Waldsee ist eine Gemeinde in der nördlichen Oberrheinebene zwischen Ludwigshafen und Speyer. Nicht jeder der 5400 Einwohner ist glücklich darüber, wenn er als „Hammel“ bezeichnet wird. Dabei wissen die Waldseer, dass dieser Kosename gar nicht beleidigend gemeint ist, bezieht er sich doch einfach nur auf ein Ereignis, das sich vor vielen Jahren zugetragen hat.
Ein Schäfer führte einst in Waldsees Rheinauen eine Schafherde über einen zugefrorenen See. Das Eis hielt den Schafen nicht stand und ein Großteil der Herde ertrank. Der Hammelbrunnen auf dem Dorfplatz erinnert daran und außerdem wird seit einigen Jahren das „Hammelfest“ gefeiert. Spätestens da sind dann auch viele der Waldseer, denen die Bezeichnung „Hammel“ zuwider ist, recht froh über des Schäfers Missgeschick. Denn feiern tun sie gern, die „Hämmel“. Die Waldseer Fasnacht ist über die Region hinaus bekannt. Es gibt das Osterbrunnenfest, das Bierfest, die Schaumparty, ein Fischerfest, die Kerwe, alle möglichen Ortsturniere mit geselligem Ausklang, Halloween, Weihnachtsmarkt und, und, und … – und natürlich den Volkslauf der TG Waldsee, den die Laufgruppe der Turngesellschaft um Hauptorganisator Peter Aures heuer zum 11. Mal ausrichtete. Es gibt Tage, da stimmt alles und für Peter Aures und sein Team war Sonntag der 25. September 2011 so ein Tag. 20 °C, herrliche Altweibersommersonne, insgesamt fast 200 Teilnehmer bei einer immer familiär wirkenden Veranstaltung, gutes sportliches Niveau und keinerlei Schwierigkeiten. Alles lief wie am Schnürchen und das obwohl das Team von Peter Aures ( „ … jeder weiß halt was er macht“) gerade einmal 15 Köpfe zählt. Um 9:00 Uhr waren zunächst die Jüngsten dran. Den 1000 m-Schülerlauf mit 38 Kids der Jahrgänge 1998 und jünger gewann in 3:37 min Laura Becker (Jahrgang 1998) von der LG Weinstraße, vor den Einheimischen Katrin Groß (Jahrgang 2001) in 3:42 min und dem schnellsten Jungen Marlon Rihm (Jahrgang 2001) in 3:50 min. Der Startschuss zum 10 km-Hauptlauf, für den eine zu 80 % asphaltierte 5 km-Runde zweimal zu absolvieren war, fiel um 9:15 Uhr vor der Sommerfesthalle am Ortsrand von Waldsee. Die ebene Laufstrecke führt heraus aus dem Ort übers Feld zum Rheindamm, dort entlang zu einem Wendepunkt, am Damm zurück und dann durch den Auwald zum Start- und Zielbereich. Souveräner Sieger nach einem Sololauf wurde der 46-jährige Hans-Jörg Dörr (1. M40) vom TV Hatzenbühl. In 33:54 min war er der schnellste von 135 Teilnehmern. Für ihn war es ein letzter Testlauf für den Schwarzwaldmarathon in Bräunlingen an dem er wie jedes Jahr am zweiten Oktoberwochenende teilnehmen will und in seiner momentanen Verfassung wohl auch diesmal wieder ganz weit vorne landen wird. Im November, nach dem Martinslauf in St. Martin an der Weinstraße folgt wie jedes Jahr eine längere Wettkampfpause. Dann wird nur noch fast täglich morgens von seinem Wohnort Dudenhofen zur 4 Kilometer entfernten Arbeitsstelle in Speyer gerannt und abends zurück. Hans-Jörgs Rechnung hierzu: Morgens 4 Kilometer plus abends 4 Kilometer, macht summasummarum 25 Kilometer pro Tag … – mit ein paar Umwegen natürlich. So ist der Arbeitsweg optimal fürs Training genutzt und es bleibt genügend Zeit für den Familienmenschen Dörr um bei der Gattin und den beiden Töchtern zu sein. Zweiter wurde 34:14 min der Friedelsheimer Christian Dörr (1.M30) von laufundsportshop.de, nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem Sieger. Mehr als 60 Trainingskilometer pro Woche sind bei Christian seit 20 Monaten nicht mehr drin, will er doch vermeiden, dass Söhnchen Nikolas ihm