen. Das Besondere daran ist, dass der WWW-Chor aus ehemaligen Weinkehlchen-Mitgliedern besteht, die immer noch – nach 40 Jahren! – die alten Kinderchorsätze beherrschen und singen, was den Liedern ein einzigartig schönes Klangbild gibt.
„Europas Rhythmus“ ist das neueste Projekt von Kirsti Alho und ihrem Jazz-Quartett. Europa hat seinen Rhythmus, die einzelnen Städte haben ihre Identität und die Musik hat ihre eigene Sprache. Es gibt viele Lieder über europäische Städte, bekannte und weniger bekannte. Sie zeigen die Vielfalt und das europäische Kulturerbe. Viele Lieder kennt man von seiner Kindheit und sie gehören in unsere emotionale Welt. Sie bauen Brücken in unser Gedächtnis. Die amerikanische Jazzmusik ist auch eine europäische Sprache. Europa ist Vielfalt und Harmonie.
Ein besonderes Projekt wird in Kooperation mit dem Kunstverein Kaiserslautern bereits am Vorabend eröffnet, „Die zweite Heimat“, eine Ausstellung des international renommierten Fotografen Peter Bialobrzeski. Dieser studierte Politik und Soziologie, bevor er in seiner Heimatstadt Wolfsburg Fotograf für eine Lokalzeitung wurde. Er reiste ausgiebig durch Asien, bevor er an der Folkwangschule in Essen und am London College of Printing Fotografie studierte. Nachdem er fast 15 Jahre als Fotograf gearbeitet hatte und weltweit publiziert wurde, konzentrierte er sich mehr auf persönliche Projekte. In den letzten acht Jahren hat er acht Bücher veröffentlicht. Seine Arbeiten wurden in Europa, den USA, Asien, Afrika und Australien ausgestellt. Er gewann mehrere Preise, darunter den renommierten World Press Photo Award 2003 und 2010. Seit 2002 ist Peter Bialobrzeski Professor für Fotografie an der Hochschule der Künste in Bremen. Außerdem führt er weltweit Workshops durch. Er wird von der Laurence Miller Gallery in New York, der LA Galerie in Frankfurt / Deutschland vertreten und zeigt in seiner Heimatstadt Hamburg in der Robert Morat Gallery sowie in der m97 Gallery in Shanghai. 2012 wurde er mit dem Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Fotografen (DGPh) ausgezeichnet. „Die zweite Heimat“ wurde 2011–2016 in ganz Deutschland fotografiert. Die Ausstellung war bis zum 07. Januar 2018 in den DEICHTORHALLEN Hamburg zu sehen.
Vom 02. Juni bis 14. Juli 2018 wurden die Arbeiten auf der FORUM FÜR FOTOGRAFIE in Köln gezeigt, im Januar 2019 hat das HAUS AM KLEISTPARK das Werk in Berlin präsentiert. Der Fotograf reiste dazu von 2011 bis 2016 durch Deutschland. Er versuchte, die „soziale Oberfläche des Landes zu beschreiben, das mir seit 50 Jahren eine Heimat bietet.“ Obschon Architekturen in den Fotografien präsent sind, stellen sie nur einen Teil der bildnerischen Struktur dar. Bialobrzeski ist daran interessiert, „fotografisch zu formulieren, wie die Gegenwart als Vergangenheit aussehen könnte.“
Das komplette Programm der 18. „Langen Nacht der Kultur“ ist soeben erschienen, damit läuft jetzt auch der Vorverkauf.