Karlsruhe. Das 46-köpfige Team der Rheinbrüder Karlsruhe gewann bei den 98. Deutschen Meisterschaften im Kanu-Rennsport 13 Meistertitel, acht Vize-Meisterschaften und 18 Bronzemedaillen. Herausragende Athletin aus Karlsruher Sicht war die 16-jährige Jugendfahrerin Gesine Ragwitz. Sie sicherte sich auf dem Beetzsee in Brandenburg an der Havel insgesamt fünf Meistertitel.
Mit den Siegen im Einerkajak der Damenleistungsklasse über 500 und 5.000 Meter unterstrich die frisch gebackene Vize-Weltmeisterin Sarah Brüßler erneut ihre Klasse.
Bundesstützpunktleiter Detlef Hofmann, zeigte sich nach Ende der Wettkämpfe hoch zufrieden: „Diese Meisterschaften haben gezeigt, dass wir auf einem richtig guten Weg sind. In allen Altersklassen haben wir Titel gewonnen, das ist schon stark und macht einen sehr stolz. Hinter diesen Erfolgen, so Hofmann, steckt ein starkes Trainerteam. Insbesondere die Mixtur aus routinierten Bundes- und Landestrainern wie Ralf Straub, Anka Hofmann und Maren Knebel, sowie den jungen ehemaligen Sportlern wie Nina Ehrenfried, Yannik Hofmann und Dominik Ziegler ist ein Erfolgsrezept.
Sarah Brüßler mit zwei Einererfolgen
In der Leistungsklasse ragte wieder einmal Vize-Weltmeisterin Sarah Brüßler mit zwei Siegen im Einerkajak über 500 und 5.000 Meter heraus. Gemeinsam mit ihren Mannschaftskolleginnen Greta Köszeghy, Xenia Jost und Katinka Hofmann gelang ihr zudem im Viererkajak über 500 Meter mit dem dritten Rang der erneute Sprung auf das Podium. Köszeghy und Hofmann überraschten zusätzlich mit einem dritten Platz im Zweierkajak über 200 Meter. Für ihren Trainingsfleiß konnte sich Katinka zudem im Einerkajak über 500 Meter mit dem Gewinn der Bronzemedaille belohnen. Ein weiteres großes Ausrufezeichen bei den Damen setzte Xenia Jost mit der Silbermedaille im Einerkajak im Sprinteiner der Leistungsklasse.
In der Herren-Leistungsklasse steuerte der Viererkajak der Renngemeinschaft Baden-Württemberg mit den Karlsruhern Jan Bechtold, Nico Paufler, Saeid Fazloula, sowie dem Heilbronner Kollegen Yannik Pflugfelder über die 1.000 Meter das Großboot auf einen achtbaren Bronzerang – das Feld war gespickt von Olympiasiegern und Weltmeistern. Ähnlich ging es im Sprintzweier zu, dort konnte sich Fazloula und sein Mannheimer Partner Dominik Greguric vor dem Berliner Boot mit Weltmeister Jacob Schopf und Kostja Stroinski, eine weitere Bronzemedaille erpaddeln. Zu den eifrigen Medaillensammlern gehörten in diesem Jahr auch wieder Simon Krautloher und Sophie Koch im Canadierboot. Krautloher entschied in Abwesenheit der meisten Nationalfahrer das Langstrecken-Titelrennen über 5.000 Meter überlegen für sich und belegte über die olympische 1.000 Meter Distanz hinter Olympiasieger Sebastian Brendel einen völlig unerwarteten Silberrang. Sophie Koch fischte sich im Einer- und Zweiercanadier, zusammen mit Juniorin Maya Miller, jeweils über 500 Meter zwei Bronzemedaillen aus dem Beetzsee. Maya Miller, die im nächsten Monat auf der Marathon WM in China an den Start gehen wird, erkämpfte sich ich in ihrer Altersklasse über 5.000 im Einercanadier mit einem starken Rennen ebenfalls Rang drei.
Junioren Jochen Wiehn und Tim Bechtold mit deutschem Junioren-Titeln
Junioren Weltmeister Jochen Wiehn sammelte bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften in seiner Altersklasse beinahe einen doppelten Medaillensatz. Im Einerkajak konnte er sich die Goldmedaille über die 5.000 Meter vor seinem Nationalmannschaftskollegen Elias Kurth aus Potsdam sichern. Auf der 500 Meterdistanz musste er dem Potsdamer zwei Tage zuvor noch den Vortritt lassen, sicherte sich aber souverän Rang zwei. Gemeinsam mit David Möntenich (Koblenz) erkämpfte Wiehn im Zweier über den Kilometer die Bronzemedaille. Beide bildeten auch den Motor der Viererkajaks der Renngemeinschaft Baden-Württemberg. Über die 1000 Meter paddelten sie gemeinsam mit dem Rheinbruder Miko Herrmann und Paul Liedek vom KS Wehr am Hochrein, die Vizemeisterschaft hinter dem mit Nationalfahrern gespickten Boot der RG Nordrhein Westfalen. Im Viererkajak über 500 Meter saß anstelle von Herrmann, der Karlsruher Sprintspezialist Pascal Dohle im Großboot und sicherte sich den dritten Rang.
Canadierfahrer Tim Bechtold, der im ersten Jahr in der Juniorenklasse startet, machte seinem Ruf als Ausdauerspezialist alle Ehre und gewann über die fünf Kilometer souverän und mit beinahe einer halben Minute vor dem Leipziger Lennart Ott und seinem Wuppertaler Junioren WM-Kollegen Zöllner den Meistertitel. Tags zuvor konnte sich Bechtold hinter den beiden Potsdamern Florian Köppen und Janek Weßel die Bronzemedaille über 1000 Meter sichern.
