Mainz – Die Menschen in Rheinland-Pfalz können in medizinischen Notfällen jetzt noch besser versorgt werden. Grund: Das rheinland-pfälzische Innenministerium hat als Träger des luftgestützten Rettungsdienstes eine sogenannte Randzeitenausweitung für den am Klinikum der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stationierten Rettungshubschrauber beschlossen. Diese ermöglicht der gemeinnützigen ADAC Luftrettung ab sofort auch Einsätze bis 22 Uhr. Bisher konnte „Christoph 77“, einer der modernsten Intensivtransport- und Rettungshubschrauber (ITH), frühestens ab 7 Uhr bis Sonnenuntergang alarmiert werden.
„Unsere Helikopter haben die Technik und unsere Piloten das Know-how, um Menschen in Notfallsituationen auch in den Abendstunden mit lebensrettender Hilfe aus der Luft zu versorgen“, erklärt Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH. Er begrüßt im Sinne der Patienten die Entscheidung des Innenministeriums sehr, die Betriebszeiten zu verlängern. „Damit verbessert sich, unabhängig von Wohnort und Uhrzeit, die notfallmedizinische Versorgung in der Region deutlich“, betont er. Bisher werden Rettungshubschrauber in den meisten Städten und Gemeinden nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang eingesetzt. Wer davor oder danach in Lebensgefahr ist, dem kann aus der Luft nicht geholfen werden.
Die ADAC Luftrettung blickt bereits auf lange Erfahrung im Nachtflug zurück und fliegt in Sande, Senftenberg und Münster im 24-Stunden-Betrieb. Technisch möglich werden die Rettungsflüge in der Dämmerung auch durch spezielle Nachtsichtbrillen. Die rund 11.000 Euro teuren Brillen sind Teil eines hochmodernen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt. Es ermöglicht den Piloten auch bei minimalen Lichtverhältnissen zu starten und zu landen.
Für mehr Sicherheit für Crew und Patient bei Flügen in den Abendstunden geht die ADAC Luftrettung in Mainz mit einem bundesweit bisher einmaligen Besatzungskonzept an den Start. Im Gegensatz zu Einsätzen bei Tag besteht die Crew in Mainz in der Dämmerung aus vier statt drei Mitgliedern. Neben Pilot, Notarzt und Notfallsanitäter (TC HEMS) ist nach Sonnenuntergang zusätzlich ein auf Nachtflüge spezialisierter Notfallsanitäter (TC NVIS) mit an Bord.
Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Einsätze von „Christoph 77“ bei 1336. Mit der Randzeitenausweitung kann unter anderem auf die deutlich gestiegene Zahl an sogenannten Sekundäreinsätzen reagiert werden. Als solche werden Verlegungsflüge von Klinik zu Klinik bezeichnet. Luftrettungseinsätze sind jetzt im Sommerhalbjahr (von April bis September) von 6 bis 22 Uhr möglich, im Winterhalbjahr von 7 bis 22 Uhr.
Die in Mainz stationierte H145 ist die leiseste ihrer Leistungsklasse und technisch bestens für Flüge in der Dämmerung geeignet. Mit zwei Turbinen ist sie auf lange Flugstrecken ausgelegt und kann so ideal für intensivmedizinische Verlegungsflüge genutzt werden. Die Maschine eignet sich so auch bestens für Inkubatortransporte schwer erkrankter Früh- und Neugeborener sowie für ECMO-Transporte schwer lungenkranker Patienten. Kürzlich absolvierte die Station in Mainz den 25.000 Luftrettungseinsatz in der Region. Die Ärzte stellt die Universitätsmedizin. Koordiniert werden die Einsätze von der Regionalleitstelle Mainz und der Zentralen Koordinierungsstelle Rheinland-Pfalz.
Die gemeinnützige ADAC Luftrettung mit Sitz in München ist Ende März den 1.000.000. Einsatz seit 1970 geflogen – eine im Rettungsdienst aus der Luft bisher unerreichte Zahl. Allein auf Rheinland-Pfalz entfielen rund 114.000 Einsätze. Bundesweit arbeiten für die ADAC Luftrettung, die ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung ist, mehr als 1000 Menschen – darunter rund 160 Piloten, etwa 260 Notfallsanitäter (TC HEMS) und rund 580 Notärzte. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten.