Karlsruhe. Die Rheinbrüder Karlsruhe waren mit einer Rekordmannschaft von neuen Athleten bei der internationalen Regatta auf dem Beetzsee in Brandenburg vertreten. Damit stellten die Badener einen großen Teil des 56-köpfigen deutschen Teams.
Mit 17 mal Edelmetall ist die Ausbeute von Gesine Ragwitz, Tim Bechtold, Jochen Wiehn (alle Junioren), Xenia Jost, Katinka Hofmann, Greta Köszeghy, Carola Schmidt, Sophie Koch und Jan Bechtold (alle U23) beträchtlich. Auch wenn die ganz großen Kanu-Nationen fehlten, waren gerade die Boote aus der Volksrepublik China, Frankreich, Kanada, Ukraine, Serbien, Schweden und Großbritannien achtbare und gerade China auch sehr starke Gegner. Wobei einmal mehr der Beetzsee ein schweres Pflaster für alle Kanuten war. Bei starkem Wind, führt der See schnell hohe Wellen und die Kanuten kämpfen mehr mit dem eigenen Gleichgewicht als gegen den eigentlichen Gegner.
„Das sind natürlich keine optimalen Bedingungen aber damit hatten alle gleichermaßen zu kämpfen.“, so Nachwuchs Cheftrainer Detlef Hofmann.
Katinka Hofmann und Xenia Jost mit zwei Siegen erfolgreichste „Rheinschwestern“
Am besten mit Wind und Gegner kamen Katinka Hofmann und Xenia Jost zurecht. Während die beiden im Viererkajak mit Katharina Köther und Marie Thielemann (Essen / Leipzig) gemeinsam über die Goldmedaille jubeln konnten, legten beide Athletinnen noch einen weiteren Sieg nach. Jost war im Einerkajak über 200 Meter, Hofmann im Zweierkajak über 500 Meter mit Thielemann erfolgreich. Während sich das Karlsruhe-Leipzig-Duo gegen das zweite deutsche Boot Stine Noack/Johanna Schimanski (Potsdam / Mülheim) durchsetzte, gelang Jost der vereinsinterne Wettstreit gegen Greta Köszeghy, die auf zweiter Position liegend, kurz vor dem Ziel kenterte.
Die Sportsoldatin Katinka Hofmann konnte bereits am Auftakttag im Zweierkajak mit Katharina Köther über die 200 Meter eine Silbermedaille erringen und erzielte somit bei drei Starts, eine enorme Medaillenausbeute. Jost und Hofmann haben damit ihren Teil zur U23 WM-Qualifikation erbracht. Ähnlichen gute Karten, in Bezug auf die U23 WM, hält Canadierfahrerin Sophie Koch nach dem Wochenende in Händen. Sie belegte mit ihrer Leipziger Zweierkameradin Celina Sandau über die 200 Meter den zweiten und über die 500 Meter den dritten Rang.
Lediglich den starken Booten aus der Volksrepublik China mussten sie über diese Strecken den Vortritt lassen. Im Einercanadier schob sich Koch über die 200 Meter hinter Sophia Jensen (Kanada) und zwei Fahrerinnen aus China auf den vierten Rang. Sowohl im Einer- als auch im Zweiervergleich war Koch somit jedes Mal bestes deutsches Boot.
Sehr gut präsentierten sich auch die U23 Athleten Jan Bechtold und Carola Schmidt. Schmidt gewann den Einerkajak über 1.000 Meter und musste sich über 500 Meter nur Katharina Köther geschlagen geben. Bechtold siegte im Zweierkajak über 500 Meter mit Benedikt Bachman aus Dresden. Im Einerkajak über die doppelte Distanz rangierte er am Ende auf einem sehr guten dritten Platz, musste jedoch zusehen, wie Jakob Kurschat (Dresden) ihm den Sieg und damit die U23 WM-Fahrkarte wegschnappte. „Bei den beiden ist es eine ganz enge Kiste. Sie haben absolut bewiesen, dass sie das Zeug für das WM-Team mitbringen, allerdings müssen sie nun gespannt auf den World Cup nächste Woche in Duisburg blicken“, erklärt Chef-Coach Detlef Hofmann die Situation. „Denn es wird entscheidend sein, ob sich einige U23 Fahrer, die derzeit mit der Nationalmannschaft an der World Cup Serie teilnehmen für die WM in Szeged qualifizieren oder nach dem World Cup in Duisburg zum U23 Team stoßen werden!“, so Hofmann weiter. Wird das U23 Team also noch mit Kanuten verstärkt, die bei der nationalen Qualifikation besser platziert waren, könnte dies für Athleten wie Bechtold und Schmidt bedeuten, dass ihnen dadurch der Platz im U23-WM Team streitig gemacht wird und sie „nur“ bei den U23 Europameisterschaften an den Start gehen dürfen.
