Speyer – Am Donnerstag, 25.06.2015, wurde das Spezialpionierbataillon 464 auf dem Speyerer Domplatz im Rahmen eines Appells mit Wirkung zum 31.12.2015 außer Dienst gestellt.
Die Stadt Speyer erhielt erstmals eine Garnison, erst französich (1809 – 1812), danach zogen bayerische Truppenteile inn Speyer ein. Die Geschichte der Speyer Pionierganison begann am 7. September 1874 mit dem 2. Pionierbataillon (PiBtl) von Erlangen. Das 2. PiBtl wurde 1818 nach dem Ende des 1. Weltkriegs aufgelöst. Am 5. Dezember 1918 zog eine französische Besatzung in Speyer ein, am 27. Mai 1930 verließen die Franzosen wieder Speyer. Im März 1935 rückten das 2. Batatillon des deutschen Infanterieregiments 104 in die Pionierkaserne ein. 1942 wurde die Pionierschule 2, die bis 1945 bestand, für schweren Brückenbau eingerichtet. Am 24.03.1945 wurde Speyer amerikanisch besetzt und am 30.03.1945 den Franzosen übergeben.
Am 01. Februar 1963 zog das Luftlandepionierbataillon 9 in Speyer ein. Für sie wurde die Kurpfalz-Kaserne, der Pionierübungsplatz Wasser im Reffenthal und der Pionierübungsplatz Land errichtet. Den Namen "Kurpfalz-Kaserne" erhielt die Liegenschaft am 01. Mai 1966. Am 01. April 1970 wurde das Amphibische Pionierbataillon 330 aufgestellt. Im Jahr 1993 folgte das Pionierbrückenbataillon 330, das 1997 in Schweres Pionierbataillon 330 umbenannt wurde. Am 30.06.2003 wurde das Schwere Pionierbataillon 464 aufgestellt. Erster Kommandeur des neuen Bataillons war Oberstleutnant Hans-Jochim Miller, letzter Kommandeur war Oberstleutnant Stefan Jeck. Unterstellt wurde das Spezialpionierbataillon (SpPiBtl 464) anfangs dem Logistikregiment in Diez, später dem Logistikkommando in Erfurt. In seiner Bestehenszeit wurden die Soldatinnen und Soldaten vermehrt im Ausland eingesetzt.
Oberstleutnant Jeck dankte seinen Soldaten
Nach dem Abschreiten der Front beim Außerdienststellungsappells am 25. Juni 2015 auf dem Domplatz zu Speyer durch Oberstleutnant Stefan Jeck, Hansjörg Eger (Oberbürgermeister der Stadt Speyer) und Generalmajor Hans-Erich Antoni (Kommandeur Logistikkommando der Bundeswehr) hielt Oberstleutnant Jeck seine Rede. Der Auftrag habe die Soldatinnen und Soldaten des Spezialpionierbataillons 464 in die Einsätze der Bundeswehr geführt. Er sei stolz, dass das Bataillon in Speyer und die Pfalz nicht nur eine militärische Heimat hatte. In den mehr als 12 Jahren seines Bestehens waren 350 der Soldaten jährlich im Einsatz. Highlights waren der Bau zahlreicher Feldlager in Afghanistan und Mali, der Rückbau der Feldlage in Afghanistan und auf dem Balkan. Die Einsätze waren belastend mit enormen Belastungen, sie wurden "tapfer ge- und ertragen". Oberstleutnant Jeck dankte allen Soldatinnen und Soldaten für Ihre Diensterfüllung und Leistungen, egal in welcher Funktion. Er bedankte sich voller Freude, dass er Kommandeur sein durfte.
Oberbürgermeister Hansjörg Eger (Speyer) bedauerte, dass die Stadt Speyer ihre Bundeswehrkaserne und den Status einer Garnisonsstadt verliere. Die Stadt Speyer war stolz darauf, mehr als 50 Jahre lang Standort für eine moderne Bundeswehreinheit gewesen zu sein, so der Oberbürgermeister. OB Eger lobte die gelebte Partnerschaft. Viele Soldaten haben ihre neue Heimat in Speyer gefunden. Rückblickend schaute er auf die gemeinsame Zeit, z.B. auf die Hochwassereinsätze. Die Bundeswehr in Speyer war mehr als ein Wirtschaftsfaktor, sie waren Freunde und Weggefährten. Er dankte der Bundeswehr als Garant für Frieden und Freiheit.
Anpassung an veränderte sicherheitspoltische Strukturen
Generalmajor Hans-Erich Antoni, Logistikkommando der Bundeswehr, betonte, dass die Bundeswehr an die veränderten sicherheitspolitischen Strukturen angepasst wird. Veränderungen seien "integraler Bestandteil unseres Lebens". Dies gelte für "uns als Menschen genauso Instutitionen, sowie für die Streitkräfte". Im Zuge der Veränderung werde das Spezialpionierbataillon 464 zum 31. Dezember 2015 aufgelöst und die Kurpfalzkaserne in Speyer geschlossen. Dies beende eine über 140 Jahre währende Pioniertradition am Standort, davon 52 Jahre im Dienste der Bundeswehr.
4.000 Soldatinnen und Soldaten des Bataillons haben in den vergangenen 12 Jahren ihr Leistungsvermögen in allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr nachgewiesen, z.B. in Afghanistan, im Balkan und in Mali, so der General, auch im Rahmen der Katastrophenhilfe "an der Heimatfront".
Generalmajor Antoni dankte Oberstleutnant Stefan Jeck als "letztem Kommandeur dieses Verbandes". Auch nach der Schließung lebe der Pioniergeist weiter fort. Ebenso dankte der General der Stadt Speyer und den umliegenden Gemeinden für die "vorbehaltlose und gelebte Interation der Angehörigen der Bundeswehr".
In der neuen Bundeswehrstruktur gebe es nur noch einen Spezialpionier-Verband in Husum. Ein Teil der Soldatinnen und Soldaten werden dort ihren Dienst leisten. Dort sei der Erfahrungsschatz und die "einzigartigen Fähigkeiten" sehr wichtig, sie würden dort händeringend gebraucht. "Nehmen Sie diese Herausforderung an. Ein Neuanfang ist oftmals auch eine Chance.", so der General in seiner Rede.
Unter den Klängen des Heeresmusikkorps Koblenz wurde die Truppenfahne durch Oberstleutnant Stefan Jeck und Generalmajor Hans-Erich Antoni eingerollt. Mit dem letzten Marsch durch die Maximilianstraße endet somit die Tradition eines stolzen Standorts. Die Bundeswehr verlässt bis spätestens Mitte 2016 die Liegenschaft im Speyerer Norden. Dann wird die Liegenschaft durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIma) veräußert. Was nur bleibt, ist die Erinnerung.