Ludwigshafen – Den 29. Mai 2019 wird kein Eulen-Fan so schnell vergessen, denn an diesem denkwürdigen Mittwochabend gewannen die Eulen am vorletzten Spieltag das Derby gegen die Rhein-Neckar Löwen in der SAP Arena mit 29:26 und schafften 10 Tage später in einem Herzschlagfinale „das Wunder von Ludwigshafen“ mit dem nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt.
Fast genau drei Monate später kommt es zum Start der neuen Saison erneut zum „Straßenbahnduell“ gegen die Löwen, jetzt aber in der innerhalb von nur acht Minuten restlos ausverkauften Eberthölle.
Eulen und Löwen haben ihre „Generalprobe“ in der 1. Runde des DHB-Pokals am letzten Wochenende souverän gemeistert.
Mit dem erneut kleinsten Etat und der jüngsten Mannschaft der Liga wollen die Eulen erneut den Klassenerhalt schaffen. Neben Spielmacher Alexander Feld haben Torhüter Matej Asanin, Mittelmann David Spiler & Rückraumspieler Stefan Salger die Eulen verlassen. Kompensiert werden die Abgänge durch die Neuverpflichtungen von Dominik Mappes (HC Erlangen), den beiden U21-Nationalspielern Max Neuhaus (2. Mannschaft SC Magdeburg), Jannek Klein (FC Barcelona) und Torwart Martin Tomovski (Metalurg Skopje). Zusätzlich erhalten mit Hendrik Wagner, Nils Röller, Leon Hoblaj und Luca Braun vier hoffnungsvolle Talente ein Zweitspielrecht und ergänzen den Kader.
Mit den Transfers verfolgen Trainerteam und Verantwortliche weiter konsequent den eingeschlagenen Weg und bleiben ihrer Philosophie und Identität treu, auf junge und entwicklungsfähige Spieler zu setzen.
Bis auf den noch verletzten Azat Valiullin stehen Trainer Ben Matschke zum Saisonstart alle Spieler zur Verfügung. Wenn es ihm gelingt, die Neuzugänge schnell zu integrieren und die Mannschaft vom großen Verletzungspech der letzten Saison verschont bleibt, ist durch den noch breiteren Kader der Klassenerhalt in Ludwigshafen nicht unmöglich.
Ganz andere Vorzeichen bei unserem Gegner den Rhein-Neckar Löwen. Nach einer eher enttäuschenden Saison ohne Titel und mit Platz 4 in der Bundesliga wollen die Löwen wieder oben angreifen und der Kader wurde neu zusammengestellt. Nicht mehr dabei sind Guðjón Valur Sigurðsson (Paris St. Germain), Bogdan Radivojevic (MOL-Pick Szeged) Vladan Lipovina und Filip Taleski (beide HBW Balingen-Weilstetten). Neu gekommen sind Romain Lagarde (HBC Nantes), Niclas Kirkeløkke (GOG Handbold), Tim Ganz (eigene Jugend) und der „Königstransfer“ und Publikumsliebling Uwe Gensheimer, der nach drei Jahren bei Paris St. Germain zu den Rhein-Neckar Löwen zurückgekehrt ist.
Auch an der Seitenlinie gibt es eine Veränderung. Nach fünf Jahren hat sich Trainer Nikolaj Jacobsen verabschiedet, um sich zukünftig ausschließlich auf seinen Job als dänischer Nationaltrainer zu konzentrieren. Als sein Nachfolger wurde Kristján Adrésson verpflichtet.
Durch den Trainerwechsel stehen die Rhein-Neckar Löwen vor einem Umbruch, möchten aber möglichst schnell wieder an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen.
Die Uhren sind wieder auf null gestellt und die Rhein-Neckar Löwen reisen als klarer Favorit an, der in der kommenden Saison möglichst lange um drei Titel mitspielen möchte. Für die Eulen kann es nur heißen: Nach dem Klassenerhalt ist vor dem Abstiegskampf.
Die Rollen sind also klar verteilt und alles andere als ein Löwen-Sieg wäre eine faustdicke Überraschung. Was allerdings mit der Unterstützung von über 2.000 Eulen-Fans möglich ist, haben die Jungs von Trainer Ben Matschke mehr als einmal gezeigt und am ersten Spieltag weiß noch keine Mannschaft, wo sie genau steht.
Qualitativ und auch von der Erfahrung haben die Rhein-Neckar Löwen auf dem Papier die bessere Mannschaft und würden in neun von zehn Partien die Platte wohl als Sieger verlassen.
Aber vielleicht erwischen die Eulen, mit der Unterstützung der ausverkauften Eberthölle im Rücken, am Sonntag genau diesen einen Tag, an dem es nach 60 Minuten heißt: Mentalität schlägt Qualität.