Kaiserslautern – Wenn im Herbst die Blätter fallen und die Laubbäume kahl werden ist jedem klar: die Vegetationszeit neigt sich dem Ende, der Winter steht vor der Tür.
Etwas genauer beschreibt die „Phänologie“ die periodisch wiederkehrenden Phasen der Natur. Bestimmte Pflanzen dienen dabei beispielhaft als Zeiger für den Beginn der vier Jahreszeiten. Charakteristische Vegetationsstadien wie beispielsweise Blattentfaltung, Blühbeginn und Blattverfärbung stehen in enger Beziehung zur Witterung und zum Klima und sind daher bei langen Beobachtungsreihen ein guter Indikator für den Klimawandel.
Wie deutlich sich auch im Saar-Nahe-Bergland – und damit auch im Raum Kaiserslautern – der Klimawandel anhand der Vegetationszeiten nachvollziehen lässt, das zeigt eine sogenannte phänologische Uhr, die das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Trippstadt erstellt hat. Darin gegenüber gestellt sind die Vegetationszeiten in den Zeiträumen 1951-1980 sowie 1989-2018.
Der Vergleich zeigt eindeutig: Die Winter werden immer kürzer. 18 Tage hat der Winter in den vergangenen 30 Jahren gegenüber dem Referenzzeitraum 1951-1980 eingebüßt. Der Vegetationsbeginn im Frühjahr, gekennzeichnet durch die Haselblüte, hat sich deutlich nach vorne verschoben und ist nun bereits Mitte Februar zu verzeichnen, der Blattfall der Stieleiche und damit der Winterbeginn wiederum sind in den November gewandert. Deutlich länger geworden ist dafür der Herbst, der nicht nur später endet, sondern auch früher beginnt. Ungefähr gleich lang geblieben ist der Sommer, jedoch bei einer deutlichen Zunahme des Hochsommers um sieben Tage.
„Die Aktivitäts- und Ruhephasen von Pflanzen werden durch klimatische Einflüsse unterschiedlich gesteuert“,
erklärt Astrid Kleber vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen.
„Beispielsweise können Austrieb und Blüte neben den Tagestemperaturen auch von Tageslänge, Kältephase im Winter – der sogenannten Vernalisation –, Temperatursummen vorhergehender Monate oder Temperaturen im vorhergehenden Herbst abhängig sein.“
Die Folgen, die sich aus der Verschiebung von Vegetationszeiten ergeben, seien vielfältig, so die Expertin weiter:
„Für die menschliche Gesundheit ist beispielsweise der verlängerte Pollenflug relevant. Für Ökosysteme und die Landwirtschaft spielen entkoppelte Interaktionen eine wichtige Rolle, wenn beispielsweise spezielle Bestäuber noch nicht aktiv sind, ihre Wirtspflanzen aber bereits blühen. Das ist für beide Arten ein Problem.“
Gleichzeitig sei aber bereits nachweisbar, dass manche Insektenarten von den Verschiebungen profitieren, insbesondere durch die längeren Vegetationszeiten. Die ohnehin höheren Temperaturen sorgen für eine schnellere Entwicklungszeit, häufig können dadurch mehr Generationen im Jahr ausgebildet werden. Kleber:
„Welches Gleichgewicht sich aus Nützlingen und Schädlingen über die nächsten Jahre ausbildet, ist derzeit in vielen Fällen noch unklar.“