Kreis Kaiserslautern – Die Aussage von Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler am vergangenen Donnerstag (26.03.2020), sie halte die Vorbereitungen für Hilfskrankenhäuser für unnötig, wurde in einer landesweiten Telefonkonferenz mit allen Landrät/innen und Oberbürgermeister/innen kontrovers diskutiert.
Landrat Ralf Leßmeister äußert sich hierzu für den Gesundheitsamtsbereich der Stadt und des Landkreises Kaiserslautern.
„Wir haben bereits frühzeitig die Weichen in dieser Hinsicht gestellt und ich habe zur besseren Koordination und Planung eigens eine „Medizinische-Task-Force“ nicht nur für unseren Gesundheitsamtsbereich, sondern für den gesamten Rettungsdienstbereich Kaiserslautern einberufen“,
so Landrat Leßmeister. Dieser Task-Force gehören die Landkreise Kusel, Donnersbergkreis, Kaiserslautern und die Stadt Kaiserslautern an, jeweils vertreten durch die Landräte bzw. den Oberbürgermeister. Weiterhin sind die beiden Geschäftsführer des Westpfalz- und Nardini-Klinikums mit ihren jeweiligen ärztlichen Leitungen sowie der stellvertretende Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Dr. Wolfgang Hoffmann, vertreten. Das macht in dieser Zusammensetzung vor allem deshalb Sinn, da über kommunale Grenzen und Zuständigkeiten hinweg eine engere Abstimmung und Vernetzung mit unserem vorhanden Klinik-Netzwerk und den verschiedenen Standorten möglich ist. Diesbezüglich finden regelmäßige Telefonkonferenzen statt, um auf die jeweiligen Corona-Entwicklungen frühzeitig und abgestimmt reagieren zu können.
Insbesondere die ärztlichen Leitungen der beiden Kliniken haben in der letzten Telefonschaltkonferenz betont, dass man aktuell die Lage in den Krankenhäusern unter Kontrolle habe und nach derzeitigem Stand noch ausreichend Aufnahmekapazitäten vorhanden seien. Die Kliniken haben sich intern bewusst auf die Corona-Pandemie eingestellt und vor allem durch die Verschiebung planbarer Eingriffe bereits erweiterte Kapazitäten bereitgestellt. So sei man in der Lage, auch bei einem kurzfristigen deutlichen Anstieg an CoronaPatienten vier bis fünf Tage zu überbrücken.
Genau diese Zeit reicht den Verantwortlichen in Stadt und Landkreis, um dann eventuell erforderliche Rückfallebenen in Form von Hilfskrankenhäusern aufzubauen und einzurichten. Die Vorbereitungen und Planungen sind bereits in Stadt und Landkreis so konkretisiert, dass innerhalb weniger Tage Ausweichquartiere eingerichtet werden können, wenn in den beiden Kliniken auf Grund der Corona-Pandemie die Kapazitäten nicht mehr ausreichen würden. Hier kann auf vorhandene Erfahrungen und Notfallkonzepte im Zusammenhang mit der Fußball-WM und dem Rheinland-Pfalz-Tag zurückgegriffen werden.
Die Stadt Kaiserslautern favorisiert hierfür die Infrastruktur des HohenstaufenGymnasiums und hat dort bereits Feldbetten und Material deponiert. Im Landkreis hat Landrat Leßmeister mit dem Caritasverband Speyer bereits Absprachen getroffen und so könnte das derzeit auf Grund der Corona-Pandemie noch nicht bezogene neue Seniorenzentrum St. Nikolaus in Landstuhl im Bedarfsfall als Hilfskrankenhaus genutzt werden. Das derzeit leerstehende aber voll erschlossene und möblierte Seniorenzentrum bietet optimale Voraussetzungen, um kurzfristig und auch unter pflegerischen Gesichtspunkten eine Betreuung von bis zu 120 Patienten sicherzustellen.
„Das waren unkomplizierte und sehr angenehme Vorgespräche mit dem Caritasdirektor, Herrn du Bellier,“
spricht Leßmeister dem Caritasverband seinen Dank aus.
„Für ein Worst-Case-Szenario sind wir darüber hinaus mit einer weiteren Rückfallebene mit der kleinen Sporthalle der Integrierten Gesamtschule (IGS) Landstuhl gerüstet. Der Verbandsvorsteher der IGS Landstuhl, Dr. Peter Degenhardt, hat hierzu bereits seine Unterstützung zugesagt. Unsere Katastrophenschutz-Einheiten verfügen über 100 Doppelstockbetten, also 200 Einzel-Betten, und darüber hinaus über weitere 100 Feldbetten, sodass wir alleine im Landkreis mit dem Caritasheim über eine Kapazität von insgesamt über 400 Ersatzbetten verfügen“,
so Leßmeister weiter. Ungeachtet eventueller Konflikte mit einem zukünftigen Schulbetrieb bzw. den Notbetrieben in den Schulen halte er verfügbare Einrichtungen wie Pflegeheime oder Reha-Einrichtungen für die grundsätzlich bessere
Wahl als Sporthallen und Schulgebäude.
Die Ärzte der Kliniken hatten im Rahmen der Task-Force-Gespräche darüber hinaus betont, dass die Nähe eines Hilfskrankenhauses zum Klinikstandort vor dem Hintergrund der Transportwege von Vorteil sei. Auch dies habe man in den Planungen berücksichtigt. Leßmeister betont abschließend, man bleibe weiterhin in engem Austausch mit den Kliniken – die nächste Telefonschaltkonferenz der Medizinischen-Task-Force finde am Montag, dem 30. März, statt.
Derzeit bestehe in Stadt und Landkreis Kaiserslautern aber noch kein Grund, ein Notkrankenhaus voll aufgerüstet vorzuhalten.
„Dennoch sind wir vorbereitet und könnten innerhalb weniger Tage reagieren“,
beruhigt der Landrat.