den Rang bei seiner Frau Tanja abläuft, bzw. umgekehrt. So kann er inzwischen auch seiner neben dem Laufen zweiten sportlichen Leidenschaft, dem Duathlon, wo er in seiner Altersklasse schon Vizeweltmeister war, nicht mehr frönen. Der 10 km-Eulenlauf am 3. Oktober in Ludwigshafen-Friesenheim, in zwei Wochen der Halbmarathon im südpfälzischen Offenbach und am 15. Oktober der Berglauf in Bad Dürkheim stehen wettkampfmäßig bei ihm als nächstes an. Christian sieht es so: wenn schon wenig Kilometer, dann wenigstens schnell. Sorgen die beiden Dörrs schon viele Jahr für Schlagzeilen in der pfälzischen Laufszene, so kennt den in Waldsee diesmal Dritten zur Zeit noch kaum jemand. Andreas Schießl (1. männl. Hauptklasse) heißt der junge Mann. Nicht verwandt und nicht verschwägert ist der vereinslose 27-Jährige mit der Allgäuer Berglaufkoryphäe Helmut. Andreas wohnt gerade um die Ecke in Schifferstadt und zwar schon immer. Seit seinem 16. Lebensjahr läuft er. Für andere Sportarten hat er sich nie wirklich interessiert und die in Waldsee gelaufenen 34:40 min bedeuteten für ihn 10 km-Bestzeit. Seit etwa einem Jahr bedient er sich über das Internet an Trainingsplänen von Peter Greif und wurde damit stetig besser. Seine Leistung weiter steigern will er auf alle Fälle und dafür den Greif-Weg weiter gehen, auch wenn er dafür immer alleine trainieren muss. Platz 4 ging in 35:47 min an Lars Kegler (2.M30) von der Sparkasse Speyer, vor Oliver Scheiring (2.M40) vom 1.FC Kaiserslautern in 36:14 min, Jürgen Binder (1.M50) von der LG MuLi in 36:42 min, Marco Weschler (3.M30) vom TV Hatzenbühl in 37:02 min, Sven-Martin Voß (3.M40) vom TV Mußbach in 37:23 min und Dieter Schäfer (2.M50) von Eintracht Lambsheim in 37:24 min. Zehnter wurde Philippe Jung (3.M50) von der LG MuLi in 37:34 min, der bei dem Lauf von Bruder Willi, in 37:35 min als Elfter einlaufend, begleitet wurde. Nach langer Leidenszeit wegen einer Schambeinentzündung läuft es bei Willi, bis vor ein paar Jahren einer der besten pfälzischen M40er, wieder richtig gut. Übertreiben mit der Lauferei will es der für den LC Schifferstadt startende, inzwischen in der M50 angekomme, freilich nicht. Ernsthaft wird Willi sich nicht allzu oft an Wettkämpfen beteiligen, aber eine 35er Zeit für 10 Kilometer, die würde er schon gerne irgendwann noch einmal laufen. Bei den Frauen siegte in 38:23 min die 35-jährige Läuferin und Triathletin Eva Katz (1.W30) vom TV Hatzenbühl. Riesig gefreut hat sie sich über den Erfolg auf ihrer Haus- und Trainingsstrecke. Sie wohnt im benachbarten Otterstadt und kennt die Waldseer Volkslaufstrecke aus dem Eff-Eff. Seit ein paar Monaten schiebt sie dort oft den Baby-Jogger vor sich her. Dem einjährigen Töchterchen Anna macht das Riesenspaß und Eva wird, obwohl sie ihre Trainingsumfänge wegen Schwangerschaft und Mutterrolle reduziert hat, wohl nicht zuletzt dadurch ständig besser. Ein weiteres Kriterium für ihre Leistungssteigerung: Ein bis zweimal pro Woche fährt Eva, wenn sich ein Babysitter findet, mit dem Fahrrad gemeinsam mit ihrem Gatten Thomas auf die 30 Kilometer von Otterstadt entfernte Kalmit. Den mit 673 m ü. N.N. höchsten Gipfel der Haardt hat sie Anfang September sogar mit einem Klapprad erklommen. Beim Klapprad-Cup siegte sie in der Frauenkonkurrenz. Spaß machen ihr in erster Linie aber mal Bergläufe wie der Rietburg-Berglauf, bei dem sie vor zwei Wochen als schnellste Frau ins Ziel gelaufen war. In 41:12 Minuten (2.W30) war Elke Hamleser von der LG MuLi zweitschnellste Frau des Feldes. Wegen des großen Rückstandes auf die Siegerin konnte die 