Neustadt an der Weinstraße – Am Samstagnachmittag (10.08.2019) konnte nach über 30 Jahren, als man sich Gedanken über ein neues Zuhause für die Löschgruppe Gimmeldingen machte, das neue Gerätehaus übergeben werden. Der Einladung folgten viele Vertreter aus der Landespolitik, Stadtrat, Ortsbeirat, Stadtwerke, Eigenbetrieb Stadtentsorgung (ESN), städtische Bedienstete, VR Bank Mittelhaardt eG, Polizei, Rettungsdienst, Technischen Hilfswerk, Bundeswehr, Stadt- und Kreisfeuerwehrinspekteure umliegender Wehren, der leitende Branddirektor der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen sowie die Gesamtwehr Neustadt.
Der Einheitsführer und Chef der Truppe, Tobias Bauer, und der Leiter der Technischen Einsatzleitung, Thomas Nett, eröffneten die besondere Veranstaltung und führten in lockerer und launiger Weise durch das Programm. Sie erinnerten an den steinigen Weg von der Unterkunft in der Ortsverwaltung bis zur heutigen Schlüsselübergabe des neuen Gerätehauses. Hierfür holten sie ehemalige aktive Feuerwehrkameraden auf die Bühne, die den Werdegang aus ihrer Sicht darstellten. Das alte Gerätehaus in der Ortsverwaltung war für die zwei Einsatzfahrzeuge zu klein geworden. Probleme gab es hier beim Ein- und Ausfahren, bedingt durch den historischen Rundbogen am Tor. Nur ausgewählte Maschinisten schafften es dies zu bewältigen. Was aber auch nicht immer klappte und zu diversen Schäden führte. Ein Neubau war fällig. Bis zum heutigen Tag brauchte die Löschgruppe viel Geduld.
Auf der politischen Seite waren viele dicke Bretter zu bohren bis die politischen Vertreter die Situation erkannten und an einem Strick zogen, um das Projekt zu verwirklichen. Ab 2006 gab es eine Übergangslösung in einem ehemaligen Weingut in der Kurpfalzstraße. Hier konnten in einer großen Garage die zwei Einsatzfahrzeuge sowie die Einsatzkleidung untergebracht werden. Die theoretischen Schulungen und Zusammenkünfte fanden aber immer noch im „Feuerwehrkeller“ in der Ortsverwaltung statt. Der Gedanke das Weingut zu erwerben und für die Löschgruppe als adäquate Unterkunft umzubauen, konnte die politischen Vertreter nicht überzeugen. Nachdem der Ortsbeirat und Stadtrat sich auf ein Grundstück im Tiefenweg einigten, wurde am 21.12.2016 durch den ehemaligen Oberbürgermeister, Hans-Georg-Löffler, dem Gruppenführer, Tobias Bauer und dem stellvertretenden Ortsvorsteher Ralf Schupp der Spatenstich für die neue Unterkunft durchgeführt. Trotzdem mussten die Kameraden noch fast drei Jahre mit ihrem Provisorium ausharren bis das neue Gerätehaus stand. Die Planung hatte der Architekt Markus Neyer in Zusammenarbeit mit dem städtischen Gebäudemanagement. Das zweigeschossige Gebäude, welches in den Hang hineingebaut ist, hat drei Stellplätze mit Ausfahrt in Richtung Neubergstraße.
Oberbürgermeister Marc Weigel griff in seiner Rede die gute Zusammenarbeit aller Feuerwehreinheiten der Stadt Neustadt mit ihren Weindörfern auf. Dies konnte er selbst bei einem Hallenbrand in Duttweiler am Vortag erkennen. Am Abend zuvor kam es dort zu einem Hallenbrand in einem Weingut. Hier konnte er sehen, dass die einzelnen Einheiten wie ein Uhrwerk zusammenarbeiteten, um den Brand zu bekämpfen. Als oberster Dienstherr der Feuerwehr ist er stolz, solch eine Wehr zu haben die alles noch im Ehrenamt und ohne hauptamtliche Kräfte stemmt. In der heutigen Zeit ist das nicht in jeder Kommune so, viele müssen auf Hauptamtliche umsteigen, weil das Personal fehlt. Großen Anteil an der Erhaltung des Ehrenamtes hat auch unser Stadtfeuerwehrinspekteur Stefan Klein. Der Oberbürgermeister ist stolz heute den Kameraden der Löschgruppe Gimmeldingen das neue Gerätehaus zu übergeben zu dürfen. Das neue Domizil hat 1,4 Millionen Euro gekostet wovon das Land den Bau mit 183.000 Euro bezuschusste. Er wünscht den Kameraden alles Gute und viel Freude am neuen Gerätehaus. Ein großer Dank ging an alle Feuerwehrkameradinnen und -kameraden für die bis jetzt über 320 geleisteten Einsätze von Tierrettung, über Unterstützung für den Rettungsdienst bis zu Großbränden.