Wiehn sicher zur Junioren WM – Bechtold muss noch hoffen
In einer ähnlichen „Hängepartie“ befindet sich Jan Bechtolds jüngerer Bruder Tim. Er siegte zwar mit dem Vierercanadier über 500 Meter und erpaddelte sich im Zweier mit Bruno Scheibner (Leipzig) jeweils über die 200 und 500 Meter die Bronzemedaille, musste jedoch bei beiden Rennen dem zweiten deutschen Boot mit David Bauschk und Janek Weßel (Bochum / Potsdam) den Vortritt lassen. Über die 1.000 Meter im Einercanadier zeigte Bechtold ein engagiertes Rennen und belegte einen beachtlichen fünften Rang.
Aber bereits vor dem Start war klar, dass er es im innerdeutschen Duell mit dem Sieger der nationalen Qualifikation, Florian Köppen (Potsdam) zu tun haben wird. Dieser siegte dann auch wie erwartet in Brandenburg. „Tim ist da bei den besten Deutschen mit dran. Bei ihm wird der Junioren-WM-Start von den Entscheidungen des Disziplintrainers, welche Athleten die Mannschaftsboote fahren werden, abhängen!“, so Hofmann, der die Situation
allerdings optimistisch betrachtet. Den Flieger zu den Junioren Weltmeisterschaften Ende Juli wird definitiv Jochen Wiehn betreten. Der gebürtige Kaiserslauterer, der sich vor knapp eineinhalb Jahren den Rheinbrüdern anschloss, siegte im Viererkajak über 500 Meter und gewann mit Moritz Florstedt (Magdeburg) die Bronzemedaille über 200 Meter.
Das Nesthäkchen des Nationalteams in Brandenburg, kam aus Karlsruhe. Gesine Rachwitz, noch Jugendfahrerin, nutzte ihr Startrecht, um Erfahrung zu sammeln. Gemeinsam mit Ricke Rienäcker (Kassel) sprintete sie über die 200 Meter auf den Bronzerang. Im Viererkajak über 500 Meter verfehlte sie mit dem vierten Rang das Podium nur knapp. Damit könnte für sie der Traum vom Junioren EM-Start in Erfüllung gehen. Diesen hegt auch noch Greta Köszeghy: die U23 Nationalfahrerin wollte ihre weiteren internationalen Einsätze über ihre Lieblingsstrecke, die 200 Meter, klar machen. Nach der Kenterung und dem zweiten Platz im Viererkajak über 500 Meter, hinter dem ersten deutschen Boot, fehlt nun die klare Qualifikation. Deshalb werden auch für Köszeghy die nächsten Tage bis nach der Trainerratsentscheidung noch aufregend werden.
„Insgesamt bin ich mit dem Abschneiden der kompletten Nachwuchs-Nationalmannschaft ganz zufrieden. Wir haben gesehen, wo wir noch arbeiten müssen. In manchen Disziplingruppen mehr, bei anderen stehen wir schon gut da.“, so das Fazit des DKV Cheftrainers und Rheinbrüder Coach, Detlef Hofmann, unmittelbar nach der Regatta. Für die Karlsruher Schützlinge hätte er sich zum Teil klarere Ergebnisse gewünscht, „aber noch können sich alle Hoffnungen auf einen internationalen Titelkampf machen!“