Wiesbaden – Seit 160 Jahren schwebt sie über Wiesbaden und ist zu einem der bekanntesten Wahrzeichen der hessischen Landeshauptstadt geworden: die Russische Kirche auf dem Neroberg. Am 26. Mai 1855 wurde sie feierlich eingeweiht. Daran erinnert die jüngste pan-europäische Ausgabe der russischen Wochenzeitung „Argumenty i Fakty“ (AIF Europa) mit Redaktionssitz in Wiesbaden.
Vor 170 Jahren (im Januar 1845) starb die 19-jährige russische Gemahlin des Herzogs Adolf von Nassau, Großfürstin Elisaweta Michailowna (Elisabeth) bei der Geburt ihres ersten Kindes. Vor 160 Jahren (im Mai 1855) wurde die russisch-orthodoxe Kirche der Heiligen Elisabeth auf dem Neroberg feierlich eingeweiht. Herzogin Elisabeth und ihre Tochter fanden dort ihre letzte Ruhe.
In den zehn Jahren nach dem tragischen Tod Elisabeths und bis zur Errichtung und Einweihung der russisch-orthodoxen Grabkirche auf dem Neroberg im Mai 1855, wo Elisabeth und ihre Tochter ihre letzte Ruhe fanden, wurden deren sterblichen Überreste zuerst in der russischen Hauskapelle an der Rheinstraße (Grevesche Haus – heute Hessisches Statistisches Landesamt), dann in der evangelischen Mauritiuskirche und zuletzt in der katholischen Bonifatiuskirche in der Luisenstraße untergebracht.
„Was viele nicht wissen: Vor 165 Jahren, bei dem Brand, der die Mauritiuskirche im Juli 1850 zerstörte, befanden sich dort die Särge von Elisaweta und ihrer Tochter. Wiesbadener Bürger haben sie aus den Flammen geholt“,
sagt die Chefredakteurin von AIF Europa, Victoria Shkarovskaya. Die Mauritiuskirche, der damalige kirchliche Mittelpunkt der Stadt Wiesbaden, brannte bis auf die Grundmauern ab.
Vor einigen Jahren hat die Zeitung in einer ausführlichen Publikation über die traditionelle Verbundenheit Wiesbadens mit russischen Gästen auch gegenwärtige prominente Persönlichkeiten zu der Stadt befragt. Der letzte sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow, der bereits mehrfach zu Gast in Wiesbaden war, hat gegenüber AIF Europa seine Eindrücke über Wiesbaden geäußert – „ausgezeichnete Lage, traumhafte Naturumgebung“ – und betont: „Aber der wichtigste Schatz der Stadt sind die Wiesbadener – sehr herzliche und aufgeschlossene Menschen.“
„Zum 160. Jahrestag der russisch-orthodoxen Kirche in Wiesbaden wird es im Herbst 2015 eine Reihe von Veranstaltungen geben“,
sagt Alexander de Faria e Castro, erster Vorsitzender von HERUS e.V. (Hessisch-russischer interkultureller Austausch). In Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Wiesbaden erscheint eine Broschüre, die sich mit der Geschichte der Russischen Kirche und des Russischen Friedhofs auf dem Neroberg sowie der gesellschaftlichen Bedeutung russischer Besucher und Einwohner befasst. Die Veranstaltungen: Ausstellung „Das Russische Wiesbaden“, bereits mit großem Erfolg in St. Petersburg anlässlich des Petersburger Dialogs 2009 und später in Moskau gezeigt; Vortrag des bedeutenden russischen Intellektuellen P.G. Stschedrowizkij, Mitherausgeber einer neuen umfangreichen russischen Enzyklopädie über russische Philosophen, zu den historische Verbindungen mit Deutschland und hier tätigen russische Philosophen mit anschließendem Dialog; Dialog zwischen russischen und deutschen Fachhistorikern über die Bedeutung der Russischen Kirche und des Friedhofs für die Entwicklung der Landeshauptstadt mit anschließender Diskussion; Führung der Museumsleitung des Hessischen Landesmuseums durch die dort vorhandenen russischen Kunstwerke mit anschließendem Galadiner.