Waldleiningen – Mit den Luchsweibchen Lycka und Tarda wurden am Freitag, 21. März 2020, Luchs Nummer 19 und 20 im Pfälzerwald freigelassen.
Mit Lycka und Tarda ist das Ziel des Projektes, insgesamt 20 Luchse in den Pfälzerwald umzusiedeln, erreicht.
Ministerin Ulrike Höfken beglückwünscht alle beteiligten Partner im Projekt zur erfolgreichen Durchführung der Umsiedlungen: „2016 freuten wir uns gemeinsam mit den Paten auf die Ankunft der ersten Luchse. Vier Jahre später freuen wir uns darüber, dass mit Lycka und Tarda die gewünschte Anzahl von 20 Luchsen für die Wiederansiedlung im Pfälzerwald freigelassen werden konnten. Die Luchse und ihr Nachwuchs haben sich bereits große Bereiche des Pfälzerwaldes erschlossen. Die Tiere breiten sich nach der Freilassung im nördlichen Pfälzerwald vermehrt in Richtung Süden aus. Wir sind zuversichtlich, dass sich diese faszinierende Katzenart nach ihrer Ausrottung im 18. Jahrhundert im Einklang mit allen Interessensgruppen wieder dauerhaft im Pfälzerwald und darüber hinaus ansiedelt.“
Beide Luchsweibchen wurden vom jeweiligen Fangteam, bestehend aus Wildhütern und Tierärzten, nach dem Fang in die Quarantänestation des Natur- und Tierparks Goldau gebracht. Das Luchsweibchen Lycka wurde im Kanton Neuenburg eingefangen, Luchsin Tarda stammt aus dem Kanton Waadt.
Lycka wurde 2011 geboren und wiegt gut 20 kg, ist also ein erfahrenes und kräftiges Tier. Das Geburtsjahr von Tarda ist nicht bekannt, von ihrer Konstitution her handelt es sich bei ihr eher um ein relativ junges Tier.
Am Freitagmorgen sind beide Tiere einem letzten Gesundheitscheck durch die Tierärzte vom Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin (FIWI) der Universität Bern unterzogen worden, bevor sie im Anschluss vom Luchsteam der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz in den Pfälzerwald gebracht wurden.
In der Nähe von Waldleinigen wurden Lycka und Tarda in ihre neue Heimat entlassen. Bei der Freilassung wurde anlässlich der aktuellen Pandemie auf Zuschauer, externe Fotografen und Presse verzichtet.
Wie alle anderen Luchse, die im Pfälzerwald freigelassen wurden, tragen auch Lycka und Tarda einen GPS-Halsbandsender, damit ihre Bewegungen nachvollzogen werden können. Die übermittelten GPS-Daten der Sendehalsbänder fließen in Aktionsraumkarten zu den Luchsen ein, die in regelmäßigen Abständen auf der Projekt-Homepage www.luchs-rlp.de veröffentlicht werden.
Zusammen mit der Trifels Natur GmbH hat die Firma Wilhelm Eder GmbH die Patenschaft für das Luchsweibchen Lycka übernommen. „Wir beziehen für unsere Produkte fast unser komplettes Eichen-, Robinien- und Kastanienholz aus dem Pfälzerwald und haben eine enge Verbundenheit mit dem Wald. Eine Herzensangelegenheit geht jetzt mit der Patenschaft in Erfüllung“, so Markus Eder und sein Bruder Nico Eder ergänzt: „Es ist ein Leuchtturm-Projekt ohne kommerziellen Wert, einfach ein Dankeschön an unsere wundervolle Natur, auf dass wir sie wiederentdecken und erhalten.“
„Annweiler ist der siebtgrößte kommunale Waldeigentümer in Rheinland-Pfalz. Wir fühlen uns daher besonders verpflichtet vor allem die ökologische Artenvielfalt mit unserer Arbeit zu bereichern und nachhaltig im umfassenden Sinne zu arbeiten. Mit der Übernahme der Patenschaft für Lycka leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Luchs-Vorkommens und für die Artenvielfalt unseres Pfälzerwalds“, so Geschäftsführer Harald Düx, Trifels Natur GmbH.
Die Patenschaft für Tarda übernimmt die HIT Umweltstiftung. „Gegen Ende des Projektes dürfen wir nun auf sechs sehr erfolgreiche Jahre zurückblicken. Wir sind dem Luchsteam dankbar für die gute professionelle Zusammenarbeit und werden die Entwicklung der Wiederansiedlung auch in den nächsten Jahren aufmerksam verfolgen. Heute gilt unser besonderer Dank den Schweizer Projektpartnern, die das Projekt stetig mit Luchsen für die Wiederansiedlung versorgen – auch heute wieder, in dieser schwierigen Zeit!“, so Christoph Heider von der HIT Umweltstiftung.
Hintergrund
Mithilfe des europäischen Förderprogramms LIFE-Natur führt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit ihren Projektpartnern Landesforsten Rheinland-Pfalz, SYCOPARC in Frankreich sowie dem WWF das Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse durch. Das Vorkommen kann zum Schutz und Erhalt einer Art beitragen, die in Europa nur mehr in wenigen Rückzugsgebieten vorkommt und in Zentral- und Westeuropa als gefährdet einzustufen ist. Das Projekt ist im Januar 2015 gestartet und endet im September 2021. Naturschutzexperten der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) haben die Konzeption geprüft und sehr positiv bewertet. Die Wiederansiedlung der Luchse wird mit 50% durch das EU LIFE-Programm gefördert und hat ein Gesamtvolumen von 2,75 Mio. €. Neben der Stiftung und ihren Projektpartnern beteiligen sich das Land Rheinland-Pfalz, die Deutsche Wildtier Stiftung, die Landesverbände von NABU und BUND, die HIT Umweltstiftung sowie weitere Förderer an der Finanzierung des Vorhabens. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz unterhält ein Projektbüro in der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt.
Mehr Informationen zum LIFE Luchs Projekt Pfälzerwald der Stiftung und ihren Projektpartnern gibt es im Internet unter http://www.luchs-rlp.de. Speziell für Tierhalter ist hier auch ein Informationsfaltblatt im Bereich „Nutztiere & Luchs“ zu finden.