Clemens-Brentano-Preis 2015 an Saskia Hennig von Lange verliehen

Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg

Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner überreichte der Autorin Saskia Hennig von Lange am 30. Juni den mit 10.000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg

Heidleberg – Für ihren Roman „Zurück zum Feuer“ hat Saskia Hennig von Lange den mit 10.000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Die Autorin nahm die Auszeichnung am 30. Juni 2015 im Rahmen einer Konzert-Lesung aus den Händen von Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner im Palais Prinz Carl in Heidelberg entgegen.

Die Jury hatte bei ihrer Entscheidung im Februar 2015 Hennig von Langes Roman als ein sprachlich kompaktes, atmosphärisch dichtes Debüt gelobt, aufgebaut auf den Spuren der Boxlegende Max Schmeling. „Sie versteht es, drei Erzählstränge so zu verbinden, dass sich ganz unterschiedliche Verlusterfahrungen überlagern“, heißt es in der Jury-Begründung.

Große Kompositions- und Sprachkunst

Markus Clauer, Kulturredakteur der Rheinpfalz und Leiter der Brentano-Preis-Jury, bezeichnete „Zurück zum Feuer“ als einen erstaunlich dichten und virtuosen Roman „über Trauer, Verlust, die Verrücktheit am Rande des Bewusstseins, das Empfinden, die Einsamkeit, die Ehe, den Einbruch des Numinosen, den fast wissenschaftlich beschriebenen Lichteinfall durch den Riss, der sich bisweilen in die Wirklichkeit zeigt.“ So wie die Autorin Max Schmelings legendäres Leben schildere, habe man den umstrittenen Boxer noch nie gesehen: „Als sterblichen Menschen mit Kleidergröße XXL und filigraner Psyche, der sich am Ende fragt, was hätte sein können. Wie jeder andere auch.“ Wie Saskia Hennig von Lange dabei die Wahrnehmungsperspektiven verwirble, könne nur als große Kompositions- und Sprachkunst bezeichnet werden, sagte Clauer.

Brentano-Preis: Ein Baustein der „City of Literature“

Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner verwies auf die Besonderheit des Heidelberger Literaturförderpreises, dessen Alleinstellungsmerkmal es ist, dass in der Jury professionelle Literaturkritiker und Studierende des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg auf Augenhöhe als gleichberechtigte Mitglieder miteinander diskutieren. Der Brentano-Preis, so Gerner, stehe beispielhaft für die reiche Tradition und das lebendige literarische Leben Heidelbergs. Dass Heidelberg im vergangenen Jahr von der UNESCO als erste und einzige deutsche „Literaturstadt“ in das UNESCO Netzwerk der kreativen Städte aufgenommen wurde, verstehe man als Anerkennung und Aufgabe zugleich.

Die Preisträgerin live erleben kann man bei einer Lesung am Mittwoch, 8. Juli 2015, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Heidelberg, Poststraße 15.

Weitere Informationen zum Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg unter www.heidelberg.de/kulturamt.

Hintergrund

Die Preisträgerin Saskia Hennig von Lange, geboren 1976, studierte Angewandte Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte. Sie forscht und arbeitet an der Justus-Liebig-Universität Gießen an ihrer Dissertation zum Verhältnis von Bild, Rahmen und Körper in der spätmittelalterlichen Kunst. Für ihr literarisches Debüt, die Novelle „Alles, was draußen ist“, erhielt sie den Wortspiele Literaturpreis und den Rauriser Literaturpreis. „Zurück zum Feuer“ ist ihr erster Roman. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Frankfurt.

Der Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg wird seit 1993 jährlich im Wechsel in den Sparten Erzählung, Essay, Roman und Lyrik an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, die mit ihren Erstlingswerken bereits die Aufmerksamkeit der Kritiker und des Lesepublikums auf sich gelenkt haben. Der Preis ist deutschlandweit einmalig, da die Jury sowohl mit professionellen Literaturkritikerinnen und -kritikern, als auch mit Studierenden des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg besetzt ist.

Die bisherigen Preisträger sind Maximilian Probst, Philipp Schönthaler, Alexander Gumz, Wolfgang Herrndorf, Sven Hillenkamp, Andreas Stichmann, Felicia Zeller, Ann Cotten, Clemens Meyer, Stefan Weidner, Anna Katharina Hahn, Raphael Urweider, Andreas Maier, Doron Rabinovici, Sabine Peters, Hendrik Rost, Oswald Egger, Norbert Niemann, Benjamin Korn, Daniel Zahno, Jörg Schieke, Barbara Köhler, Gabriele Kögl und Günter Coufal.

Der Jury des Clemens-Brentano-Preises gehören an: die Literaturkritiker Dr. Ina Hartwig (Frankfurt am Main), Felicitas von Lovenberg (Frankfurt am Main), Dr. Hubert Winkels (Köln) und Markus Clauer (Ludwigshafen) sowie die Germanistik-Studierenden der Universität Heidelberg Cristina Loesch, Alexander Mestekemper und Svenja Münster.