Der in Neustadt geborene und jetzige Staatssekretär Randolf Stich freute sich über die Einladung nach Neustadt und übermittelte die besten Glückwünsche der Landesregierung zum neuen Gerätehaus. Wie der Oberbürgermeister lobte er die gute Kameradschaft der Freiwilligen Wehren. Diese soll aber nicht ausgenützt werden. Deshalb wird auch nach einem Gespräch mit den Kreis- und Stadtfeuerwehrinspekteuren das Landesgesetz für Brand- und Katastrophenschutz novelliert. Um Aufgaben, die nicht indirekt mit der Feuerwehrarbeit in Verbindung stehen auszugliedern. Er nannte z.B. Absicherungen, welche vom örtlichen Straßenunterhalter oder dem Landesbetrieb Mobilität übernommen werden können, ebenso wie Beseitigungen von Ölspuren. Hiermit kann man das Ehrenamt entlasten und die Kameradinnen und Kameraden können sich auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Durch das, vom Kommando erarbeitete Fahrzeugkonzept für die Gesamtwehr, welches im Januar 2017 unter großer Anteilnahme der Feuerwehrangehörigen durch den Stadtrat verabschiedet wurde, stehen aktuell zehn Anträge für Bezuschussungen bei der Landesregierung an. Es geht hier um Ersatzfahrzeuge mit einer Fördersumme von über 1 Million Euro. Der Staatssekretär teilte mit, dass diese zügig bearbeitet und freigegeben werden. Herr Stich ging in seiner Rede auch auf den Klimawandel ein, der den Feuerwehren zu schaffen macht. In Zukunft muss man sich über Waldbrände und Starkregen Gedanken machen. Dafür ist ein Arbeitskreis im Ministerium geschaffen worden, um solchen schon dagewesenen Einsätze aufzuarbeiten. Es wird geprüft, ob man mit speziellen Fahrzeugen oder Löschflugzeuge dagegen steuern kann.
Nach den Ansprachen der politischen Vertreter folgte die offizielle Schlüsselübergabe durch den Staatssekretär und Oberbürgermeister an den Einheitsführer der Löschgruppe.
Nach der Schlüsselübergabe ergriff Tobias Bauer nochmal das Mikrofon und holte seine Mannschaft auf die Bühne. Rückengestärkt erläuterte er den Werdegang mit allen Höhen und Tiefen seit der Gebietsreform im Jahre 1969. Er blickte auf verschiedene Hindernisse und Stolpersteine bis zur heutigen Zeit zurück. Unter anderem war es damals für die eingemeindeten Einheiten schwer, die Anerkennung der Stadtwehr zu erlangen. Des Weiteren war es ein weiter Weg bis das im Jahr 1974 in Dienst gestellte Tragkraftspritzenfahrzeug ersetzt wurde. Nach 42 Jahren war es dann soweit, die Löschgruppe bekam ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser (TSF-W). Auch dauerte es einige Amtszeiten von Stadtfeuerwehrinspekteuren, bis die Gesamtwehr (Stadtwehr und seine Ortsteile) zu einem Team zusammengewachsen war. Hierfür zollte er dem derzeitigen Stadtfeuerwehrinspekteur einen herzlichen Dank. Die Kameraden investierten viel Arbeitsaufwand in das neue Domizil, der Förderverein unterstützte dies mit 19.000 Euro.
Nach der Übergabe des neuen Schmuckstückes an die Löschgruppe erfolgten die Beförderungen und Ehrungen. Feuerwehrkameradinnen und -kameraden wurden für ihre geleistete Arbeit und besuchten Weiterbildungen auf Kreis- und Landesebene an der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule in Koblenz sowie wie bei externen Schulungen von Fremdanbietern im Feuerwehrwesen, geehrt und befördert.
Der Oberbürgermeister und die Wehrleitung ernannten:
- 16 Neuverpflichtungen zur Feuerwehranwärterin/er
- 8 Personen zur Feuerwehrfrau/mann
- 9 Personen zur Oberfeuerwehrfrau/mann
- 9 Personen zur Hauptfeuerwehrfrau/mann
- 3 Personen zur Löschmeisterin/er
- 7 Personen zur Oberlöschmeisterin/er
- Zum Brandmeister wurden Baaske Stefan (Löschzug III), Schwarztrauber Christoph (Löschzug Mußbach), Schick Moritz (Löschzug Lachen-Speyerdorf) und Stuhlberg Erik (Löschzug II) befördert.
- Zum Oberbrandmeister wurden Beugel Bernhard (stellvertretender Zugführer Löschzug II) und Hölzemann Chris (stellvertretender Zugführer Gefahrstoffzug) befördert und ernannt.