32-Jährige mit Platz 2 gut leben und darüber hinaus war es für sie persönliche Bestzeit. Immer öfter findet man Elke, die in Speyer wohnt, ganz weit vorne in den Ergebnislisten und vor vier Wochen konnte sie sogar ganz ohne Berglauftraining beim Hohenberglauf in Birkweiler die Frauenkonkurrenz gewinnen. Auch Elke fährt als Ausgleich zum Laufen gerne Fahrrad und zwar am liebsten gemeinsam mit Freund Sascha, einem Radrennfahrer. Dritte wurde, ebenfalls mit der besten 10 km-Zeit ihres Lebens, die 47-jährige Lioba Schwab (1.W40) aus Freinsheim. 2005 schloss sie sich der TSG Maxdorf an und seit einiger Zeit beteiligt sie sich dort einmal wöchentlich an der Laufschule, wo unter Anleitung wettkampfspezifisch trainiert wird. Bei ihrem 7. Marathon in zwei Wochen in München möchte sie ihre 2009er-Bestzeit von 3:36 h nur allzu gerne unterbieten. Unter 3:30 h, das wär`s. Viertschnellste Frau war Monika Gilbert (2.W40) vom TV Offenbach in 43:53, vor Maria Helmstädter (1.W50) vom Ludwigshafener Schwimmverein in 45:47 min und den zwei LG MuLi-Läuferinnen Christiane Kief (3.W40) in 45:59 min und Maria Spoor in 46:22 min. Achte bei den Frauen war Ingeborg Lang (1.W60) vom LT Lambrecht in 46:35 min und Neunte war Claudia Herm vom Marathon-Team Ketsch in 47:35 min. Platz 10 ging an Petra Schellenberger (2.W50) von der TSG Maxdorf in 47:47 min, die bei dem Lauf von der ehemaligen pfälzischen Spitzenläuferin Isabella Bernhard (TSG Maxdorf), in ebenfalls 47:47 min als Elfte einlaufend, begleitet wurde. Weitere Altersklassensieger waren Uwe Drescher vom TV Mußbach (39:50 min) in der männl. Jugend A, Herbert Flörchinger vom TV Rheinzabern (45:44 min) in der M60, Karl Spindler von der veranstaltenden TG Waldsee (49:03 min) in der M70 und Elena Bähr von der VLG Maximiliansau (50:57 min) in der weiblichen Hauptklasse. Den zeitgleich mit dem Hauptlauf gestarteten 5 km Jedermannlauf mit Walking bestritten 24 Teilnehmer. Es gewann in 19:47 min Peter Daicsak vom RC Vorwärts Speyer in 19:47 min, vor Andreas Leonhardt aus Oggersheim in 20:17 min und Massoud Jalalpoor vom LC Schifferstadt in 20:36 min. Die schnellsten Frauen waren Laura Becker von der LG Weinstraße in 24:39 min und Vanessa Breininger von Arminia Ludwigshafen in 26:19 min. Vor den Siegerehrungen in der Sommerfesthalle fand dort eine Tombola statt und ausgezeichnet als größte Gruppen wurden mit jeweils 15 Aktiven die LG MuLi (Laufgemeinschaft Mutterstadt-Limburgerhof) und die TSG Maxdorf. Peter Aures, 2. Vorsitzender der TG Waldsee, Abteilungsleiter der Laufgruppe, Abteilungsleiter Leichtathletik, Abteilungsleiter Sportabzeichen und Volkslaufchef in Personalunion, war zwar am Ende sichtlich zufrieden und erleichtert, dass alles gut über die Bühne gegangen war, doch neue Aufgaben schließen sich bei ihm schon wieder nahtlos an. Nächste Woche läuft er in Köln seinen 46. Marathon und wieder eine Woche später steht in Waldsee, ebenfalls bei der Sommerfesthalle, die 2 Stunden-Kerwestaffel an. Auch hier ist Peter Aures der Organisator. Für 2012 wünscht sich Workoholic Aures, dass im September beim 12. Volkslauf zum 90-jährigen Jubiläum der TG Waldsee viele 10 km-Debütanten dabei sind. Hierfür startet er Anfang Mai in seiner Heimatgemeinde die Aktion von 0 auf 10, bei dem Anfänger, durchaus nicht nur „Hammel“, für 10 Kilometer fit gemacht werden sollen. Übrigens … „Hämmel“, also Waldseer bekam man bei 11. Volkslauf der TG Waldsee viele zu sehen. Richtige Hämmel, also Schafe, dagegen überhaupt nicht.
——- Weitere interessante Berichte aus der Laufszene findet man bei www.laufticker.de