Nun ist sie also vorbei, die 56. Saison der Bundesliga, die – wieder einmal, so muss man sagen – mit dem FC Bayern München an der Spitze endete. Während sich die Vereine in den wohlverdienten Sommerurlaub verabschiedet, bleibt ein kleiner Blick zurück – und nach vorne.
Wer soll die Bayern stoppen?
Nach der Hinrunde hatte es fast noch nach einer Überraschung ausgesehen: Mit großem Abstand und nicht weniger als zwölf Siegen führte Borussia Dortmund die Tabelle an, während die Bayern mit sich selbst und mit Trainer Nico Kovac haderten. Spätestens nach dem 3-3 der Bayern in Düsseldorf schickte sich Fußball-Deutschland zu einem kollektiven Hoffnungsseufzer an. Ging es doch noch, dass einmal ein anderes Team am Ende der Saison die Meisterschale in den Händen hielt? Ging natürlich nicht. In der Rückrunde überkam den BVB das große Flattern mit überflüssigen Niederlagen, während die Bayern wie so häufig die Nerven behielten und ihren Stiefel durchzogen. Die Entscheidung fiel am 27. Spieltag beim direkten Duell, als die Münchner den Dortmundern sagenhafte fünf Tore einschenkten. Da blieb den BVB-Fans nur noch der konsternierte Blick auf die Fernsehübertragung oder die Live-Ticker im Internet: aus der Meistertraum.
Ob sich daran in der kommenden Saison etwas ändert? Der BVB setzt aktuell auf das bewährte Bayern-Rezept, andere Mannschafft durch den Aufkauf der besten Spieler zu schwächen: Innerhalb einer Woche kauften die Dortmunder nacheinander Nico Schulz von der TSG Hoffenheim, Thorgan Hazard von Borussia Mönchengladbach und Julian Brandt von Bayer Leverkusen auf und zogen sich damit den Unmut der Fans zu. Die Bayern griffen jedoch gleichzeitig noch tiefer in die Tasche: Alleine Weltmeister Lucas Hernandez von Atlético Madrid kostet fast so viel wie die drei Jungstars zusammen. Der Wechsel des französischen Weltmeisters Benjamin Pavard ist ebenso fix, wie der des Hamburger Talents Jann-Fiete Arp, das beim kriselnden HSV zuletzt gar nicht mehr zum Einsatz kam. Über viele andere große Namen, darunter Kai Havertz (Leverkusen), Timo Werner (Leipzig) und Leroy Sané (Manchester City) wird nur gemunkelt. Aber eines ist deutlich: Die Konkurrenz wird es auch 2019/2020 ausgesprochen haben, den Bayern den dann 8. Titel in Folge abzuknöpfen.
Interessanter wird es dagegen zweifelsfrei im oberen Tabellendrittel, in dem sich die Vereine in der vergangenen Saison ein spannendes Rennen um die begehrten Champions League-Plätze lieferten. Neben den Bayern und dem BVB gelang schließlich Leverkusen und Leipzig die Qualifikation, während sich Frankfurt, Mönchengladbach und Wolfsburg mit der Europa League begnügen müssen. Hier dürften die Karten in der kommenden Saison wieder neu gemischt werden.
Ab- und Aufstieg: Mäßige Spannung
Während die Meisterschaft letztendlich wieder einmal ein Langweiler war, gab es im Unterhaus eine handfeste Überraschung: Bundesliga-Dino Hamburg verpasste nach dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte den direkten Wiederaufstieg. Der HSV präsentierte sich vor allem in der Rückrunde desolat und landete in der Rückrundentabelle ganz unten. Mit der 1-4 Niederlage gegen Paderborn war der Aufstieg dann endgültig kein Thema mehr. Die Paderborner, die in der Saison 2016/2017 nur mit ganz viel Glück in der 3. Liga verblieben waren (weil 1860 München keine Lizenz erhalten hatten), schaffen damit den Durchmarsch von der dritten über die zweite Bundesliga gemeinsam mit dem 1. FC Köln ins Oberhaus. Hier dürften sie jedoch kaum Chancen auf den Klassenerhalt haben.
Spannender ist da die Frage, wie sich Überraschungsaufsteiger Union Berlin schlagen wird. Zum ersten Mal überhaupt konnten sich die Berliner für das Oberhaus qualifizieren, nachdem sie in der Relegation den altehrwürdigen VfB Stuttgart in die zweite Liga geschossen hatten. In der Hauptstadt gelten die „Eisernen“ im Gegensatz zu Hertha BSC als Sympathieträger mit ganz besonders leidenschaftlichen Fans. Fast schon legendär ist das Weihnachtssingen im Stadion An der Alten Försterei, das mittlerweile Nachahmer in ganz Deutschland gefunden hat. Selbst wenn sich Union nicht in der Bundesliga halten können wird, ist der Verein zweifellos eine wohltuende Abwechslung zu den immer häufiger durchkommerzialisierten Clubs der Liga.
Am 16.August rollt der Ball wieder
Wer in diesem Sommer ohne Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft unter starken Fußball-Entzugserscheinungen leidet, kann sich den 16. August im Kalender anstreichen: An diesem Freitag wird die neue Saison angepfiffen. Eine Woche zuvor findet bereits die erste Runde im DFB-Pokal statt. Der letzte Spieltag ist für den 17. Mai 2020 angesetzt. Dann verabschieden sich die Spieler entweder in den verlängerten Sommerurlaub oder in die Vorbereitung für die Fußball-EM 2020, die diesmal in insgesamt 12 Ländern stattfinden wird.