- Des Weiteren wurden Kaul Thomas zum stellvertretenden Zugführer des Löschzug I und Neyer Markus zum Gruppenführer des Löschzuges II ernannt.
Mit dem silbernen Feuerwehr Ehrenzeichen für 25-jährige Tätigkeit erhielten die Ehrung:
- Blüm Oliver (Löschzug I)
- André Luipold (Löschzug Lachen-Speyerdorf)
- Moock Michael (Löschzug III)
- Neyer Markus (Löschzug II)
- Peterli Thomas (Löschzug Mussbach)
- Schmitt Steffen (Löschgruppe Duttweiler)
- Schroer Theo (Löschzug Süd)
Mit dem goldenen Feuerwehr Ehrenzeichen für 35-jährige Tätigkeit erhielten die Ehrung:
- Engel Bruno (Löschzug II)
- Klohr Roger (Löschgruppe Haardt)
- Schöttinger Michael (Löschgruppe Haardt)
- Labrenz Rüdiger (Löschzug I)
- Momm Reinhard (Löschgruppe Duttweiler)
- Stattmüller Richard (Löschzug Süd)
Mit dem goldenen Feuerwehr Ehrenzeichen mit Eichenlaubkranz für 45-jährige Tätigkeit erhielt die Ehrung:
- Mohr Lothar (Löschzug Süd).
Mit dem Erreichen des 63. Lebensjahr endet in Rheinland-Pfalz der aktive Feuerwehrdienst. So galt es für den Oberbürgermeister, den Stadtfeuerwehrinspekteur und die Einheitsführer drei verdiente Kameraden aus dem aktiven Dienst zu verabschieden.
Nach 46 Jahren ging Ansgar Julier in die „Feuerwehrrente“. Julier begann seine Laufbahn beim damaligen Löschzug Hambach. Er arbeitete sich mit Fleiß- und seinem Fachwissen immer weiter, wechselte zur Stadtmitte in den Löschzug 1, wurde dort Zugführer und war einer der ersten bei der Gründung des Gefahrstoffzuges. Ab 2010 war er Stadtfeuerwehrinspekteur und füllte das Amt 10 Jahre aus. Er hatte ein Händchen junge Kameraden einzubinden und ihnen im Laufe ihrer Zeit Verantwortung zu übertragen. Mit seinen Einsatztechnischen Fachkenntnissen hinterlässt er eine große Lücke.
Der Zugführer des Löschzuges II, Mario Di Noi wurde vom aktuellen Zugführer Ralf Stuhlberg ebenfalls nach Erreichen der Altersgrenze verabschiedet. Er wechselte seinen Wohnort von Lachen-Speyerdorf nach Neustadt, um dort in den Löschzug II einzutreten. Durch tausende von Übungsstunden, 41 besuchten Lehrgängen arbeite er sich über den Gruppenführer, stellvertretender Zugführer zum Zugführer des Löschzugs II hoch und führte sieben Jahre das Amt bis zur Altersgrenze, aus.
Auch der Gruppenführer der Löschgruppe Haardt verabschiedete einen verdienten Kameraden nach 46 Jahren Feuerwehrzugehörigkeit in den Feuerwehrruhestand. Reiner Zimmermann war ein zuverlässiger Kamerad. Er war immer da, wenn die Sirene oder der Funkmeldeempfänger ruft. Als erfahrener Maschinist brachte seine Kameraden immer zuverlässig an die Einsatzstelle und wieder zurück. In seiner Laufbahn wurde er mit dem silbernen und goldenen Ehrenzeichen ausgezeichnet.
Für fünf Einsatzkräfte des Kleinalarms gab es noch eine besondere Ehrung und Auszeichnung. Bei einem Einsatz am 27. Juli 2019, Anforderung zur Tragehilfe für den Rettungsdienst, unterstützten die Feuerwehrkräfte aktiv bei einer laufenden Reanimation das Rettungsdienstpersonal. Durch den Einsatz der Feuerwehrkräfte und dem Rettungsdienst konnte der Familienvater wiederbelebt werden. Dies war eine außerordentliche Leistung, welche auch vom Rettungsdienst gewürdigt wurde. Dies macht auch den Stadtfeuerwehrinspekteur stolz und zeigt für die gute Ausbildung der Einsatzkräfte.
Nach dem offiziellen Teil am Samstag ist die Bevölkerung am darauffolgenden Sonntag (11.08.2019) herzlich zu einem Tag der offenen Tür mit Festgottesdienst und anschließender Segnung eingeladen. Das anschließende gemütliche Beisammensein wird begleitet vom Musikverein Königsbach. Dabei besteht die Möglichkeit das neue Gerätehaus, sowie Vorführungen der Feuerwehr zu besichtigen.