Neustadt an der Weinstraße – Die Stenzelquelle im Heidenbrunnertal direkt an der Straße zum Naturfreundehaus wird ab heute naturnah rückgebaut. Erforderlich wird diese Maßnahme durch die wiederholte Verkeimung des Quellwassers unter anderem mit koliformen Bakterien und die seit Jahren andauernden Umweltbeeinträchtigungen durch den starken Quellwasser-Tourismus.
2008 hatte sich der Bakterienverdacht im Wasser der Stenzelquelle bestätigt. Das Gesundheitsamt forderte die Stadt Neustadt an der Weinstraße auf, ein entsprechendes Hinweisschild anzubringen. Nachdem dieses mehrfach entfernt worden war, verschlossen die Stadtwerke den Quellauslauf mit einer Rohrleitung und leiteten das Wasser direkt in die Talaue ab. Auch diese Einrichtung wurde nach wenigen Tagen zerstört. 2010 wurde erneut ein Warnschild angebracht; auch dieses wurde abgenommen. Daraufhin schlug die städtische Umweltabteilung vor, die Quelle zu renaturieren. Mittlerweile wurde auch von der Wasserwirtschaftsverwaltung zunehmend der Rückbau gefasster Quellen empfohlen, aus gewässerökologischen und naturschutzfachlichen Gründen.
Geplant ist nun die Kappung der Leitung von der oberhalb gelegenen eigentlichen Quellfassung zum Auslaufbauwerk. Das Auslaufrohr wird für das Befüllen von Kanistern unbrauchbar gemacht. Die Mauer mit der Inschrift wird erhalten, aber an der Basis mehrfach durchbohrt, damit das Wasser von der Bergseite austreten kann. Die seitliche Begrenzungsmauer wird abgerissen und die Sandsteinquader vor dem Auslauf zerbrochen, so dass der Abfüllbereich nicht mehr begehbar ist. Das Quellwasser läuft wie bisher schon unter der Straße hindurch in die Talaue, wo es einen kleinen, unter Biotopschutz stehenden Quellsumpf speist. Die Stadt erhofft sich davon einen baldigen Rückgang des Quellwasser-Tourismus und eine deutliche Verbesserung der Umweltqualität im Quellumfeld.
Die Stenzelquelle wurde in der Hochphase der Wander- und Verschönerungsbewegung vor gut einhundert Jahren aus touristischen Gründen gefasst worden. Zuletzt hatte der Bürgerverein Schöntal 1999 das Auslaufbauwerk saniert. Noch vor wenigen Jahren lag die durchschnittliche Schüttung der Quelle bei 1,5 Liter pro Sekunde.
Seit etwa zwei Jahrzehnten beobachten Anwohner, Umweltabteilung und Forstbetrieb einen zunehmenden Quellwasser-Tourismus zur Stenzelquelle. Nach den KFZ-Kennzeichen zu urteilen, kommen die Leute sogar aus Germersheim, Mannheim, Worms und Frankfurt, um das Wasser für den Eigenbedarf „abzuzapfen“. Das Wasser der Stenzelquelle wird seit 1981 ein- bis zweimal im Jahr auf verschiedene organische und anorganische Inhaltsstoffe und chemisch-physikalische Parameter untersucht. Seit einigen Jahren beprobt nur noch das Gesundheitsamt die Quelle einmal im Jahr. Das Wasser ist ein ganz gewöhnliches Sandstein-Quellwasser ohne auffallende Mineralisation. Wegen des geringen Gehalts an gelösten anorganischen Stoffen ist keine physiologische Wirksamkeit, insbesondere keine Heilwirkung, zu erkennen. Die chemischen Inhaltsstoffe liegen weit unter den Grenzwerten der Trinkwasser-Verordnung. Das Quellwasser hat dennoch keine garantierte Trinkwasserqualität; diese ist nur bei Wasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz gegeben.
Das Gesundheitsamt des Kreises Bad Dürkheim in Neustadt und die Regionalstelle Wasserwirtschaft der SGD Süd, Anwohner der Siedlerstraße in der Sauloog-Siedlung und der städtische Forstbetrieb unterstützen die Maßnahme.