Über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 20 europäischen Staaten sowie der Koordinator des trilateralen Biosphärenreservats „Trifinio Montecristo“ (Guatemala/Honduras/El Salvador) trafen sich zu einem dreitägigen Workshop im Château du Liebfrauenberg im französischen Teil des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen.
Sie beschäftigten sich unter anderem mit der Bilanz der Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Biosphärenreservate seit der ersten Weltkonferenz und dem Experten-Workshop, die 2004 in Fischbach bei Dahn und in Edesheim stattfanden, dem Erarbeiten und Umsetzen von grenzüberschreitenden Management- und Zonierungsplänen sowie dem Aufbau transnationaler Verwaltungs- und Koordinierungsstrukturen.
„Ich freue mich über die fantastische Resonanz der Veranstaltung“,
sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder als Vertreter des Naturparks Pfälzerwald, den die UNESCO 1998 zusammen mit dem Naturpark Nordvogesen als erstes grenzüberschreitendendes Biosphärenreservat der Europäischen Union und einziges mit deutscher Beteiligung offiziell anerkannt hat. Das Verständnis, was ein Biosphärenreservat sei, müsse in der Bevölkerung noch stärker geweckt werden. Umfassende Anstrengungen, darunter die Entwicklung einer Produktmarke, die Förderung des nachhaltigen Tourismus und die Intensivierung der Bildungsarbeit, seien gefordert. Gerne wolle man, so Wieder bei der Eröffnung des Workshops, auch von den anderen grenzüberschreitenden Biosphärenreservaten lernen.
„Insofern bin ich sehr gespannt auf die Ergebnisse dieser Tagung.“
Michael Weber, Präsident des SYCOPARCs Nordvogesen, sieht in der Zusammenführung der lokalen Aufgaben und wissenschaftlichen Erkenntnisse eine Herausforderung; es gelte,
„das Trennende, wie Sprachbarrieren und unterschiedliche Verwaltungsstrukturen, zu überwinden“.
„Das Gebiet Nordvogesen-Pfälzerwald scheint uns die Zusammenarbeit aufzudrängen, denn die Natur ist auf beiden Seiten gleich.“ Er stellte die verschiedenen gemeinsamen Projekte, wie die Biosphären-Bauernmärkte, die grenzüberschreitende Kernzone (das Naturwaldreservat „Adelsberg – Lutzelhardt“), den Leitfaden zur energetischen Sanierung von privaten Altbauten unter Wahrung des baukulturellen Erbes sowie die zweisprachigen Artenvielfalt-Steckbriefe heraus. Mit der Frage „Wie können wir uns gegenseitig bereichern?“ beschrieb er das Ziel des Workshops.
Qunli HAN, Direktor des MAB-Programms der UNESCO (MAB steht für „man and biosphere“), schwärmte von der „wunderschönen Landschaft“ und beschwor die Vorteile des Welt-Netzwerks, das 1970 mit einem Forschungsprogramm zum Erhalt der Schutzgebiete seinen Anfang nahm und dem jedes Jahr neue Interessenten beitreten wollen. „Die Biosphärenreservate decken eine riesige Fläche und fast alle Ökosystme ab“, so Qunli HAN; sie seien für eine
„nachhaltige Entwicklung und den Frieden für die Länder“
von großer Bedeutung. „Menschen reichen sich über Grenzen hinweg die Hand. Aus dem Austausch kann Neues entstehen.“ Das Biosphärenreservat „Pfälzerwald – Vosges du Nord“ bezeichnete er als internationales Vorbild mit bedeutender Pionierfunktion, es verdiene, „in die Annalen der Vereinten Nationen“ aufgenommen zu werden.
Die Teilnehmer hatten im weiteren Verlauf des Workshops Gelegenheit, in professionell moderierten Arbeitsgruppen intensiv die verschiedenen Aufgabenstellungen, Problembereiche und aktuellen jeweiligen Situationen in den verschiedenen grenzüberschreitenden Biosphärenreservate zu analysieren und zu bewerten sowie konkrete kurz- und mittelfristige Aufgaben für die einzelnen Biosphärenreservate, die nationalen UNESCO-Kommissionen, die nationalen MAB-Komitees, das MAB-Sekretariat in Paris und das MAB-Bureau der UNESCO zu benennen beziehungsweise in Form eines Handlungskatalogs zusammenzufassen.
Der Internationale Koordinierungsrat des MAB-Programms der UNESCO wird nun den Handlungskatalog prüfen und entsprechende Empfehlungen zur Aufnahme der Leitlinien in die neue MAB-Strategie sowie in den Aktionsplan, der im kommenden Jahr in Lima/Peru beschlossen werden soll, aussprechen. Die Vertreter der einzelnen Biosphärenreservate und Initiativen haben den Workshop in der gemeinsamen Hoffnung beendet, dass die grenzüberschreitenden Biosphärenreservate zukünftig noch mehr Unterstützung durch die UNESCO und ihre nationalen Gremien erfahren werden.