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Handy am Steuer, Tempoverstöße, Falschparken: Verkehrssünden im Ausland können schnell die Urlaubskasse belasten oder den Fahrer sogar ins Gefängnis bringen. In manchen Fällen reist man sogar ohne Auto wieder nach Hause.
Alkoholdelikte werden europaweit streng bestraft. Dänemark geht seit dem 1. Juli 2014 ganz besonders rigoros vor – unabhängig ob Däne oder nicht. Wer bei unseren Nachbarn im Norden mit zwei Promille oder mehr am Steuer erwischt wird, dessen Auto wird einbehalten und vom Staat verkauft. Auch im Süden versteht die Polizia keinen Spaß. Ab einem Alkoholwert von 1,5 Promille wird das Auto in Italien beschlagnahmt, der Fahrer enteignet. Wer in Schweden bei der Heimfahrt nach ein paar Gläsern Rotwein erwischt wird, muss damit rechnen, dass bei 1,0 Promille ein Monat Gefängnis droht. In Spanien sind es ab 1,2 Promille sogar drei Monate.
In Tschechien, Ungarn, Estland, Kroatien und Rumänien liegt die Promillegrenze bei 0,0.
In Italien ist Rasen zwischen 22 und 7 Uhr teurer als tagsüber
In Skandinavien sind Tempoverstöße besonders teuer und werden konsequent geahndet. Wird man in Norwegen mit mehr als 50 km/h erwischt, kostet das mindestens 940 Euro. In Schweden muss man immerhin 450 Euro bei gleicher Geschwindigkeitsübertretung bezahlen. Wer in Großbritannien das Gaspedal unerlaubt durchdrückt, muss ab 50 km/h zu schnell mit bis zu rund 2900 € Strafe rechnen. In Frankreich droht ein Bußgeld von bis zu 1500 Euro. In Italien sind Strafen für nächtliche Tempoverstöße zwischen 22 und 7 Uhr um ein Drittel höher als sonst.
Finnische Behörden berechnen Bußgelder nach Einkommen
Handy am Steuer wird in Deutschland nach der neuen Punktereform mit 60 Euro und einem Punkt geahndet. Wer in den Niederladen bei der Fahrt nicht die Finger vom Handy lassen kann, ist schnell 230 Euro los. In Spanien sind es mindestens 200 Euro. In Italien und Norwegen jeweils 160 Euro. Frankreich schlägt mit 135 Euro zu Buche.
Wohnwagenfahrer, die in Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien oder Slowenien unterwegs sind, müssen ein zweites Warndreieck mitführen. Teuer kann es auch in Portugal werden. Wer nach einem Unfall keine Warnweste anlegt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 600 Euro rechnen.
Besondere Halte- und Parkverbote gelten in Spanien und Italien. Farbig markierter Straßenbelag signalisiert wo man das Auto abstellen darf. In beiden Ländern gibt es Stadtbezirke, die an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Uhrzeiten nicht befahren werden dürfen.
In Finnland orientieren sich die Bußgelder häufig am Einkommen – wer viel verdient, bezahlt auch viel.
Gurtmuffel bezahlen in Spanien und Dänemark 200 Euro Strafe. In Spanien kann es sogar noch teurer werden. Schweden kassiert 170 Euro ab, er sich in den Niederlanden erwischen lässt bezahlt 140 Euro.
Beim mediterranen Knöllchen sparen
Es wird nicht nur die Schwaben freuen, bei der Knolle sogar sparen zu können. Wer sein kassiertes Ticket im Italienurlaub innerhalb von fünf Tagen bezahlt, dem erlassen die Behörden 30 Prozent des Bußgeldes. Bei der Bezahlung innerhalb von 20 Tagen fällt in Spanien sogar nur die Hälfte des Betrags an.
Der ACV beantwortet die wichtigsten Fragen zu Verkehrssünden im Ausland
Muss ich Strafzettel aus dem Ausland bezahlen?
Ja, seit 2010 werden Bußgelder in der EU grenzüberschreitend vollstreckt, wenn der Betrag gemeinsam mit möglichen Verfahrenskosten 70 Euro übersteigt. Zahlt der Verkehrssünder nicht, übernimmt das Bundesamt für Justiz das Eintreiben des Bußgeldes. Eine Ausnahme bildet Österreich: Aufgrund eines Abkommens werden Verkehrssünder hier bereits bei 25 Euro Strafe zur Kasse gebeten.
Das Bundesamt für Justiz prüft zunächst, ob die von der ausländischen Behörde vorgelegten Unterlagen eine Vollstreckung zulassen. Ist der Bußgeldbescheid zum Beispiel nicht in der Heimatsprache des Betroffenen verfasst, so hat der Antragsteller keinen Anspruch.
Welche Vergehen werden geahndet?
Am häufigsten werden folgende Vergehen grenzübergreifend geahndet:
- Geschwindigkeitsübertretung
- Alkohol oder Drogen am Steuer
- Handy am Steuer
- Fahren ohne Sicherheitsgurt oder Motorradhelm
- Überfahren einer roten Ampel
- Befahren einer für den Individualverkehr gesperrten Spur
- Fahren in Umweltzonen (häufig in italienischen Großstädten)
Drohen Punkte und Führerscheinentzug?
Nein. Ihr Punktekonto wird nur bei Verkehrsverstößen in Deutschland belastet. Ausländische Behörden können nur Bußgelder verhängen. Auch der Führerschein kann Ihnen von ausländischen Behörden nicht abgenommen werden.
Dürfen Bußgelder aus Nicht-EU-Ländern eingetrieben werden?
Nein. Bußgelder können nur von EU-Ländern in Deutschland vollstreckt werden. Nicht-EU-Länder, zum Beispiel die Schweiz, können keine Knollen in Deutschland einfordern.
Der ACV Automobil-Club Verkehr ist derzeit mit seinen 300 000 Mitgliedern der drittgrößte Automobil-Club in Deutschland. Der Verein bietet seinen Mitgliedern umfassenden Schutz und Sicherheit im mobilen Leben und steht rund um die Uhr europaweit mit Rat und Tat zur Verfügung. Er ist serviceorientiert, leistungsfähig, preiswert und hat für jeden das optimale Leistungspaket.