Kaiserslautern – Zahllose vollgelaufene Keller und Einsätze der Rettungskräfte sowie in der Bremerstraße umherschwimmende Autos: Die Starkregenereignisse in und um Kaiserslautern aus dem Frühsommer 2018 sind vielen Bewohnerinnen und Bewohnern noch in guter Erinnerung. Häufigere und aufgrund ihrer Kleinräumigkeit schwer zu prognostizierende Starkregenereignisse sind eines von vielen Phänomenen, die mit dem immer rascher ablaufenden Klimawandel einhergehen.
Dabei kann sich Kaiserslautern in Hinblick auf Starkregenereignisse – trotz seiner Muldenlage – noch vergleichsweise glücklich schätzen: Die Stadt ist nämlich in weiten Bereichen von Wald umgeben. Und dieser ist nicht nur Erholungs- und Freizeitort, Wirtschaftsfaktor und Habitat für seltene Arten. Er hat darüber hinaus für den Wasser- und Regenrückhalt eine zentrale Bedeutung; ohne den Wald würde das Niederschlagswasser quasi ungebremst in die Stadt gelangen.
Aufgabe der Försterinnen und Förster ist es, auch den Aspekt des Wasserrückhaltes im Wald bei ihrer täglichen Arbeit angemessen zu berücksichtigen. Mit dem Voranschreiten des Klimawandels nimmt dies an Bedeutung zu und verdient deshalb besondere Beachtung.
„Der Wald ist ein hervorragender Ort des Regenrückhaltes, da er auf unterschiedlichen Ebenen einem schnellen und unkontrollierten Wasserabfluss entgegenwirkt“,
erklärt Christopher Skala, stellvertretender Leiter des Forstamts Kaiserslautern.
Der Niederschlag trifft zunächst auf das Baumkronendach. Hier werden Starkregen gebremst und treffen nicht – wie im Offenland – direkt auf die Bodenoberfläche. Die Wasserableitung erfolgt verzögert, über Blätter, Zweige, Äste und den Stamm hin zum Boden. Ein Teil des Wassers bleibt sogar in den Baumkronen zurück und verdunstet direkt von dort aus wieder.
„Bei der Waldbewirtschaftung wird darauf geachtet, dass Lücken, die durch die Entnahme von Bäumen zwangsläufig entstehen, zum einen nicht zu groß sind. Auf Kahlschläge verzichten wir aus diesem Grund bewusst“,
so Skala. Im Idealfall stehen bereits junge Bäume unter den Altbäumen, um die entstehenden Lücken rasch zu füllen. Überhaupt sorgen stufig aufgebaute Waldbestände für eine möglichst optimale Verzögerung der Wasserableitung, wie der stellvertretende Leiter weiß.
„Hierzu tragen auch unterschiedliche Baumarten in bunter Mischung auf kleiner Fläche mit ihren verschiedenen Wuchsformen bei. Den Nadelbäumen kommt hier gerade in den Wintermonaten aufgrund ihrer ganzjährigen Belaubung eine besondere Bedeutung zu.“
Das auf der Bodenoberfläche ankommende Wasser läuft oberirdisch ab oder sickert im Idealfall in den Boden ein. Läuft es oberirdisch ab, so versickert es entweder im weiteren Verlauf oder wird zumindest durch umherliegendes Laub und Reisig gebremst und am raschen Abfluss behindert. Auf Waldwegen, die in der Regel wassergebunden und unversiegelt sind, wird das Wasser über deren schräge Oberfläche und Ableitungsmulden rasch in die Waldbestände oder in Versickerungsmulden gelenkt. Skala:
„Aus diesem Grund und um Erosionsrinnen auf den Wegen zu vermeiden, ist eine regelmäßige Wegepflege im Forstbetrieb unerlässlich.“
Die tatsächliche Versickerung des Niederschlagswassers im Waldboden ist für den Hochwasserrückhalt ideal: Aufgrund seiner natürlich gewachsenen Struktur besitzt der Waldboden eine geringe Lagerungsdichte. Entlang der Wurzeln und in den Bodenporen befinden sich Räume, in die das Wasser eindringen kann und die den Waldboden daher wie einen Schwamm wirken lassen. Diese auch verglichen mit anderen Landnutzungsformen häufig optimale Aufnahmefähigkeit für Wasser ist abhängig vom jeweils vorliegenden Bodensubstrat, der Gesamttiefe des Bodens sowie der herrschenden Bodenfeuchte bzw. Sättigung des Bodens mit Wasser.
„Wir sind uns der Fähigkeit des Bodens zur Wasserspeicherung wohl bewusst. Die Befahrung des Waldbodens wird daher auf ein minimales Maß beschränkt, auf eine flächige Befahrung des Waldes wird verzichtet. Die zur Gewinnung von Bau-, Möbel- und Brennholz als nachwachsenden Rohstoffen notwendige Befahrung bleibt auf sogenannte Rückegassen beschränkt, um möglichst viel Waldboden natürlich und unverdichtet zu lassen und seine Infiltrationsleistung auf der Fläche zu erhalten“,
erklärt Skala. Die Einhaltung der strengen Vorgaben zur Anlage solcher Befahrungslinien werde durch regelmäßige Kontrollen und die Vergabe von Zertifikaten sichergestellt und bestätigt. Auch das Selbstverständnis der Forstleute, verantwortungsvoll und pfleglich mit den natürlichen Lebensgrundlagen umzugehen, trage hierzu bei.
Wald als solcher, aber auch Aspekte seiner Bewirtschaftung, sind natürlicher und aktiver Hochwasserschutz. Selbstredend stößt selbst die Pufferwirkung des Waldes bei Starkregenereignissen wie im Frühsommer 2018 in Kaiserslautern an ihre Grenzen. Ihre Folgen in der Stadt wurden und werden jedoch durch die Existenz des Waldes an sich und durch die an Langfristigkeit ausgerichtete Arbeit der Försterinnen und Förster erheblich abgemildert.