Kaiserslautern – Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Handwerk folgten der Einladung der Handwerkskammer der Pfalz zum diesjährigen Neujahrsempfang.
Präsident Dirk Fischer und Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler freuten sich, mit dem Präsidenten des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB), Professor Dr. Friedrich Hubert Esser, einen hochkarätigen Experten in Sachen Berufsbildung begrüßen zu können. In seiner Rede ging Esser auf aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze zur Gewinnung von Nachwuchskräften im Handwerk ein.
„Hinter uns liegt das beschäftigungsintensivste Jahr, das Deutschland je hatte und eine ökonomisch sehr erfolgreiche Dekade. Doch gehen das Jobwunder und der steigende Wohlstand weiter?“
gab Esser zu bedenken. Der Strukturwandel in der Wirtschaft berge auch Herausforderungen. Demnächst gingen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente, was in Verbindung mit der demografischen Entwicklung den Fachkräftemangel verstärke. 2050 fehlten rund zwölf Millionen Fachkräfte in Deutschland. Durch die Digitalisierung fielen Arbeitsplätze weg, es entstünden aber auch neue. Neben der Bedeutung von Fort- und Weiterbildung sei auch ein beschäftigungspolitisches Umdenken gefragt. Flexible Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und letztlich auch ein angemessenes Gehalt seien die Eckpfeiler eines attraktiven Beschäftigungsverhältnisses. Wichtiger werde außerdem die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen und berufsübergreifenden Kompetenzen, um den heutigen Wissensanforderungen gerecht werden zu können.
Präsident Fischer äußerte sich zufrieden zur guten konjunkturellen Lage des Handwerks im Vorjahr. Handlungsbedarf sieht er ebenfalls in der Gewinnung von Fachkräften und Nachwuchs im Handwerk. Der Trend zum höheren Schulabschluss und anschließendem Studium sei ungebrochen, daher müsse man hier intensiv tätig werden. Seinen Blick richtete er verstärkt auf Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufen, die im Rahmen des neuen Projektes der Handwerkskammer „Praktisch orientiert: Berufliche Bildung an den Gymnasien“ über eine Ausbildung im Handwerk informiert werden.
„Mit diesem neuen Instrument wollen wir das Handwerk mit seinen vielen neuen und häufig stark digitalisierten Berufsbildern besonders an Gymnasien bekannter machen“,
so Fischer.
Auch weiterhin werde sich die Handwerkskammer an Ausbildungs- und Fachmessen beteiligen und Ausbildungsbotschafter einsetzen, um junge Menschen in der Berufsfindungsphase zu erreichen.
„Wir wollen die absolute Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung“,
so Fischer. Er erhob die Forderung nach einem Azubi-Ticket analog zum Semester-Ticket für Studierende sowie die Gleichstellung von Auszubildenden mit Studierenden in der Sozialversicherung. Die kürzlich vom Bundestag beschlossene Rückführung von zwölf Berufen in die Meisterpflicht wertete Fischer als richtige Entscheidung, da der Meisterbrief Garant für Ausbildung, Qualität und Verbraucherschutz sei. Er dankte allen, die sich seit langem für diese Entwicklung eingesetzt hatten und hob hervor, dass sich auch die Verantwortlichen der Handwerkskammer der Pfalz für dieses Ziel stark gemacht hätten.
Als anstehende Themen für die Zukunft nannte Präsident Fischer den Klimaschutz, die Mobilität sowie die nachhaltige Energieversorgung mit der Forderung nach steuerlicher Absetzbarkeit von Investitionen in die energetische Gebäudesanierung. Grundsätzlich sieht Fischer die Wirtschaftsmacht Handwerk im Land gut aufgestellt. Die Handwerkskammer der Pfalz vertritt die Interessen von mehr als 18.000 Handwerksunternehmen mit über 6.000 Auszubildenden und rund 88.000 Beschäftigten.