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Aus Eisenrohr – geschweißt und lackiert: Hans Nagels „ER 4“ von 1965 (Foto: mpk © VG Bild-Kunst, Bonn 2019)

Kaiserslautern – Um das „Labyrinth der Farben“, der derzeitigen Familienausstellung im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), Museumsplatz 1, dreht sich sowohl die Führung am Feiertag, am Donnerstag, 20. Juni, um 15.30 Uhr als auch das Kunst(früh)stück am Sonntag, 23. Juni, um 11 Uhr.

„Wie Farben wirken“ heißt es an Fronleichnam, wenn Felix Bachmann in die bunte Welt einführt: Rot macht Mut, gibt Energie und steigert unsere Aktivität – er geht der Frage nach, ob das wirklich stimmt. Farben sind nicht nur ein visueller Eindruck, die Wellenlängen des Lichts wirken auf den gesamten Menschen. Neueste Untersuchungen stellen Zusammenhänge von Medikamenten und Wandfarben in Krankenhäusern her – ein überzeugender Ansatz, doch oft verschwimmen die Zuordnungen der Wirkungsbereiche einzelner Farben. Dies verwundert – historisch betrachtet – kaum, denn heute werden so eindeutige Farbunterschiede, wie in früheren Zeiten zwischen Gelb und Grün, nicht getroffen. Die Führung lädt ein, in Gelb einzutauchen, sich mit Blau zu umgeben und über Violett zu philosophieren. Die Grund- und Sekundärfarben stehen hierbei im Fokus.

Eine Lesung unter dem Titel „Farbwellen“ mit der Heidelberger Autorin und Sprachwissenschaftlerin Dr. Katharina Dück steht drei Tage später im Mittelpunkt des Kunst(früh)stücks. Dass eine Farbe Stimmung erzeugen, ja sogar beeinflussen kann, ist nichts Neues, dass sie darüber hinaus unsere Erinnerungen beeinflussen kann, vielleicht schon. Wir erinnern uns bekanntlich nicht lückenlos zusammenhängend, sondern fragmentarisch und setzen unser eigenes Selbst im Hier und Jetzt so zusammen, dass ein fließendes Ganzes entsteht. Wir erschaffen einen Fluss unserer Identität, in dessen Wellen sich Wahrnehmungen, Emotionen und Erlebnisse spiegeln und zahlreiche Farben ineinanderfließen: Gefühlen, wie Liebe oder Verlust, sowie Erlebnisräumen, beispielsweise aus Kindertagen, geben wir eine Farbe. Daher hat unsere Heimat wie auch unser Lieblingsort für uns persönlich eine Farbe. Jede Person lebt in ihrem ganz eigenen, individuellen Farbenfluss, nicht nur, weil jeder Mensch die Wellen des Farbspektrums anders sieht, sondern auch, weil er diesen Farben unterschiedliche Bedeutungen verleiht. Dück geht genau diesen Phänomenen auf den Grund und erkundet Farben und Wellen.

Sie entführt das Publikum in die literarische Welt der Farbwellen: in die „schwarze Stadt“, in der man für weißen Zucker und weißes Mehl ansteht, in die „grüne Heimat“, wo sich „himbeerrote Tropfen einer heilen Zeit lösen“, wo „Wunderaugen trotz einer Pfennigkindheit in Erinnerung an Kaugummiautomatenringe“ angefüllt sind, wo einem „braun-gelbe Stechblicke“ folgen und wir „Leben aus glücklichen Fluten schöpfen“ dürfen. Farbwellen werden sich „in tiefes Blau getränkte“ Wortkaskaden stürzen und ihren Zuhörern „jenen Tropfen lassen, der sich in der Seele sammelt“. Im Anschluss an die Lesung wartet ein Frühstücksbuffet auf jene Gäste, die sich bereits für die Veranstaltung angemeldet haben. Alle anderen können (ohne Frühstück) zur Lesung kommen; der Eintritt hierfür kostet zehn Euro.