MANNHEIM – Die spezialisierten Ermittler der Verkehrspolizeidirektion haben zum Monatsende September die Saison beendet und ihre Intensivmaßnahmen gegen Poser eingestellt.
Die Verkehrspolizisten haben an 40 Kontrolltagen 429 Fahrzeuge und 597 Personen kontrolliert. 159 Fahrzeugführer wurden direkt vor Ort wegen unterschiedlicher Ordnungswidrigkeiten verwarnt, 30 davon wegen unnötigen Lärms. Diese erhielten dann auch einen Platzverweis für den Kontrolltag. 82 Fahrzeugführer und Halter erhielten eine Anzeige und ein Bußgeld, 62 davon wegen technischer Veränderungen. Lediglich 22 Poserfahrzeuge mussten sichergestellt und entstempelt werden. Bei 10 Fahrzeugen war hierzu ein technisches Gutachten erforderlich. Die Halter erhielten eine Betriebsuntersagungen und mussten nach Wiederherstellung des ordnungsgemäßen Zustandes die Fahrzeuge neu zulassen. Gegen zwei der 429 Fahrzeugführer mussten Strafverfahren wegen Trunkenheit im Straßenverkehr eingeleitet werden.
Die Poserszene ist weiterhin aktiv und präsent. Durch gezielte Ansprachen im innerstädtischen Bereich und an den bekannten Treffpunkten im Hafengebiet ist die Akzeptanz für die Maßnahmen und die Einsicht, durch Verzicht auf typisches Posergehabe zur Lärmreduzierung in der Innenstadt beizutragen, gewachsen. Dies korrespondiert auch mit der Anzahl der für das Mannheimer Stadtgebiet eingegangenen Bürgerhinweise. Aus 233 Poser-Meldungen resultierten 19 Anschreiben mit gelben Karten “STOP Posing” an die jeweiligen Halter. Die Meldeadresse ist mittlerweile auch in Heidelberg und in den Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises angenommen. Es gehen unregelmäßig Hinweise auf einzelne Poser ein, die zur Lageinformation an das zuständige Polizeirevier weitergeleitet werden. “Da Posen ein Schönwetterphänomen ist, wird es im Winterhalbjahr erfahrungsgemäß ruhiger”, so Schäfer. “Die Anwohner können jedoch weiterhin Störungen über die Emailadresse mannheim.vd@polizei.bwl.de melden. Die Verkehrspolizei führt das Lagebild weiter. Bei Bedarf können so Maßnahmen reaktiviert werden.”
“Solange junge Männer aus Macho-Kulturen ihren Geltungsdrang über laute Fahr-zeuge definieren, solange werden wir uns mit dem Phänomen ‚Poser´ beschäftigen müssen.” Nach der nunmehr vierten Posersaison zieht Polizeidirektor Dieter Schäfer, Chef der Verkehrspolizeidirektion des PP Mannheim diese ernüchternde Bilanz. Sorgen bereiten ihm die jungen Männer, die sich tageweise ihren Traum vom hoch-motorisierten AMG-Mercedes, BMW oder Audi erfüllen und sich ihr Sehnsuchtsauto bei Verleihfirmen im Rhein-Neckar-Raum mieten. Überfordert mit mehreren hundert PS fährt bei kurzen Sprints zur Erzeugung des sog. Backfires oder spontanen Beschleunigungsrennen immer die Gefahr eines Unfalles und schwerer Verletzungen mit. „Wir hatten seit 2017 vier schwere Raserunfälle mit jungen türkischen oder türkischstämmigen Männern. Einer endete tödlich, bei den anderen drei war lediglich Glück im Spiel. “Wir sind deshalb im Einzelfall, bei festgestellten Beschleunigungssprints, dazu übergegangen, an den Fahrer ein Gefährderanschreiben zu richten und seine Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen in Zweifel zu ziehen. Wir teilen ihm mit, dass wir eine Meldung an die Führerscheinstelle vorlegen und damit ein Prüfverfahren zur Vorladung zu einer medizinisch psychologischen Untersuchung einleiten” berichtet Schäfer über die nächste Eskalationsstufe bei leichtfertigen Posern.
Außerdem erhofft er sich die baldige Einführung eines eigenen Bußgeldtatbestands gegen das Posen von mindestens 100 EUR, für den Baden-Württemberg bei der Verkehrsministerkonferenz im April 2019 den Vorschlag eingebracht hat. Dies würde die Vorladung zur MPU beschleunigen, da die Fahrerlaubnisverordnung hierfür einen erheblichen oder aber mehrere Verstöße gegen verkehrsrechtliche Vorschriften fordert. Fraglos ist diese Meldung bei der Teilnahme an verbotenen Kraftfahrzeugrennen. Die Ermittlungsverfahren nach § 315d StGB haben deutlich zugenommen. 2017 wurde beim PP Mannheim eine Strafanzeige mit Tatort in Mannheim bearbeitet. 2018 waren es bereits 10, vier davon mit Tatort Mannheim. Und bis September 2019 wurden 19 Ermittlungsverfahren geführt. 11 davon im Stadtgebiet Mannheim.
“Posen ist kein Kavaliersdelikt. Verkehrslärm macht nachgewiesen krank. Und leichtfertige Beschleunigungsfahrten in belebten Innenstädten stellen eine tödliche Gefahr dar”, mahnt Schäfer, in der konsequenten gesellschaftlichen Ächtung dieses Phänomens nicht nachzulassen.