Haßloch – Die nächsten wichtigen Arbeiten für die Gewässerneuentwicklung des Rehbachs mit integriertem Hochwasserschutz beginnen: Am 29. November 2019 hat Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld mit einem symbolischen Spatenstich für die erste Brücke über den neuen Rehbachverlauf in Haßloch ein Zeichen gesetzt. Läuft alles nach Plan, kann 2021 das erste Wasser durch den neuen Bachlauf fließen.
Dass die Dämme am aktuellen Rehbach in Haßloch einem starken Hochwasser nicht mehr standhalten, wurde vor zehn Jahren festgestellt. Gemeinsam mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd und dem Gewässerzweckverband Rehbach-Speyerbach ging der Landkreis auf Lösungssuche. Eine Sanierung der Dämme stand im Raum, doch bald war klar – auch dank hilfreicher Anmerkungen von Naturschützern – eine Teilung des Rehbachs mit einem zweiten Bachlauf südlich der Ortslage löst mehrere Probleme auf einen Schlag. Mit der Renaturierung, die die Durchgängigkeit für Fische und andere Wassertiere ermöglicht, kann im Zusammenspiel mit weiteren Maßnahmen auch Hochwasserschutz für Haßloch erreicht werden. Im Oktober 2013 wurde das Planfeststellungsverfahren für die Gewässerneuentwicklung eingeleitet, 2015 wurde der Planfeststellungsbeschluss von der SGD Süd erlassen. Dagegen gab es mehrere Klagen, die alle abgewiesen oder zurückgenommen wurden. Das Umweltministerium überprüfte die Förderfähigkeit, 2017 stand dann endgültig fest: Die Maßnahme ist förderfähig. Im selben Jahr starteten die Rodungsarbeiten für die neue Trasse, die zunächst bis zum Frühjahr 2018 erfolgten, und im Winter 2018/2019, nach der Schonzeit im Sommer, für ein weiteres Teilstück fortgeführt wurden.
Aufgrund der Verzögerungen in der Planfeststellung und der über die Jahre allgemein gestiegenen Kosten im Bausektor erhöhten sich allerdings die Kosten für das Projekt: Waren 2016 noch 4,1 Millionen Euro geschätzt, so betrug die Kostenschätzung 2018 4,9 Millionen Euro. Bei Umweltministerin Ulrike Höfken wurde daher ein Antrag auf Aufstockung der Förderung gestellt, der gewährt wurde. 500.000 Euro mehr darf der Landkreis erwarten, also rund 3,7 Millionen Euro durch die Aktion Blau plus.
Seit der Rodung der Trasse sind mehrere Arbeiten für den weiteren Verlauf erfolgt: Im Frühjahr 2019 konnte man die Brunnenbohrungen für die Messstellen beobachten. Hier werden die Durchflussmengen (alter Rehbach), die Wasserstände (alter Rehbach), die Grundwasserstände (beide Trassen) kontrolliert. Damit wird die Ausgangssituation vor der Teilung dokumentiert. Außerdem wurde der Nachweis der Durchgängigkeit beim neuen Bachbett erbracht, der ebenfalls mit Messungen verbunden war. Der Nachweis ist für die Modellierung der Trasse notwendig und war ebenfalls abzuwarten, bevor weitere Arbeiten erfolgen konnten. Ein unabhängiger Gutachter hat bestätigt, dass die Durchgängigkeit nach EU-Richtlinien gegeben ist. Zeitgleich gingen die Planungsarbeiten für die Bauwerke weiter.
So war an der Strecke im Haßlocher Wald selbst lange nichts zu sehen. Dies ändert sich mit den Arbeiten für die Brückenbauwerke: Sieben Fußgänger- und Radfahrerbrücken sowie zwei Querungen für LKW – insbesondere vom Forst für dessen Arbeiten benötigt – entstehen über dem neuen Bachlauf ab sofort bis zum Sommer nächsten Jahres. Die Kosten hierfür betragen rund 1,2 Millionen Euro, ausführende Firma ist die Faber Bau GmbH. Zusätzlich müssen noch weitere Bauwerke errichtet werden: Drosselbauwerk, Trennbauwerk und mehrere Düker. Die Ausschreibung hierfür soll Anfang 2020 erfolgen, Baubeginn ist im Frühjahr geplant. 2021 sollte dann spätestens das erste Wasser durch den neuen Rehbach fließen.
„Dieses Projekt ist wichtig für Haßloch. Wir verbinden hier die Renaturierung des Gewässers mit dem Hochwasserschutz. In Verbindung mit weiteren Maßnahmen, die die Gemeinde durchführt, wird die Ortslage geschützt. Hier im Wald entsteht ein neues Gewässer, das den Naherholungswert von Haßloch noch einmal enorm erhöht. Ich bin stolz auf dieses Projekt und freue mich, heute mit dem Spatenstich ein Zeichen setzen zu können. Manch einer kann es sich heute vielleicht nicht vorstellen, aber wenn das Wasser fließt und sich die Natur das Gelände zurückerobert hat, wird der Haßlocher Wald um einen Anziehungspunkt reicher werden. Der neue Rehbach wird ein schöner Ort für Spaziergänger und Radfahrer“, sagte Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld beim Spatenstich.