Gesine Ragwitz gewinnt sensationell fünf DM-Titel in der Jugendklasse
Brandenburg 2019 wird für die 16-jährigen Gesine Ragwitz sicherlich in goldiger Erinnerung bleiben. Im Einerkajak zeigte sie einmal mehr ihr Allroundtalent, indem sie das Triple über 200, 500 und auch über 1.000 Meter eindrucksvoll für sich entscheiden konnte. Dabei fuhr sie, über alle Distanzen einen klaren Vorsprung bis ins Ziel heraus und ließ den Konkurrentinnen vom Start weg auf der Strecke nicht den Hauch einer Chance.
„Das war nicht einfach für mich, da alle meinen, dass nur weil ich als einzige Jugendfahrerin im Junioren-EMTeam war, es doch eh klar ist dass ich gewinne. Für mich hat es sich überhaupt nicht einfach angefühlt und ich war auch immer ganz schön aufgeregt.“, meinte die Otto-Hahn Gymnasiastin. Anstatt sich auch die vierte mögliche Goldmedaille im 5.000 Meter im Einer zu sichern, wollte die Teamplayerin lieber mit ihrer Baden-Württembergischen Teamkameradin Jil Rübel im Zweierkajak antreten. In einem taktisch hervorragend gefahrenen Rennen beendete Ragwitz als Schlagfrau auch dieses auf dem obersten Platz des Podiums.
Die fünfte Goldmedaille gewann das Talent aus dem Karlsruher Rheinhafen zusammen mit Lucienne Gola aus Mannheim über die 200 Meter Sprintdistanz indem sie mit einem Start-Ziel Sieg die starken Boote aus Berlin und Dresden distanzierten. Zwei weitere Bronzemedaillen steuerte die erst im letzten Herbst zu den Rheinbrüdern gestoßene Julie Gruner bei. Sie steigerte ihre Leistung im Laufe der Saison bis zur Topform auf der DM und belegte im Einerkajak über die 1.000 und 5.000 Meter jeweils einen hervorragenden dritten Rang. Das geniale Ergebnis in der Jugendklasse rundeten Nicola Höninger und Paul Grosser gemeinsam mit Luka Greguric (Mannheim) und Christoph Kramer (Wehr) im Viererkajak über 500 Meter ab.
In ihrem besten Rennen der Saison sicherte sich das BW-Quartett eine überraschende Bronzemedaille. Eine weitere verdiente Silbermedaille im Viererkajak über die 5.000m Langstrecke, in dem anstatt Kramer der Karlsruher Raphael Richter saß, wurde den vier Jugendfahrer durch die Jury aberkannt. Aufgrund einer angeblichen Behinderung in einer Wende wurde der Vierer auf dem Silberrang einkommend, durch einen Protest nach Rennende unverständlicherweise disqualifiziert.
Meistertitel bei den Schülern stimmen optimistisch
Im Feld der Kleinsten hatten die Rheinbrüder schon lange nicht mehr so ein starkes Team wie in diesem Jahr. Im Kajak waren die Athleten aus dem Rheinhafen bisher zwar schon bekannt aber in diesem Jahr stellten Vince Varallyai und Amir Gobeljic in der Altersklasse 14 eindrucksvoll unter Beweis, dass in Karlsruhe mittlerweile auch die Ausbildung im Canadierbereich erfolgreich gestaltet wird.
Die beiden Schüler gewannen im Zweiercanadier über 2.000 Meter den Meistertitel und belegten über 500 Meter den Silberrang hinter den Favoriten aus Leipzig. Varallyai war zudem im Einer über 500 Meter nur vom Berliner Lennart Peters zu schlagen und sicherte sich mit seinen Allround-Fähigkeiten nach der Bronzemedaille im Vorjahr, zudem den Titel des deutschen Schülermeisters im Kanu-Mehrkampf in seiner Altersklasse. Diesen Titel gewann bei den Schülerinnen der gleichen Altersklasse im Kajakbereich Pia Zocher, die damit ihren Vorjahreserfolg verteidigen konnte.
Den Karlsruher Doppelerfolg rundete Vereinskameradin Jette Brucker mit der Silbermedaillen voll und ganz ab. Beide waren dann auch treibende Kräfte im Viererkajak über 2.000 Meter, in dem sie mit ihren Vereinskameradinnen Zoe Heß und Sarah Gundert die Vizemeisterschaft hinter den starken Berlinerinnen, aber vor dem Boot aus Potsdam klar machten. Im 500 Metervierer waren es dann wieder Zocher/Brucker, die sich zusammen mit den Karlsruherinnen Leni Gruner und Juliane Stein, in einem spannenden Wimpernschlagfinale durch einen traumhaften Endspurt den Bronzerang hinter Magdeburg und Berlin erpaddeln konnten. Gruner konnte ihrerseits am Abschlusstag noch eine Bronzemedaille im Einerkajak über die zwei Kilometer erkämpfen.
Rang drei leuchtete am Ende auch beim männlichen Schüler-Viererkajak nach 2.000 Meter auf der Videotafel auf. In der Zusammensetzung Lukas Schneider (Karlsruhe), Tim Schütz (Mannheim), Tillmann Kühne und Hektor Thim (beide Neckarsulm) waren nur das Kanuteam Berlin und das Neubrandenburger Quartett besser.
Für den jüngsten Rheinbruder, den erst 13-jährigen Lukas Schneider, gab es nicht nur die Medaille im Viererkajak, sondern auch einen völlig unerwarteten dritten Platz im Kanumehrkampf und das bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft.