Frankfurt am Main – Am Sonntag, 26. Mai 2019, wurde die Journalistin und Schriftstellerin Eva Menasse in der Frankfurter Paulskirche mit dem Ludwig-Börne-Preis ausgezeichnet. „Heute kommt alles zusammen: Ludwig Börne, die Paulskirche, die Europawahl und mit Frau Menasse eine Preisträgerin, die sich einmischt, der die Politik nie gleichgültig war und die immer Haltung bewahrt hat. Ob zu den jüngsten Auswüchsen der österreichischen Politik oder als Hüterin von demokratischen Werten gegenüber all den Hetzern und Ausgrenzern und denjenigen, die im Internet Hass und Missgunst verbreiten“, würdigte Oberbürgermeister Peter Feldmann das couragierte Auftreten von Eva Menasse in seiner Rede.
Verleger Florian Illies, diesjähriger Juror, begründete seine Entscheidung für Eva Menasse damit, dass sie hellwach auf die großen gesellschaftlichen Untiefen unserer Zeit schaue „mit einer seltenen Mischung aus Scharfsinn, Streitlust, Humor und europäischem Bewusstsein. Sie warnt sehr differenziert vor den destruktiven Kräften, die die öffentlichen Debatten im Zeitalter des Internets radikalisieren – und sie beschreibt luzide, wie die Freiheit der Kunst von der militanten Intoleranz einer falsch verstandenen Modernität bedroht wird.“
Der Preis wird seit 1993 in Gedenken an Ludwig Börne vergeben. Oberbürgermeister Feldmann erinnerte daran, dass Börne in Zeiten des Aufruhrs immer Format bewiesen und sich stets ohne Blatt vor dem Mund, gerade heraus positioniert habe. Er sei zudem Ideengeber für das spätere Parlament in der Paulskirche gewesen. Eva Menasse sei in diesem Sinne eine ideale Preisträgerin: „Sie, Frau Menasse, sagten einmal, man solle nicht aus Angst verstummen, sondern sagen, was man für richtig halte, ganz egal wer applaudiert oder protestiert. Das sollten wir uns alle zu Herzen nehmen, um das zu bewahren, was uns über 70 Jahre lang Frieden beschert hat.“
Eva Menasse wurde 1970 in Wien geboren. Heute lebt die Schwester des Schriftstellers Robert Menasse in Berlin. Ihre journalistische Laufbahn begann beim österreichischen Nachrichtenmagazin „Profil“ und setzte sich später im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) fort. Als Buchautorin machte sich Menasse mit ihrem ersten Roman „Vienna“ einen Namen, in dem sie von einer Wiener Familie mit jüdischer Herkunft erzählt. Für das 2017 erschienene Werk „Tiere für Fortgeschrittene“ erhielt sie noch im selben Jahr den Österreicher Buchpreis. Bei der Eröffnung des Berliner Literaturfestivals im Herbst 2018 sensibilisierte sie in ihrer Ansprache für Gefahren des digitalen Zeitalters.
Der Frankfurter Bankier und Publizist Michael Gotthelf gründete 1993 zusammen mit anderen eine Stiftung, die seitdem den Ludwig-Börne-Preis alljährlich an deutschsprachige Autoren vergibt. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Im vergangenen Jahr hatte ihn die Journalistin Souad Mekhennet bekommen.