Fußball-Weltmeister Jürgen Kohler bleibt dem Regionalligisten SV Waldhof Mannheim auch über den 30. Juni hinaus treu. Der 47-Jährige und frühere Champions-League- wie Weltpokalsieger mit Borussia Dortmund wird in der Folgesaison zwar nicht mehr das offizielle Amt des Sportlichen Leiters besetzen, den Traditionsverein künftig aber weiter als Berater unterstützen.
Kohler hatte am 3. April diesen Jahres die Nachfolge im Amt von Günter Sebert übernommen mit dem Kernauftrag, den Kader für die Saison 2013/14 zu formieren. Dies in einem angemessenen Verhältnis zu den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Vereins.
Der SV Waldhof hat sich als oberste Prämisse weiterhin auf die Fahnen geschrieben, die wirtschaftliche Konsolidierung voran zutreiben. Kohler arbeitete in den zurückliegenden knapp acht Wochen ohne Vertrag und ehrenamtlich für den SVW, für den er Mitte der 1980er Jahre 95 Bundesligaspiele bestritt und hier die Grundlage für seine darauf folgende und außergewöhnliche Erfolgskarriere legte. Präsident Steffen Künster betont: „Wir haben von Beginn an offen erklärt, dass wir eine Entscheidung in der Art der Zusammenarbeit mit Herrn Kohler über den 30. Juni hinaus erst zu einem späteren Zeitpunkt miteinander besprechen. Wir können Jürgen für sein Engagement und seine eingebrachte Erfahrung nur dankbar sein. In der Kürze der Zeit hat er vieles bewegt und gemeinsam haben wir uns viele Gedanken über zukünftige Strukturen für den SVW gemacht. In unseren Überlegungen haben neben vielen sportlichen Aspekten auch die wirtschaftlichen eine große Rolle gespielt.
Weiter äußert der Präsident der Blau-Schwarzen: „Es wurden in dieser kurzen Zeit – und mit einer von Jürgen Kohler hohen vorgegebenen Schlagzahl – neue Strukturen geschaffen, die nicht nur professionell sind, sondern uns als Verein auch wirtschaftlich helfen, unsere seit Jahren schwierige Symbiose aus finanzieller Gesundung bei gleichzeitig angestrebtem sportlichen Erfolg, auf einen optimierten Weg zu bringen.“ Der SV Waldhof sieht sich somit für die am 17. Juni startende Vorbereitung auf die Saison 2013/14 gut gerüstet. Der Großteil des Kaders steht. In der noch offenen Trainerfrage will das Präsidium in den kommenden Tagen entscheiden. Hierzu sagt Steffen Künster: „Ziel ist, das Amt des Trainers mit der Funktion eines Sportlichen Leiters in Personalunion zu verbinden. Im Präsidium ist dies ein einstimmiger Beschluss gewesen. Wirtschaftlich wie sportlich sehen wir uns gerüstet. Dafür hat Jürgen Kohler aus unserer Sicht gesorgt. Dies war sein von uns an ihn herangetragener primärer Auftrag. Umso mehr freuen wir uns darüber und sind dankbar, dass die Zusammenarbeit mit ihm auf Basis seiner bestehenden Netzwerke, großen Erfahrung und Loyalität zu seinem Heimatverein fortgesetzt wird. – weiterhin ehrenamtlich.
Kohler: „Werden mit guter Mannschaft antreten“
Was konkret verändert wurde, erklärt Kohler selbst: „Grundsätzlich war es das Ziel, den Etat deutlich zu senken, in erster Linie über modifizierte Verträge mit den Spielern. Die Vertragswerke wurden überarbeitet, etwa bestehende Ausstiegsklauseln gestrichen oder die Prämienregelungen so verändert, dass sie dem Klub Kosten ersparen, für die Spieler aber dennoch interessant und fair sind.“ Wie der künftige Berater bekräftigt, „wird der SV Waldhof in der kommenden Saison mit einer guten wettbewerbsfähigen Mannschaft antreten.“ Die Einsparungen seien erforderlich gewesen, um dem SVW, kurz- und mittelfristig, bessere Möglichkeiten auf dem angestrebten Weg in die Dritte Liga mit auf den Weg zu geben.
Mit der für die Zukunft abgesprochenen Form der Zusammenarbeit hat der einstige Weltklasse-Verteidiger keine Probleme: „Der SV Waldhof ist mein Heimatverein. Deshalb habe ich gerne angefangen zu helfen und werde dies auch weiterhin tun. Ob mit offiziellem Amt oder ohne spielt für mich nicht die entscheidende Rolle. Ich habe das Vertrauen in das bestehende Präsidium. Das ist für mich ausschlaggebend. Für keinen anderen Verein hätte ich diese viele Zeit in den letzten Wochen ehrenamtlich aufgebracht.“
Spielraum für den künftigen Cheftrainer
Der Kader für die Folgesaison steht weitgehend, obgleich Kohler betont: „Mit einigen Spielern laufen die Gespräche noch. Das kann sich durchaus im ein oder anderen Fall noch etwas hinziehen. Dabei spielt dann die Entscheidung des künftigen Trainers auch eine maßgebliche Rolle. Bewusst habe ich noch Spielraum für den dann handelnden sportlich Verantwortlichen gelassen – auf mindestens drei Positionen. So besteht für ihn die Möglichkeit, noch individuell und nach seinen Vorstellungen zu handeln. Gleiches gilt für die Vereinbarung von Testspielen in der Vorbereitungsphase, die mit dem künftigen Chefcoach abgestimmt sein müssen. Aus diesem Grund habe ich hier noch gar nichts vereinbart.“
Abschließend sagt Kohler: „Ich freue mich und danke allen denen Spielern, die bis jetzt schon für sich entschieden haben, den neuen Weg des SV Waldhof in dieser Form mitzugehen. Der Respekt gebietet aber auch zu akzeptieren, wenn dies nicht jeder mit sich vereinbaren kann. Das ist das Fußballgeschäft. Beim Zustandekommen oder Nicht-Zustandekommen eines Vertrages spielen immer sehr viele Komponenten eine Rolle. Es geht um Existenzen, Familien, sportliche Ziele und vieles mehr.“